Kolumne Moment mal Aller guten Dinge sind drei oder: Von den Tücken des Trommelns

Weil das Zweibrücker Stadtfest nur drei Tage dauert, haben wir noch viel Potenzial, an den übrigen 362 Tagen des Jahres die Werbetrommel für die Stadt zu schlagen – hat Merkur-Chefredakteur Michael Klein aktuell erfahren.

Kolumne  Moment mal: Aller guten Dinge sind drei oder: Von den Tücken des Trommelns
Foto: SZ/Baltes, Bernhard

Vier Mal werden wir noch wach. Heißa, dann ist Stadtfest! (lach)

Hab‘ ich gerade reimend realisiert, als ich die Einladung von Bürgermeister Christian Gauf zur offiziellen Eröffnung am kommenden Freitagabend in die Wiedervorlagemappe einsortiert habe. Unter dem 27.  Juli – denn dann beginnt die dreitägige Supersause in der Zweibrücker Fußgängerzone, den angrenzenden Plätzen und Straßen. Bis zum späten Sonntagabend wird beim opulenten Programm definitiv für Jeden etwas geboten, so dass auf den ungezählten Bühnen und den sprichwörtlich – auch wenn es diese Steigerung im Duden gar nicht gibt – noch ungezählteren Ständen unterhaltungs-, erlebnis-, essens- und trinktechnisch wahrlich kaum ein Wunsch der Besucher unerfüllt bleiben wird.

Drei Tage lang werden sich die Menschen dicht an dicht in der Stadt bewegen. An die 100 000 sollten es über die drei Festtage sicherlich auch in diesem Jahr wieder sein, weil neben den Zweibrückern, die dafür rein statistisch allesamt jeden Tag vor Ort sein müssten, natürlich auch Tausende Menschen von außerhalb in die Stadt (wieder)kommen, für die das Stadtfestwochenende traditioneller Fixpunkt im Jahreskalender ist. Stadtfest – da geht man hin, da sieht man sich, da trifft man sich. Und dafür muss man nicht einmal sonderlich die Werbetrommel schlagen!

Für die Stadt in ihrer Gänze und für ihre Angebote abseits des Stadtfesttrubels, also für die restlichen 362 Tage, allerdings muss man das sehr wohl. Werben! Und kann es nicht laut genug und vernehmbar genug. Immer und überall und auf allen Kanälen. Weil Imagewerbung nämlich das Bohren dicker Bretter ist, gaaaanz dicker Bretter. Die spannende Frage dabei: Wo setzt man den Bohrer an und welchen Bohrer nimmt man überhaupt?

In den vergangenen Jahren ist vieles probiert worden, Allianzen wurden geschmiedet und wieder gelöst. Strategische Partner wurden auserkoren und wieder verworfen (vgl. Austritt aus der Pfalztouristik), Plattformen bespielt und wieder verlassen. City-Marketing und viele rührige und an dieser Stelle nicht umfassend aufzulistende Vereine, Institutionen wie beispielsweise der Zusammenschluss Gemeinsamhandel Zweibrücken, Verbände, Firmen, Betriebe, aber auch Einzelpersonen tun das Ihrige, Zweibrücken über die Stadtgrenzen bekannt zu machen. Und dafür zu werben, dass Menschen hierher kommen. Damit aus vielen kleinen Mosaiksteinchen ein großes Bild wird, das erkennbar strahlt.

Insofern ist all das positiv zu bewerten, was sich an unterschiedlichen Stellen tut. Und alle, die marketingtechnisch in die Tasten greifen und auf der Klaviatur spielen, sollten in ihrem Tun bestärkt werden.

Und dennoch fällt an manchen Stellen auf, dass einiges womöglich doch noch einer größeren Synchronisierung bedarf. Aktuelles Beispiel: Seit Jahren erhalte ich den Newsletter eines veritablen Reiseveranstalters, der durchaus auch einmal lohnende Ziele abseits der eingetretenen touristischen oder erlebnisgeprägten Destinationen anbietet. Umso größer war jetzt ganz aktuell meine Freude (als sie der Verblüffung gewichen war), dass ein gleichfalls veritables Hotel eines namhaften Zweibrücker Hoteliers dort potenziellen Besuchern der Stadt der Rosse und Rosen den Besuch bei uns zum Schnäppchenpreis schmackhaft macht. Und natürlich mit der direkten Nachbarschaft des gut beleumundeten Hauses wirbt: dem Rosengarten natürlich. Mit seinen 60  000 Rosenstöcken, den 2000 verschiedenen Sorten – wie ich auf dem Online-Portal lesen konnte.

Die Werbung ist gut, schmeichelt dem Leser, zumal dem auswärtigen. In der Stadt und doch im Grünen – wie der Name verrät, wohne man direkt am 50  000 Quadratmeter großen Rosengarten. Schön ist auch der Hinweis, dass Besucher die Innenstadt von Zweibrücken in wenigen Minuten erreichen. An der Stelle hätte ich persönlich mir den Hinweis auf das Landgestüt, das wieder aufgebaute Zweibrücker Schloss, die so heimeligen, architektonisch interessanten oder auch mal ausladenderen Plätze und die geschichtsträchtigen Wege und stadtbildprägenden Häuser gewünscht. Aber die professionelle Reisetipp-Geberin verschweigt all dies. Entweder sie weiß es nicht oder man hat es ihr nicht gesagt. Beides ist gleich schlecht. Das gilt selbst dann, wenn die Addition der Informationen sich aus dem simplen Zusammenschreiben der entsprechenden Algorithmen speist.

Stattdessen – und da wird es spannend – kommt unter der Headline „Urlaub in der Pfalz“ neben dem gleichermaßen erwartbaren wie unvermeidlichen Tipp mit den Fashion Outlet der Hinweis auf die nur fünf Minuten vom Hotel entfernte Autobahn. Blöd nur, dass die aus der Stadt rausführt und reisetechnisch Vorteile hat, die ich beim weiteren Lesen erfahre. Die saarländische Hauptstadt Saarbrücken liege knapp 30 Kilometer entfernt, Frankreichs Region Lothringen sogar nur zehn Kilometer.

Stimmt. Aber beides klingt danach, als könne man ZW nicht schnell genug verlassen, um interessante(re) Orte und Ziele zu erreichen Vielleicht sollten wir hier noch ein wenig nachjustieren. Wir alle! Damit die, die zu uns kommen, auch (länger) hier bleiben und uns nicht nur als simple Station sehen, von der aus Reizvolles außerhalb zu erreichen ist.

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