Montagmorgen Amok-Drohung an Herzog-Wolfgang-Realschule

Zweibrücken (jam) Noch bevor die Temperaturen am Montagmorgen das erträgliche Maß überschritten, ist die Polizei in Zweibrücken durch einen Hinweis ins Schwitzen geraten. Wie die Polizei mitteilte, hatte ein 13-Jähriger „aus Verärgerung“ eine Amok-Drohung in eine Chat-Gruppe von Mitschülern gestellt und damit gegen 8.30 Uhr nach dem Tipp einer Mutter einen Polizeieinsatz an der Herzog-Wolfgang-Realschule Plus ausgelöst.

 Der Schulstandort Mozartstraße der Herzog-Wolfgang-Realschule Plus, den der 13-Jährige besucht.

Der Schulstandort Mozartstraße der Herzog-Wolfgang-Realschule Plus, den der 13-Jährige besucht.

Foto: Cordula von Waldow

Schulleiter Thomas Trier sagte auf Nachfrage, die Polizei sei sehr schnell vor Ort gewesen. Nachdem sich herausgestellt habe, dass der betreffende Schüler überhaupt nicht im Gebäude ist, habe man von einer Evakuierung der Schule abgesehen und stattdessen beschlossen, dass alle Schüler in ihren Klassenräumen bleiben. Nachdem durch mehrere Funk- und Zivilstreifenbesatzungen die Sicherheit an der Schule hergestellt war, suchte die Polizei den Sechstklässler zu Hause auf und stellte ihn zur Rede.

Dabei wurde schnell deutlich, dass die Drohung keinen realen Hintergrund hatte. Nach Polizeiangaben bestritt der Schüler sogar, die Drohung selber verfasst zu haben. Das hätten Freunde von ihm mit seinem Handy gemacht. Die Namen dieser Freunde gab er allerdings nicht preis. Nichtsdestotrotz wurde ein Strafverfahren gegen den Schüler eingeleitet und das Jugendamt über den Sachverhalt in Kenntnis gesetzt. Ob und gegen wen die Kosten des Einsatzes geltend gemacht werden können, prüft nun die Polizeiverwaltung.

Der 13-Jährige selber wird nicht zur Rechenschaft gezogen werden können, da er noch nicht strafmündig ist. So könnten die Kosten an seinen Eltern beziehungsweise deren Versicherung hängen bleiben.

Wie es zu dieser Eskalation kommen konnte, gibt Polizei und Schulleitung bisher Rätsel auf. Schulleiter Trier: “Im Chatverlauf ging es mit einem normalen Streitgespräch in der Klasse los und das hat sich dann soweit gesteigert. Ein genauer Anlass war da für uns nicht rauszulesen.“ Auch nicht im Auftreten des Schülers in der Vergangenheit. “Alle, die ihn kennen, hätten sich das nicht vorstellen können und waren sehr überrascht über diese Eskalation“, unterstreicht der Schulleiter.

Der Schüler hat mit dieser Aktion das Tischtuch zwischen sich und der Schule noch nicht zerschnitten. Es bleibe abzuwarten, ob er vor den bevorstehenden Sommerferien noch einmal in die Schule komme, sagte Trier. Danach jedoch werde man zunächst einmal ein Gespräch mit dem Schüler, seinen Eltern und der Schulsozialarbeit führen, um den Vorfall und seine Hintergründe aufzuarbeiten.

Amok-Alarme hat es in den vergangenen Jahren schon mehrfach in Zweibrücken gegeben. Meist, wie erst im Februar an der Pestalozzi-Schule, waren menschliche oder technische Pannen die Ursache. 2006 allerdings hatte ein Schüler der Mannlich-Realschule gedroht, auf mehrere Eltern und Schüler schießen zu wollen; es blieb aber bei der Drohung. Hintergrund war damals, dass der Schüler von Altersgenossen gemobbt wurde. Die Drohung wurde als eine Art „Hilfeschrei“ interpretiert.

Im November 2019 hatte es eine Amok-Drohung gegen die Albert-Schweitzer-Grundschule in Ernstweiler gegeben. Als Verantwortlicher war ein 35-Jähriger aus der Verbandsgemeinde Rodalben ermittelt worden: Der Mann war früher mit einer Zweibrückerin liiert gewesen und hatte sich wie schon in früheren Mails auch diesmal in der Droh-Mail als der neue Freund der Zweibrückerin ausgegeben, um diesem zu schaden und nun die Polizei auf den Hals zu hetzen.

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