Kommentar Anständig geht anders

Zum erbitterten Streit zwischen Christoph Gensch (CDU) und den Zweibrücker Linken.

Kommentar: Anständig geht anders
Foto: SZ/Robby Lorenz

So viel sie auch ansonsten trennt, eines haben Christoph Gensch und die Zweibrücker Linke gemeinsam: Wenn es um die vom Ordnungsamt abgebrochene Demo „Gemeinsam gegen Rechts“ im März geht, sind sie binnen Sekunden auf 180. Die Linken nehmen Gensch sein Verständnis für die Auflösung und seine Fokussierung auf mutmaßliche linke Verfassungsfeinde unter den Demonstranten übel. Gensch kritisiert das Gebaren der Linken in der Sache als mutwillige Skandalisierung und vermisst eine klare Distanzierung der Organisatoren von potenziell verfassungsfeindlichen Elementen bei Versammlung. Das klingt nach einer sachlichen Auseinandersetzung, war und ist jedoch in Wahrheit auf beiden Seiten eine höchst emotionale Angelegenheit.

Monatelang war dieser Streit kein öffentliches Thema mehr in der Stadt und man hatte bereits die Hoffnung, die Streithähne hätten sich beruhigt. Dass dem nicht so ist, war in dieser Woche zu beobachten: Die Linke hatte ihre Unterstützung von Marold Wosnitza (SPD) als OB-Kandidat unter anderem damit begründet, es gelte, wegen der Vorfälle am 14. März einen Bürgermeister Gauf (CDU) zu verhindern.

Christoph Gensch verfasste als Reaktion eilends einen „offenen Brief“ an den stellvertretenden Linken-Fraktionschef Gerhard Burkei. Darin geißelt er die Politik der Linken in der Stadt. Die Partei werde ein „Hort von Sektierern und Kriminellen“. Außerdem schreibt Gensch, dass ein Mitglied des Kreisvorstandes eine Gefängnisstrafe hinter sich habe und dutzendfach vorbestraft sei.

Der erste Teil dieser Information ist mit etwas Mühe öffentlich recherchierbar. Aber man kann sich durchaus fragen, wo Christoph Gensch die Informationen über die Vorstrafen her hat. Der CDU-Mann selber schweigt zur Quelle.

Was man sich noch fragen könnte: Ist es anständig, was Christoph Gensch da macht? Da er ja einer Partei angehört, der das Christliche so wichtig ist, dass sie es sogar im Parteinamen führt, könnte man sogar fragen, ob es christlich ist. Meine kurze Antwort: Nein. Da ist auf der einen Seite ein Mensch, der für seine Verfehlungen gesühnt hat. Auf der anderen Seite ein Mensch, der den Ruf eines Mitmenschen beschädigt (in dem ursprünglichen Brief ist der Betroffene sogar namentlich genannt). Aus irgendeinem hehren Motiv? Nein, sondern um den politischen Gegner zu beschädigen. Ebenso unanständig wäre es, die CSU auf die Suff-Fahrten einzelner Herren oder die rheinland-pfälzische CDU auf die Steuervergehen eines Helmut K. oder den schlussendlich mit einer Geldstrafe geendeten Prozess gegen Michael Billen zu reduzieren. Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein. Vielleicht kennt jemand bei der Zweibrücker CDU diesen Satz aus einem zugegebenermaßen etwas angestaubten Buch noch.

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