Woche für das Leben „Das Leben im Sterben ist wertvoll!“

Zweibrücken · Die ökumenische Woche für das Leben 2021 steht in diesem Jahr unter dem Thema „Leben im Sterben“. Wie ist das Leben im Sterben? Darüber haben wir mit Sterbebegleiterinnen der Ambulanten Hospiz- und Palliativberatung Südwestpfalz gesprochen.

 Anita Löhlein-Stuppy, Erika Maurer und Dorothea Schiermeyer-Sefrin (von links).

Anita Löhlein-Stuppy, Erika Maurer und Dorothea Schiermeyer-Sefrin (von links).

Foto: Elisabeth Heil

Kaum jemand möchte einsam sterben oder eine schwere Krankheit allein durchstehen und das muss auch niemand. In Deutschland begleiten rund 100 000 Menschen Schwerstkranke und Sterbende sowie deren Angehörigen. Viele Begleiter sind ehrenamtliche Mitarbeiter, die in der Regel einmal in der Woche für ein paar Stunden zu Besuch kommen. Die meisten arbeiten im sogenannten ambulanten Hospizdienst, das heißt, sie besuchen die Betroffenen zu Hause. Zu ihnen gehören auch Erika Maurer und Dorothea Schiermeyer-Sefrin. Seit über zehn Jahren engagieren sich die beiden Frauen ehrenamtlich in der ambulanten Hospiz- und Palliativberatung Südwestpfalz. „Eine sehr ehrenvolle Aufgabe, wie ich finde“, betont Dorothea Schiermeyer-Sefrin. Die gelernte Physiotherapeutin und Arzthelferin hat bereits in der stationären Altenpflege gearbeitet, „weil es mir ein Bedürfnis war, alte Menschen auf ihrem letzten Weg zu begleiten“, sagt sie. 2010 zog sie von von Aachen nach Zweibrücken. Kurz zuvor hatte sie Kontakt zur Ambulanten Hospiz- und Palliativberatung Südwestpfalz aufgenommen. „Ich wollte mich auch in meiner neuen Heimat engagieren.“ Die notwendige Fortbildung zur ehrenamtlichen Sterbebegleiterin hatte sie bereits absolviert. „Die ist übrigens verpflichtend“, betont Anita Löhlein-Stuppy, hauptamtliche Koordinatorin der Ambulanten Hospiz- und Palliativberatung Südwestpfalz. „Sie gliedert sich in zwei Abschnitte, ein Orientierungs- und ein Qualifizierungsseminar. Für 2021 haben wir schon Kurse geplant und hoffen, dass wir bald wieder beginnen dürfen, selbstverständlich mit kleineren Kursen. Emotionen spielen in diesen Seminaren eine große Rolle,  auch weil die eigenen Biografien der Teilnehmer einfließen. Deshalb bieten wir die Fortbildung auch nicht online an“, erklärt Anita Löhlein-Stuppy.
Die Kernaufgabe der Ehrenamtlichen liegt im Zuhören, im Erzählen und darin, einfach da zu sein. „Wir beraten aber auch und können bei Bedarf Kontakte herstellen. Und natürlich entlasten wir mit unserer Anwesenheit für einen Moment die Angehörigen,“ betont die Koordinatorin.

Auch Erika Maurer empfindet die Hospizarbeit sehr bereichernd: „Das Bedürfnis der Menschen, ganz viel über ihr Leben zu erzählen, sich vielleicht auch etwas von der Seele zu reden, ist oft sehr groß“, hat sie die Erfahrung gemacht. „Ich bin dann da und schaue, was kommt. Antworte, wenn ich gefragt werde, singe, wenn gewünscht und bete mit dem Sterbenden, wenn er mich darum bittet. Ich erwarte nichts, auch kein Vertrauen. Aber wenn ich es bekomme, dann ist es wunderbar.“

Das Leben im Sterben sei einfach alles, möchte es Erika Maurer auf den Punkt bringen, und ganz oft auch ganz viel Lachen und schöne Momente. „Wir hatten auch schon Situationen, da haben sich Angehörige und Sterbende wieder versöhnt“, betont die Hornbacherin. Ihr Ehemann ist ebenfalls in der ehrenamtlichen Sterbebegleitung tätig. „Das ist schön, weil wir uns austauschen können“, sagt Erika Maurer. Ansonsten treffen sich die Ehrenamtlichen regelmäßig zu Gruppengesprächen, um ihre Arbeit zu reflektieren, sich austauschen und auch, um Erlebtes zu verarbeiten.

 „Menschen, die im Sterben liegen, schauen auf ihr Leben zurück und haben oft das Bedürfnis, dass ihr Leben gelungen war“, schildert Anita Löhlein-Stuppy ihre Erfahrungen. „Doch das gelingt nicht immer. In den Gesprächen mit uns bekommen sie dann meist eine andere Sicht auf ihre Lebensbiografie, indem wir uns gemeinsam an das erinnern, was schön und gut war.“

 Zur Woche für das Leben hat Anita Löhlein-Stuppy übrigens eine ganz besondere Beziehung. „Die Initiative ist dafür verantwortlich, dass ich überhaupt in der Hospizarbeit gelandet bin. 1995 habe ich eine Broschüre zur Aktion in die Hand bekommen mit verschiedenen Programmpunkten, unter anderem mit einem TV-Beitrag zum Thema Hospiz. Den habe ich mir angeschaut, und es war um mich geschehen. 1996 wurde in Speyer das erste stationäre Hospiz eröffnet. Hier bewarb ich mich um eine Stelle und wurde genommen. Die Hospizarbeit ist für mich ein Dienst am Menschen, der so wertvoll ist und den ich nicht mehr missen möchte!“

LAUFEND BEGLEITEN
Neben der Hospizarbeit bietet die Ambulante Hospiz- und Palliativberatung Südwestpfalz unter anderem Trauerbegleitung an: Dazu gehören Trauercafé und Trauerfrühstück sowie Trauerwanderungen. Diese können aktuell nicht stattfinden.
Neu ist deshalb das Angebot „Laufend begleiten“, sogenannte Einzelgespräche mit ausgebildeten Trauerbegleiterinnen und Trauerbegleitern. Die Spaziergänge führen z.B. auf den Friedhof oder auf vertrauten Wegen entlang.
Weitere Infos zur Trauerbegleitung und allen anderen Themen gibt es bei Anita Löhlein-Stuppy,
Tel. (0 63 32) 46 08 29, E-Mail:
ahpb-suedwestpfalz@diakonissen.de

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