Alles nur „unnötige Panikmache“?

Zweibrücken · Keine Entwarnung gibt's aus Mainz zur möglichen Schließung der Gynäkologie am Evangelischen Krankenhaus. Dafür kritisieren die Landtagskandidaten Stéphane Moulin (SPD) und Fred Konrad (Grüne), dass ihr Mitbewerber Christoph Gensch (CDU) solche Befürchtungen öffentlich gemacht hat.

 Wird das Leistungsangebot am Evangelischen künftig beschnitten? Foto: Lutz Fröhlich

Wird das Leistungsangebot am Evangelischen künftig beschnitten? Foto: Lutz Fröhlich

Foto: Lutz Fröhlich

Das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium hat die Informationen der Zweibrücker CDU bezüglich einer drohenden Schließung der Gynäkologie am Evangelischen Krankenhaus nicht zurückgewiesen. Wenn das Nardini Klinikum und der Landesverein für Innere Mission in der Pfalz an der Gynäkologie am Evangelischen Krankenhaus festhalten, dann gibt's auch grünes Licht vom Ministerium, so Sprecherin Katharina Bennewitz auf die Merkur-Anfrage vom Freitag. Demnach müssten die Träger in ihren Gesprächen aber zu dem Schluss kommen, "eine Geburtshilfe strukturell und wirtschaftlich in den nächsten Jahren tragen zu können". Und wenn sie zu dem - von der CDU befürchteten - Schluss kommen, die Abteilung sei unwirtschaftlich und gehöre geschlossen? Bennewitz: "Entscheidend ist, dass die Krankenhausträger den Versorgungsauftrag umsetzen müssen. Die in den Arbeitsgesprächen mit den Trägern getroffenen Vereinbarungen wird das Gesundheitsministerium mittragen und unterstützen." Zweibrücken habe aber auch "den großen Vorteil, in der näheren Umgebung über mehrere Einrichtungen mit einer Geburtshilfe zu verfügen, unter anderem die Uni-Klinik in Homburg", so Bennewitz weiter. Zu den aktuellen Verhandlungen in der Arbeitsgruppe sagte sie, es werde dabei zu klären sein, "welche Angebote aufgrund der personellen Ausstattung, der Infrastruktur, aber auch aus wirtschaftlicher Sicht vorgehalten werden können". Für zwei Krankenhäuser dieser Größe sei "auf Dauer der Einzugsbereich zu klein, deshalb ist ein Konzentrationsprozess sinnvoll. Um den Verbund zukunftsfähig aufzustellen, werden daher alle Posten intensiv geprüft. Dabei hat die Patientenversorgung oberste Priorität".

Die Sicht des Ministeriums bestätigt auch Oberbürgermeister Kurt Pirmann (SPD ), der die CDU-Informationen "weder bestätigen noch dementieren" konnte. Der OB: "Bis April sollen die Ergebnisse auf den Tisch kommen. Alles, was vernünftig und machbar ist, soll weitergetragen werden." Das habe ihm auch Gesundheits-Staatssekretär David Langner (SPD ) auf Nachfrage bestätigt. Mit Blick auf die Gynäkologie sagt er: "Wenn dann rauskommt, es geht nicht, muss neu diskutiert werden." Ob mit dem Verlust der Geburtsmöglichkeit am Evangelischen Krankenhaus ein identitätsstiftendes Merkmal der Stadt verloren ginge? "Ich werde mich an Spekulationen nicht beteiligen." Er wolle unbelastet sein für den Fall, dass er in den Vorgängen noch eine Moderatorenrolle übernehmen müsse. Von einer am Sonntag gestarteten Internet-Petition (603 Unterzeichner gestern Abend), die ihn aufruft, sich für den Erhalt der Abteilung einzusetzen, wusste er zwar nichts, stellte aber klar: "Ich werde mich bemühen, all das zu erhalten, was da ist."

Der stellvertretende Zweibrücker SPD-Fraktionschef und Landtagskandidat Stéphane Moulin äußert sich diplomatisch: "Wenn ich es mir wünschen dürfte, würde ich sagen: ‚Natürlich braucht Zweibrücken eine Gynäkologie und Geburtshilfe ‘." Allerdings seien zunächst die Träger gefordert, ein Konzept vorzulegen, um künftig langfristig wirtschaftlich arbeiten zu können. "Zu was es führt, wenn Dinge nicht wirtschaftlich betrieben werden, sieht man ja derzeit", sagt er im Hinblick auf die angespannte Lage des Evangelischen und die Entwicklungen seit Ende 2014. Man könne fragen, "wie fragwürdig es ist, Dinge zu lancieren, die noch nicht bis zum Ende durchdacht und diskutiert sind", kritisiert er auch den Vorstoß von CDU-Fraktionschef und Landtags-Gegenkandidat Christoph Gensch.

Noch deutlich heftiger fällt die Kritik von Grünen-Landtagskandidat Fred Konrad aus, wie Gensch Arzt und aktuell gesundheitspolitischer Sprecher der Grünen im Landtag, die er in einer Mitteilung mit "Unnötige Panikmache gefährdet die Gespräche über die künftige Krankenhausversorgung in Zweibrücken " überschrieben hat. "Mit der Veröffentlichung von ungeprüften, angeblich internen Informationen" über die Krankenhausgespräche gefährde Gensch "eine zukunftsweisende Einigung über die Zukunft der Krankenhausstandorte in Zweibrücken ". Er könne die Information nicht bestätigen. "Als Mediziner muss es Herrn Dr. Gensch klar sein, dass für die Sicherung einer guten Qualität auch eine gewisse Zahl an Geburten Voraussetzung ist", so Konrad. Die Gespräche dürften nicht durch "voreilige Veröffentlichungen gefährdet werden", auch sei von der CDU zu "erwarten, dass sie eine Stellungnahme - wenn schon nicht unterlässt - dann wenigstens sorgfältiger vorbereitet und die Daten der Bevölkerungsentwicklung und die Krankenhauslandschaft in unserer Region berücksichtigt". Für eine Verantwortungsübernahme in einer künftigen Landesregierung empfehle sich die CDU damit "kaum".

Die Petition ist zu finden im Internet unter www.change.org; als Suchbegriff "Zweibrücken " eingeben.

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