Amtsleiter im Rathaus zu autoritärGeteiltes Echo auf Gartenschau-Pläne

Zweibrücken. Bei einer bundesweiten Mitarbeiter-Befragung von Unternehmen und Verwaltungen hatten die Beschäftigten der Stadt Zweibrücken ihrer "Führung" teils deutlich unterdurchschnittliche Noten gegeben. Nachdem diese Ergebnisse im Herbst 2007 bekannt wurden, nahm vor allem die SPD Oberbürgermeister Helmut Reichling (parteiunabhängig) kräftig unter Beschuss

Zweibrücken. Bei einer bundesweiten Mitarbeiter-Befragung von Unternehmen und Verwaltungen hatten die Beschäftigten der Stadt Zweibrücken ihrer "Führung" teils deutlich unterdurchschnittliche Noten gegeben. Nachdem diese Ergebnisse im Herbst 2007 bekannt wurden, nahm vor allem die SPD Oberbürgermeister Helmut Reichling (parteiunabhängig) kräftig unter Beschuss. Der setzte einen Mediator (Vermittler) ein, Verdi-Gewerkschaftssekretär Thomas Warth."Ich freue mich, dass die Vorwürfe ausgeräumt sind, es gebe eine Eiszeit und Brutalität zwischen dem Oberbürgermeister und den Mitarbeitern", bilanzierte Reichling gestern bei einer Pressekonferenz, bei der Warth die Mediations-Ergebnisse vorstellte.

Warth hatte ein Jahr lang unter anderem Einzelgespräche mit 56 Beschäftigten sowie neun Amts- und Abteilungsleitern geführt, "um Wege aus dem Stimmungstief in der Stadtverwaltung zu finden". Dabei habe er "den Gesamteindruck gewonnen, dass die Probleme hier sich nicht maßgeblich von anderen Verwaltungen unterscheiden" - auch was die Führungsdefizite betrifft, die auch Warth sieht. Eine "wichtige Erkenntnis" der Mediation sei: "Führungskräfte sind wichtige Menschen, die auch geschult werden müssen." Auf Merkur-Nachfrage erläuterte Warth, mit "Führungskräften" meine er nicht die Stadtspitze um Oberbürgermeister Reichling, sondern die Amts- und Abteilungsleiter. Denn der Stadtvorstand trage nur politisch die Verantwortung, "die meisten Entscheidungen treffen aber die direkten Vorgesetzten - da muss man ansetzen". Warth appellierte, "politische Kämpfe im Rat auf anderer Ebene auszutragen, nicht auf dem Rücken der Arbeitnehmer". Reichling sagte: "Der OB ist nicht in Führungstheorien zu schulen, die kennt er ja." Er könne sich ja schlecht von ehemaligen Studenten von ihm schulen lassen, denen er selbst als Professor Unternehmensführung gelehrt habe.

Warth betonte nachdrücklich, die Mediations-Ergebnisse seien "keine Vorwürfe an die Amtsleiter". Stadtverwaltungen seien ganz einfach Behörden, "in denen die Zeit ein bisschen stehengeblieben ist". Im Mediations-Bericht steht dazu: "Das bisherige Führungsmodell ist teilweise eher autoritär-patriarchalisch und durch Druck gekennzeichnet."

Die bereits begonnenen Schulungen für Amtsleiter sollen diese auch für jährliche Mitarbeitergespräche qualifizieren, die es in der Stadtverwaltung fast gar nicht gibt, ebensowenig wie regelmäßige Teambesprechungen. Auch ein Leitbild der Stadtverwaltung sei ratsam, um die Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit zu erhöhen. Ein "eindeutiges Augenmerk" rät Warth auf "die Stärkung der Kommunikation von oben nach unten und umgekehrt" zu legen.

Der Personalratsvorsitzende Herbert Kallenbrunnen sagte: "Der Personalrat hat die Mediation mit Distanz beobachtet, aber nicht distanziert, sondern kritisch und wohlwollend. Wir sind mit dem Ergebnis zufrieden." Auch damit, dass Warth den Fokus auf die Amtsleiter, nicht aber Reichling richtet? Kallenbrunnen: "Die Politik ist auch am Zuge, zu gestalten, dass das Klima in der Verwaltung besser wird."

Gestern Abend im Stadtrat kritisierte Walter Rimbrecht (SPD), dass Warth den OB nicht als Führungskraft interpretiere. Rimbrechts Frage, ob die Amtsleiter "sich als Führung oder als Geführte verstehen", könne er nicht beantworten, sagte Warth. Walter Hitschler (FDP) lobte, es sei gut, dass Warth Anstöße für moderne Personalführung gebe, da gelte es dranbleiben. Eckhart Schiller (CDU) kritisierte, Warth habe nie mit den Fraktionschefs gesprochen.Zweibrücken. Eine Landesgartenschau "im Zeichen der Rose" soll nach dem Willen der FDP im Jahr 2014 in Zweibrücken Wirklichkeit werden (wir berichteten). Gestern Abend warb FDP-Fraktionschef Walter Hitschler im Stadtrat für diesen Plan. Mit einem Dreiklang aus gelungener "Bepflanzung, Begrünung und Beleuchtung" könnten über die Landesgartenschau hinaus Attraktionen geschaffen werden, die, so Hitschler, "Besucher ins Herz der Innenstadt ziehen". Hitschler plädierte dafür, "dass die Stadt sich alleine für die Austragung der Landesgartenschau bewirbt - ohne Partner". Der SPD-Fraktionschef und Landtagsabgeordnete Fritz Presl deutete an, dass die Region Pfalz im Falle einer Bewerbung "gute Chancen" habe.

Grüne-Liste-Fraktionschefin Gertrud Schanne-Raab zeigte sich ablehnend. "So verlockend das Ganze ist: Auch wenn wir 80 Prozent Zuschuss für die Landesgartenschau bekommen, müssen wir immerhin noch 20 Prozent selber zahlen." Das könne sich die Stadt schlicht und ergreifend nicht leisten. Martin Graßhoff (SPD) pflichtete ihr bei. "Wir müssen uns klar darüber werden: Wollen wir noch mehr Grün, noch mehr Bäume - oder stecken wir das Geld nicht lieber in den Flughafen und in die Bildung, also in die wirtschaftliche Kraft unserer Stadt?" Der Stadtrat folgte CDU-Fraktionschef Eckhart Schillers Vorschlag, das Thema nach der Ratswahl vom 7. Juni erneut anzugehen. eck "Die Stadt hat mit Führungs-

Seminaren schnell reagiert."

 Einmütig und gut gelaunt präsentierten Personalratsvorsitzender Herbert Kallenbrunnen, Mediator Thoma Warth, Personalamtsleiter Thomas Höh und Oberbürgermeister Helmut Reichling (von links) der Presse die Mediations-Ergebnisse. Foto: lf

Einmütig und gut gelaunt präsentierten Personalratsvorsitzender Herbert Kallenbrunnen, Mediator Thoma Warth, Personalamtsleiter Thomas Höh und Oberbürgermeister Helmut Reichling (von links) der Presse die Mediations-Ergebnisse. Foto: lf

Thomas Warth, Mediator

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