Zweibrücken Alltägliches in Opernform gegossen

Zweibrücken · Das Ensemble La Triviata zeigte in der Festhalle ein Programm, das auf improvisierten Arien basiert.

 Sehr gut unterhalten wurden die 90 Zuschauer im Wintergarten der Festhalle vom Ensemble LaTriviata und dessen improvisierten Arien.

Sehr gut unterhalten wurden die 90 Zuschauer im Wintergarten der Festhalle vom Ensemble LaTriviata und dessen improvisierten Arien.

Foto: Sebastian Dingler

La Triviata nennt sich eine außergewöhnliche Gruppe von Sängern und Pianisten, die in verschiedenen Besetzungen durch die Republik tourt; das Besondere daran ist, dass dem Publikum eine völlig unvorhersehbare Musik dargeboten wird, und zwar in Form von Opernarien, die improvisiert werden.

Das mag unglaublich klingen für die, die am Sonntagabend im Wintergarten der Festhalle nicht dabei waren. Die etwa 90 Zuschauer, die gekommen waren, erlebten zusätzlich einen lustigen Abend. Denn wie der Name vermuten lässt, setzt das Ensemble darauf, dass Triviales in die Kunstform der Oper gegossen wird – „veropern“ nannten das Verena Barth, Andreas Dellert, Sybilla Duffe und Olaf Cordes, die mit Pianist Michael Armann das wahnwitzige Unterfangen meisterten, spontane Arien zu Stichwörtern aus dem Publikum darzubieten.

Zunächst waren es Gefühle, die die Zuschauern nennen sollten und die stande pede in Musik umgesetzt wurden. Wut, Liebe, Neid, Eifersucht, all das inspirierte die Musiker zu ihren Vorträgen, wobei an dieser Stelle noch unklar blieb, wie viel Improvisation in der Darbietung steckte. Schließlich existiert das Ensemble seit 2002 und die Anzahl möglicher Gefühle ist wohl überschaubar. Anders war das schon, als Verena Barth eine junge Frau aus dem Publikum bat, ihr einen Artikel aus einer aktuellen Zeitung herauszusuchen. Da war dann die hohe Kunst der Improvisation gefragt; schade, dass es sich mit der Hartz-IV-Debatte um ein sehr ernstes Thema handelte, so dass die Lacher weitgehend ausblieben. Nur beim gesungenen Namen „Jens Spahn“ konnten manche nicht an sich halten.

Es folgte der profane Streit eines Ehepaars, das sich nicht auf ein Urlaubsziel einigen konnte – das wirkte wieder ein wenig einstudiert, hatte aber ungemein witzige Momente. Aus einer Reihe von sehr kurzen Opern-Schnipseln sollte anschließend das Publikum eine Szene auswählen – gewählt wurde die Therapie gegen Höhenangst. Daraus ersannen die Musiker sofort ein kleines witziges Singspiel mit abschließendem Tandemsprung und dramatischem Finale.

Doch der Höhepunkt des Konzerts folgte nach der Pause: Die Zuschauer waren aufgefordert worden, ganz alltägliche Sätze auf einen Zettel zu schreiben und diesen auf die Bühne zu legen. Gleich der erste Satz entwickelte sich zum Brüller: „Haben wir heute Abend noch Sex?“ sang Olaf Cordes immer wieder, während Andreas Dellerts Text „Ich glaube, du bekommst einen Pickel auf der Nase“ lautete. Weitere gesungene Sätze wie „Das Gemüse ist heute sehr al dente“ oder „Mein Gott, morgen ist schon wieder Sonntag“ sorgten für wunderbaren Nonsens, der im häufig so überernsten Opern-Kontext für viel Gelächter sorgte. Nur: Wie machten die das denn? Wieso erklangen da kaum schiefe Töne, gab es auch textlich kaum Geholper? „Man hört aufeinander und kann sich einfügen“, meinte Sybilla Duffe hinterher. Die Harmonik habe man als gemeinsames Bett, erklärte Verena Barth, während Dellert hinzufügte: „Und was nicht passt, wird passend gemacht.“

Das war schon eine großartige Leistung, gerade von Pianist Armann. Übrigens ist La Triviata einzigartig in Deutschland – und womöglich sogar auf der Welt. Es gebe nur noch eine englischsprachige Gruppe, die etwas Ähnliches mache, sagte Armann, aber bei denen stehe ein Regisseur draußen und gebe Anweisungen. Auch die Zuhörer waren voll des Lobes: „Ich finde es großartig, super, faszinierend und ganz anders, als wir es erwartet haben. Ich bin auch überrascht darüber, wie viel improvisiert wurde“, meinte etwa Roland Dünkel aus Pirmasens. Seine Frau Erdmute bewunderte das Können der Musiker: „Es gehört ja viel dazu, dass die auf Zuruf etwas machen und dabei noch etwas Sinnvolles rauskommt.“ Iris Kunkel aus Altheim fand den Abend „total klasse. Phänomenal, was die auf die Bühne bringen, das ist lustig und unterhaltsam.“ „Es ist eine Freude zuzuhören“, meinte auch Thomas Blatt aus Altheim: „Die sind so was von kreativ. Fantastisch, wie die zusammen spielen, auch der Pianist. Toll, wie die das entwickeln mit witzigen Ideen und Wechseln.“

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