Streuber wird 70 Fast ein Jahrtausend-Oberbürgermeister

Zweibrücken · Hans Otto Streuber, der als OB die Konversion in Zweibrücken gestaltete, wird heute 70. Die Politik lässt ihn auch im Ruhestand nicht los: Bei der Innenstadt-Entwicklung sei die Stadt in den letzten zehn Jahren viel zu wenig vorangekommen.

 Beim Kaffeetrinken in der Stadt ist Hans Otto Streuber schon seit Jahren häufig zu treffen. Hier im Hintergrund die Hallplatz-Galerie, deren Bau Streuber als Höhepunkt seiner Zeit als Gewobau-Geschäftsführer  bezeichnet. Mit den Galerie-Betreibern der vergangenen Jahre hadert er allerdings: „Es ist eine Schande, wenn sich Eigentümer nicht mehr um ihre Immobilie kümmern. “ Das gelte leider ebenso für einige andere Grundstücke , etwa das alte Sinn-Gebäude .

Beim Kaffeetrinken in der Stadt ist Hans Otto Streuber schon seit Jahren häufig zu treffen. Hier im Hintergrund die Hallplatz-Galerie, deren Bau Streuber als Höhepunkt seiner Zeit als Gewobau-Geschäftsführer bezeichnet. Mit den Galerie-Betreibern der vergangenen Jahre hadert er allerdings: „Es ist eine Schande, wenn sich Eigentümer nicht mehr um ihre Immobilie kümmern. “ Das gelte leider ebenso für einige andere Grundstücke , etwa das alte Sinn-Gebäude .

Foto: Volker Baumann

Mit ordentlich Vorschusslorbeeren war Hans Otto Streuber im Mai 1993 in sein Amt als Oberbürgermeister gestartet: Vom „Jahrtausend-Oberbürgermeister“ schrieb der Pfälzische Merkur, als der Stadtrat den Sozialdemokraten bis 2003 zum OB wählte – denn noch nie habe es einen Zweibrücker Oberbürgermeister gegeben, der in zwei Jahrtausenden amtierte.

Daraus wurde dann zwar zeitlich betrachtet nichts, denn Streuber legte sein Amt 1999 vorzeitig nieder. Allerdings nicht wegen Erfolglosigkeit – ganz im Gegenteil: Streuber machte sich schon nach wenigen Jahren weit über Zweibrücken hinaus einen so guten Namen, dass es bald hieß Streuber schlafe bei offenem Fenster, damit er den Ruf nach Mainz höre. Der kam 1998: Zum 1. April 1999 wurde Streuber Präsident des rheinland-pfälzischen Sparkassenverbands.

So wurde Streuber zwar nicht Jahrtausend-OB, ist aber dennoch als Lichtgestalt in die Geschichte der Zweibrücker Oberbürgermeister eingegangen. Sowohl in seinem Habitus – weltmännisch, aber heimatverbunden – als auch in seinem Politikstil – als visionärer Macher, der zudem von vielen Erfolgen verwöhnt wurde – ist Streuber bis heute für viele Zweibrücker der Prototyp eines Oberbürgermeisters.

Am heutigen Freitag wird Streuber 70 Jahre alt. Wie geht es ihm? „Man merkt schon, dass man älter wird, es kommen Wehwehchen dazu, ich muss mein Hörgerät etwas lauter stellen“, sagt Streuber im Merkur-Gespräch. Nach größeren gesundheitlichen Problemen am Ende seiner Zeit als Sparkassen-Präsident und danach „geht es mir seit einigen Jahren wieder gut“. Deshalb sei er auch froh, seinen Sparkassen-Vertrag nicht mehr verlängert zu haben – nicht nur die regelmäßige Pendelei sei stressig gewesen, sondern auch die damaligen Herausforderungen um internationale Finanzkrise und Landesbanken-Fusion herausfordernd: „Das ist nicht in den Kleidern hängen geblieben.“

Doch mit persönlichen Dingen hält sich Streuber beim Merkur-Gespräch nicht lange auf. Die Politik lässt ihn offensichtlich nicht los (obwohl sein Angebot, bei der Stadtratswahl im Mai auf der SPD-Liste zu kandidieren, im Zuge des Verjüngungskurses seiner Partei scheiterte). Streuber zieht einen Ausdruck aus der Tasche: „Ich war 2010 schon einmal hier“, liest er seine damaligen Aussagen zur Innenstadt vor – diese habe auch aufgrund der vielen Märkte auf der Grünen Wiese ihren „Ruf als Einkaufsstadt verloren“, das dürfe man „nicht schönreden“, das heiße für die Stadtpolitik: „Unsere Innenstadt muss neue Aufgaben und Strukturen erhalten.“ Sie müsse „ein Ort der Begegnung werden“, mit Verweilzonen, Erlebnisräumen, attraktiver Freiflächengestaltung, Kulturangeboten, besserem Nahverkehrsangebot, „attraktives Wohnen in der Stadt durch Rückbau und Umbau“ hatte Streuber damals unter anderem aufgezählt. Und fällt nun ein ernüchtertes Urteil: „Das gilt alles heute noch genauso! Die Stadtentwicklung ist in diesen knapp zehn Jahren eigentlich kaum vorangekommen.“ Anders als gerade die Einzelhandelsgutacher sehe er zwischen Hallplatz-Galerie und Ex-City-Outet „viele Leerstände, ich glaube mehr denn je“. Streuber analysiert: „Ein Großteil der Innenstadt ist heute im Outlet. Das bedeutet, die Innenstadt muss eine andere Funktion übernehmen, braucht andere Qualitäten als nur das Einkaufen.“ Leider sei 2013 beim Sanieren der Fußgängerzone „nicht daran gedacht worden, sie multifunktionell zu gestalten – ob man das noch reparieren kann, weiß ich nicht.“ Ohnehin hadert Streuber mit der Optik der Fußgängerzone: „Die ist sehr technisch geraten.“ Gemeinsamhandel-Chef Andreas Michel und Citymanagerin Petra Stricker täten zwar viel, um die City mit Veranstaltungen zu beleben. Atmosphärisch sieht Streuber aber noch Nachholbedarf: „Wir sind die Rosenstadt – aber in der Innenstadt findet man fast keine Rosen!?“

Trotz der Konkurrenz für die Fußgängerzone sieht Streuber das Outlet ganz eindeutig positiv: Wie erhofft locke es viele Leute aus 100 bis 200 Kilometer Entfernung an, die sonst Zweibrücken gar nicht kennen würden.

Überhaupt ist die erfolgreiche Konversion Zweibrückens von der durch die US-Airforce geprägten Garnisonsstadt zur Outlet- und Hochschulstadt mit Streubers Namen verbunden. Was hält Streuber selbst für das Erfolgsgeheimnis seiner OB-Amtszeit? „Da gibt es sicher ein paar Punkte“, antwortet Streuber. Und verweist zunächst darauf, dass der Erfolg Zweibrückens in seiner Amtszeit mehrere Väter hatte. „Wir waren eine Einheit im Stadtvorstand. Jürgen Lambert, Günther Wind und Jürgen Kroh – wir hatten alle die gleiche Vorstellung von der Entwicklung Zweibrückens und beim Engagement hierfür war niemand etwas zuviel.“ Bürgermeister Lambert (CDU) sei „eine große Unterstützung gewesen“, lobt Streuber, „diese Zeiten sind ja leider längst vorbei wo der zweite Mann den ersten stark unterstützten und entlasten konnte“. Und natürlich sei bei den Konversions-Erfolgen „auch ein Quäntchen Glück dabei“ gewesen. Das Fundament der Konversions-Erfolge könne sich aber durchaus der Stadtvorstand auf die Fahne schreiben: „Wir waren immer dabei, immer informiert und wirklich auf die Sache konzentriert, ohne Nebensächlichkeiten zu forcieren.“ So aber sei „alles, was man heute lobt, in meiner Amtszeit gemacht worden – Outlet, Multimedia-Internet-Park, Fachhochschule“.

Hat Streuber auch als Zweibrücker Oberbürgermeister auch etwas falsch gemacht? Der Mörsbacher überlegt einige Zeit, bevor er antwortet: „Vielleicht hätte man, als die Kreuzberg-Kaserne und die Rote Kaserne frei wurde, die Fachhochschule besser in die Stadt gemacht. Aber der Campus heute hat ja auch seinen Reiz.“

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