Ankunft von Flüchtlingen verzögert sich

Zweibrücken · Proben haben ergeben, dass das Trinkwasser, das die geplante Flüchtlingsunterkunft versorgen soll, verkeimt ist. Vorerst dürfen daher keine Flüchtlinge dort aufgenommen werden. Indes gibt es Spekulationen, dass aus den angekündigten maximal 500 Flüchtlingen bis zu 2000 werden könnten.

 In der Ex-Abflughalle des Zweibrücker Flughafens sollen die Flü´chtlinge untergebracht werden. Foto: lf

In der Ex-Abflughalle des Zweibrücker Flughafens sollen die Flü´chtlinge untergebracht werden. Foto: lf

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Die ersten Flüchtlinge werden wohl erst zum Wochenende hin in der neu eingerichteten Aufnahmestelle am Zweibrücker Flughafen ankommen. Den ursprünglich für gestern geplanten Einzug verhinderten Probleme mit dem Wasser. Die Trinkwasserqualität sei nicht in Ordnung, teilte der DRK-Kreisverband Südwestpfalz auf Anfrage mit. Verantwortlich für die Verunreinigung ist vermutlich, dass die Leitungen zu lange nicht genutzt wurden und sich dort Keime vermehren konnten, sagt Ulla Eder, Pressesprecherin des Landkreises Südwestpfalz. Bei den vom DRK Südwestpfalz in Auftrag gegebenen Proben seien über 300 "koloniebildende Einheiten pro Milliliter Wasser" gezählt worden. Der Grenzwert liegt bei 100. Deshalb habe die Kreisverwaltung, nachdem gestern Morgen die Ergebnisse der Wasseruntersuchung vorlagen, verfügt, dass vorerst keine Flüchtlinge aufgenommen werden dürfen. Zunächst müssen die Leitungen 24 Stunden gespült und anschließend neue Proben gezogen werden. Bis diese dann untersucht sind, werden noch einmal 48 Stunden ins Land gehen. Ergebnisse, von denen das weitere Vorgehen abhängt, liegen demnach nicht vor Ende der Woche vor. Eine Desinfektion der Rohrleitungen sei nach derzeitigem Kenntnisstand nicht notwendig, sagt Eder. Der Flughafenbesitzer, die Immobilienagentur Triwo, sagte der dpa, derzeit werde die Zuleitung zum Flughafen gespült, weil sie einige Monate nicht richtig in Gebrauch gewesen sei. Die Arbeiten würden vermutlich noch im Laufe des Tages abgeschlossen, sagte ein Sprecher. Der für Zweibrücken zuständige Triwo-Mitarbeiter Daniel Sigmann konnte diese Angaben nicht bestätigen. Er verwies für Angaben zum Thema Flüchtlingsunterkunft ans Mainzer Ministerium.

Die Stadtwerke Zweibrücken erklärten, dass sie das Wasser an den Flugplatz geliefert hätten - in einwandfreier Qualität. "Die Stadtwerke sind hier Vorlieferant", nannte Horst Heinrich, bei den Stadtwerken Gas- und Wasser-Abteilungsleiter, das Prozedere. "Wie liefern das Wasser an den Wasserturm auf dem Flugplatz. Ab dann ist der Zef (Anm. Zweckverband Entwicklungsgebiet Flugplatz) zuständig. Der Zef wiederum hat diese Aufgabe an die Verbandsgemeindewerke delegiert", sagte Heinrich. Er betonte: "Das von uns an den Wasserturm gelieferte Wasser war völlig in Ordnung, das haben Tests gezeigt."

Triwo erklärte, für das Unternehmen sei durch die Einrichtung der Aufnahmestelle die Entwicklung des Geländes weder gebremst noch gestoppt, man suche weiter ansiedlungswillige Firmen. Für die schon ansässigen Firmen gebe es keine Einschränkungen, auch nicht beim Flugbetrieb, so Sigmann. Laut Triwo-Website sind aktuell in Zweibrücken "alle Flächen vermietet". Wieviel davon hat nun das Land angemietet und wieviel Geld überweist es dafür der Triwo? Das Integrationsministerium verwies dazu gestern auf die ausführende Aufsichtsbehörde ADD in Trier. Von dort kam allerdings auch keine Antwort. Für heute ist eine Pressekonferenz angesetzt, bei der der Leiter der neuen Flüchtlingsunterkunft, Zweibrückens JVA-Chef Jürgen Buchholz, diese vorstellt. Die Bürger sollen am 12. Oktober informiert werden. Warum am 12. Oktober - erst einige Tage nach dem eigentlich für gestern geplanten Einzug der Flüchtlinge und nicht schon Tage und Wochen vorab?

Astrid Eriksson, Sprecherin des Integrationsministeriums: "Es gab in Zweibrücken Terminprobleme. In der Regel sind wir bemüht, so früh wie möglich zu informieren." Sie bestätigte Informationen nicht, wonach nicht wie bisher bekannt höchstens 500, sondern bis zu 2000 Flüchtlinge nach Zweibrücken kommen sollen. Von 2000 "syrischen Bürgerkriegsflüchtlingen, die Zweibrücken "in naher Zukunft erwartet" spricht - neben anderen Merkur-Quellen - auch Lehrerin und CDU-Stadträtin Christina Rauch in einer Pressemitteilung zur Flüchtlingshilfe am Hofenfels-Gymnasium.

Die Flüchtlinge kämen entweder auf eigene Faust direkt nach Zweibrücken , die Mehrheit aber werde zentral vom Bund den Ländern zugewiesen und käme aus Bayern über das südwestdeutsche Drehkreuz Mannheim in die Aufnahmestationen. Jeden Morgen werde über die Verteilung des Tages entschieden, so Eriksson.

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