Einzug nun offiziell bestätigt Amazon kommt tatsächlich nach Zweibrücken/Contwig – aber nur für drei Monate

Contwig/Zweibrücken · Der Online-Händler will den seit gut einem Jahr leerstehenden riesigen Neubau nahe Zweibrücken und Contwig ab Herbst als Sortierzentrum nutzen. Allerdings wohl nur zeitlich begrenzt – und auch die Arbeitsplatz-Zahl erfüllt nicht alle Erwartungen.

 Vor der Riesen-Halle stehen schon Lkw-Auflieger von Amazon.

Vor der Riesen-Halle stehen schon Lkw-Auflieger von Amazon.

Foto: Rainer Ulm

Nun ist es offiziell! „In Zweibrücken/Contwig nutzt Amazon vorübergehend ein bestehendes Gebäude für den Betrieb eines Sortierzentrums.“ Das hat gestern Nachmittag ein deutscher Sprecher des bislang eher wortkargen großen Online-Händlers auf eine entsprechende Merkur-Anfrage vom Vortag mitgeteilt. Weiter hieß es in der E-Mail des Amazon-Sprechers: „Der Standort ist eine temporäre Lösung für einen Zeitraum von drei Monaten.“

200 Menschen sollen im Amazon-Sortierzentrum arbeiten

Demnach sollen in der Mitte vergangenen Jahres von dem US-amerikanischen Projektentwickler Scannell Properties fertiggestellten, rund 50 000 Quadratmeter großen und bislang leerstehenden Logistik-Halle vorübergehend rund 200 Menschen arbeiten, die die im Sortierzentrum ankommenden Pakete für den weiteren Versand regionalen Auslieferungsgebieten zuordnen.

Damit bestätigt Amazon zugleich erstmals öffentlich, überhaupt Mieter für das Ex-Steitzhof-Gelände zu sein. Dies war bislang nur bekannt, weil in der Planungsphase zwei Kommunalpolitiker dies nach einer nichtöffentlichen Ratssitzung mehr oder weniger versehentlich direkt danach im öffentlichen Teil verraten hatten. Kurz vor der geplanten Übergabe im Frühsommer 2023 hatte Amazon aber von einem Einzug Abstand genommen – danach hatten die Eigentümer das Gelände anderweitig zu vermarkten gesucht.

Der neue Standort auf dem einstigen Steitzhof sei jedoch „kein Lager oder Zwischenpuffer“, erfuhr der Merkur aus dem Amazon-Umfeld. Die Pakete kämen aus dem europäischen „Logistik-Netzwerk“, würden hier sortiert und an Verteilzentren für die Zustellung an die betreffenden Kundinnen und Kunden weitergeleitet. Sortiert werde in verschiedenen Schritten – „händisch oder automatisiert“. Der Standort gehe im Herbst in Betrieb.

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Foto: Norbert Schwarz

Es gab bereits Anzeichen

Dass das tatsächlich so kommen wird, dafür gibt es eindeutige Anzeichen. So sichteten aufmerksame Zeitgenossen in den vergangenen Tagen mindestens zwei hellblaue Sattelauflieger mit dem typischen Amazon-„Prime“-Logo, die wohl erst in den vergangenen Tagen im Eingangsbereich des riesigen Logistik-Neubaus abgestellt worden waren (wir berichteten). Zudem teilte eine Bürgerin am Mittwoch dem Merkur mit, dass sie dort bei Amazon tätig sein werde und ihr, als sie den Arbeitsvertrag unterschrieb, der 22. Oktober als Eröffnungstermin genannt worden sei. Das bestätigte ein weiterer dort künftig Beschäftigter. Eine andere Leserin rief an und informierte darüber, dass ein Bekannter bereits ab 1. Oktober als Lagerarbeiter bei Amazon auf dem Ex-Steitzhof-Gelände arbeite – auf Basis eines Drei-Monats-Vertrages. In Online-Stellenbörsen lässt Amazon „ab sofort“ Personal für den neuen Standort suchen.

Laut Amazon sollen also 200 Arbeitsplätze geschaffen werden. Immerhin. Allerdings nur die Hälfte davon, was sich vor eineinhalb Jahren Zweibrückens Oberbürgermeister Marold Wosnitza (SPD) erhofft hatte. Der Verwaltungschef hielt seinerzeit 400 sozialversicherungspflichtige Jobs, die auf dem Steitzhof-Gelände entstehen könnten, für durchaus realistisch (wir berichteten). Und nun sollen die neuen Stellen noch dazu nur für ein Vierteljahr besetzt werden.

Ist das Engagement nur ein Testballon?

Möglicherweise, vermuten wirtschaftspolitische Beobachter, könnte das nur dreimonatige Amazon-Engagement aber auch ein Testballon sein, mit dem zunächst das erwartete Weihnachtsgeschäft des Online-Händlers abgefedert werden soll. Je nachdem, ob und – vor allem – wie gut das mit dem neuen, verkehrsgünstig an der Bundesautobahn A 8 gelegenen Sortierzentrum Zweibrücken/Contwig gelingt – und wie sich das Amazon-Geschäft generell entwickelt – könnte Amazon vielleicht in die Verlängerung gehen. Mal abwarten.