Als wir Flüchtlinge waren
Zweibrücken · Wie kümmerten sich die Landeskirchen in der Nachkriegszeit um die Menschen? Wie erging es den Anwohnern? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigte sich ein Vortrag des Historischen Vereins.
Uns "Grenzlandbewohnern" muss niemand erklären, was mit "Roter Zone" gemeint ist: Es war in etwa das Gebiet von der Frontlinie nach Frankreich hin, also vom Bereich um den Westwall herum, bis zehn Kilometer zurück ins deutsche Land. Der Bereich, den die feindliche Artillerie erreichen konnte. Danach folgte zehn oder 20 Kilometer breit die "Grüne Zone", auch kein sehr freundlicher Bereich im 2. Weltkrieg. Referent Kirchenrat Frank-Matthias Hofmann zieht Resümee: "Der Westfall war im Grunde genommen eine eigentlich sinnlose Grenzbefestigung, da sich der Krieg in der Hauptsache ja gar nicht in diesen Bereich verlagert hat".
Gut 60 Zuhörer, unter ihnen viele ältere Menschen, die sich aus eigener Erfahrung an diese Ereignisse noch erinnern können, folgten den Ausführungen gespannt. Es ging in dem Vortrag auch darum, wie sich die Landeskirchen , die Pfarrer , in dieser Zeit um die Menschen kümmern konnten, wie sie ihre Pflichten, besonders die Seelsorge, wahrnahmen, wahrnehmen konnten. Die äußeren Umstände waren im Grenzlandbereich, später in den Evakuierungsgebieten und dann wieder bei der Rückkehr, besonders nach 1945, äußerst schwierig. Das Eigentum der meisten war vernichtet, die Menschen waren ohne Hoffnung, die Familien auseinander gerissen, viele hatten Todesopfer zu beklagen.
Durch die Arbeiter am Grenzwall war es mehr als gelegentlich zu Verrohung der Sitten und zu Übergriffen gekommen, viele hatten sich fremdes Eigentum angeeignet, später war auch die Wehrmacht selbst an diesem Unrecht beteiligt. Auch die Ideologie der "Volksgemeinschaft", die sich zwischen Evakuierten und Eingesessenen in Thüringen, Franken oder Hessen bilden sollten, blieb graue Theorie - jedenfalls überwiegend.
Ein Buch über diese Zeit ist in Vorbereitung, das sich insbesondere über die Arbeit der Pfarrer in diesen Jahren beschäftigt. Der Vortragende zitierte aus vielen Dokumenten, die eine deutliche Sprache sprechen, es waren erschütternde Passagen zu hören.
In der Karlskirche anwesend war auch Pfarrer Lutz Sternberg, der aus eigenem Erleben aus seiner Sicht berichtete. Wie Häuser und Kirchen hier in der Region gesprengt wurden, um Platz für das "Neue" zu schaffen: "Ich war Augenzeuge, wie eine katholische Kirche gesprengt wurde. Sie wurde restlos zerstört. Nur noch eine Marienfigur ragte unversehrt aus den Trümmern." Das zu erwartende Buch ist wichtig und notwendig, war den Ausführungen und dem Zuspruch der Anwesenden zu entnehmen.