Kolumne: Moment mal Alle Jahre wieder oder: Der Stoff, aus dem die Rede ist

Der Neujahrsempfang ist seit jeher das Hochamt der Kommunalpolitik. Darum freut sich nicht nur Merkur-Chefredakteur Michael Klein auf den jährlichen Auftritt des Zweibrücker Oberbürgermeisters Kurt Pirmann.

Kolumne: Moment mal: Alle Jahre wieder oder: Der Stoff, aus dem die Rede ist
Foto: SZ/Baltes, Bernhard

Nein, das ist allenfalls ein Treppenwitz des Kalendariums, pure Chronologie der Weltgeschichte: Dass Iwan IV. Wassiljewitsch, besser bekannt als „Iwan, der Schreckliche“, ausgerechnet an einem 16. Januar (im Jahr 1547) zum ersten russischen Zaren gekrönt wurde, hat absolut nichts damit zu tun, dass auf den Tag genau 471 Jahre später der Zweibrücker Herrscher „Kurt, der Pirmann“ zum Neujahrsempfang lädt. Zusammen mit der Bundeswehr und zusammen mit den Chefs der städtischen Töchter. Und ganz sicher in der von ihm gewohnten Tradition, bei diesem Anlass deutliche Worte zu wählen, „Tacheles“ zu reden – wo es angezeigt ist. Dann, wenn das schier endlose Defilée der geladenen Gäste vorbei an der Formation der Einladenden beendet ist und kurz und persönlich mit Händeschütteln die guten Wünsche für das nicht mehr ganz so neue neue Jahr ausgesprochen sind.

Nein, bildlich würde im gewagten Vorgriff auf morgen eher ein anderes Datum passen – der 16. Januar 1957. An dem Tag öffnete erstmals der Cavern Club in Liverpool. Musikfans wissen: Hier hatten die „Fabulous Four“, also die Beatles, zu Beginn der 60er-Jahre ihren ersten Auftritt in ihrer Heimatstadt.

61 Jahre später öffnen sich morgen also die Türen der Zweibrücker Festhalle, und für Pirmann ist es beileibe kein Neuland, kein erster Auftritt in der Heimat. Ganz im Gegenteil lassen sich seine Auftritte in Zweibrückens bester Stube wohl kaum noch zählen. Denn außer bei den hochoffiziellen Neujahrsempfängen, die er seit seinem Amtsantritt am 1. Juli 2012 als Oberbürgermeister engagiert redend bestritt, stand das Stadtoberhaupt ungezählte Male bei anderen Anlässen hier auf der Bühne und hinter dem Rednerpult.

Es liegt im Wesen des 62-jährigen Vollblutpolitikers, und es ist Verdienst seiner klaren ungekünstelten Sprache, dass so vieles aus seinem Munde bei vielen noch in guter Erinnerung geblieben ist. Das war schon so, als er als ehemaliger Verbandsbürgermeister von Zweibrücken-Land den politisch bundesweit Herrschenden in Sachen „Soli“(daritätszuschlag) die Leviten las. Und das fand sein vorläufig gutes Ende, als er sich im vergangenen Jahr mit der Gleichheit der Lebensbedingungen in deutschen Kommunen wortgewaltig auseinandersetzte. Seinerzeit gipfelnd in dem rhetorischen Verriss der Hamburger Elbphilharmonie – für Pirmann damals wie heute das Menetekel einer noch immer zu beklagenden ungerechten Geld-, Förder- und Investitionsverteilung.

Dass eben diese Elbphilharmonie ein Jahr nach ihrer offiziellen Eröffnung zu Deutschlands meistbesuchter Touristenattraktion geworden ist – allein 15 000 Menschen bevölkern pro Tag die atemberaubende, wind- und lichtdurchflutete Plaza hoch überm Hamburger Hafen – ändert an der Richtigkeit der Pirmann’schen Schelte aus dem Jahr 2017 nichts!

Und jetzt also 2018. Neues Jahr, neue Rede – neue, aber auch teilweise alte Themen. An der Finanzausstattung der Kommunen hat sich nichts Dramatisches verändert, an deren Aufgaben auch nicht. Die Politik, die große professionelle, hat sich auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert – darf man beispielhaft mit Blick auf die auch vier Monate nach der Bundestagswahl noch immer nicht gefundene Regierung konstatieren. Um Europa war es auch schon besser bestellt, was ausnahmsweise nicht allein mit dem US-amerikanischen Trump(el) zu tun hat. Stichworte zuhauf. Und ganz gewiss Themen, aus denen sich eine Rede für einen Neujahrsempfang stricken lässt. Zumal der Redner aus gutem Grund und eigenem Nutzen das nicht vergessen wird, was sich im vergangenen Jahr ganz konkret in Zweibrücken getan hat. Und was sich tun wird oder aktuell schon tut, im gerade erst begonnenen Jahr. Baulich, strukturell, konzeptionell, perspektivisch. „Stadt am Wasser“, Kinokreisel, „Überflieger“, Bauarbeiten, Straßensperrungen, Ampelschaltungen, neues Müllkonzept seien genannt. Ganz exemplarisch. Natürlich die imposante Ausstellung zum Lutherjahr, die den Weg vom Zweibrücker Stadtmuseum nach Berlin in die rheinland-pfälzische Landesvertretung gefunden hatte. Gerne auch die Bahnreaktivierung, wenngleich sich da kaum etwas bewegt. Die noch immer andauernde Diskussion über eine geplante Ansiedlung im Bereich der Truppacher Höhe gehört auch dieses Jahr sicher wieder ins Manuskript. Und das nicht nur, weil sich ganz aktuell der Vorstand des Händler- und Gewerbetreibenden-Zusammenschlusses „Gemeinsamhandel Zweibrücken“ einstimmig zumindest mal gegen die geplante Ansiedlung eines gigantischen Möbelhauses ausgesprochen hat. Womit alles gesagt ist. Und nichts.

Was Pirmann dazu sagt, und zu allem anderen? Wir werden es morgen hören!

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