„All“-Tägliches aus erster Hand

Düsseldorf · Die Mischung hat es wieder gemacht: Bei der Science-Fiction-Fanmesse Fedcon im Düsseldorfer Maritim-Hotel gab es spannende Fachvorträge, Treffen mit bekannten Seriendarstellern – und ein Gedenken an Mr. Spock.

 Auch das Zweibrücker Fedcon-Urgestein Hubert Zitt betrat durch das „Stargate“ die Bühne. Bekannteste Schauspielerin indes war die 48-jährige Jeri Ryan, die in „Raumschiff Voyager“ die vormalige Borg-Drohne „Seven of Nine“ mimte. Fotos: Eric Kolling (8)

Auch das Zweibrücker Fedcon-Urgestein Hubert Zitt betrat durch das „Stargate“ die Bühne. Bekannteste Schauspielerin indes war die 48-jährige Jeri Ryan, die in „Raumschiff Voyager“ die vormalige Borg-Drohne „Seven of Nine“ mimte. Fotos: Eric Kolling (8)

Wenn man den Zweibrücker Star-Trek-Experten Hubert Zitt bei der Science-Fiction-Messe Fedcon interviewen will, muss man sich immer wieder auf Unterbrechungen einstellen. Fans bitten ihn um Autogramme (die Zitt nicht im petto hat), haben eine Fachfrage zu seinen Vorträgen. Einer möchte sogar eine Video-Botschaft für eine verhinderte Freundin und zückt das Smartphone. Hier im Düsseldorfer Maritim-Hotel ist Zitt bei seiner zehnten Fedcon beliebt wie viele Seriendarsteller.

Als er bei der Eröffnungsfeier ans Mikro tritt, brandet schon Jubel auf, ehe er ein Wort gesagt hat. "Solange das so ist, komme ich gerne wieder", erklärt Zitt im Merkur-Gespräch, er habe aber mit den Fedcon-Machern noch nicht über seine Rückkehr 2016 gesprochen. Für Fedcon-Sprecherin Brigitte Scherr ist die allerdings sichere Sache: "Die Leute würden uns sonst aufs Dach steigen". Entscheidend sei, dass Zitt spannende Vorträge anbiete.

Von Einstein und Doc Brown

So wie dieses Mal. Im Gepäck in Düsseldorf - kommendes Jahr zieht die Messe wieder nach Bonn um - hatte er zwei für die Besucher neue Vorträge: die letzte Weihnachtsvorlesung "Wie viel Einstein steckt in Star Trek?" und die brandneue Präsentation "Die Zukunft aus ‚Zurück in die Zukunft‘ ist jetzt". Idee 2014, Vorbereiten mit Sichten der drei Filme und Lesen von Fachbüchern dazu seit Anfang 2015, Erstellen der Folien in der Woche vor der Con - so skizziert er die Entstehung des Vortrags, den er im Dezember auch als Weihnachtsvorlesung halten will. Auf 107 Folien fördert er auch anhand zahlreicher Filmausschnitte Spannendes zutage: Dass die Macher des Films um Marty McFly, Doc Brown und ihre Zeitmaschine, den fliegenden Delorean, damals weder Handys noch das Internet auf dem Schirm hatten. Dass die Vision von Autos, bei denen verbrannter Müll Fusionsgeneratoren speist, zu phantastisch war. Aber auch, dass sich Ideen von Flachbildschirmen ebenso bewahrheiteten wie von Fingerprint-Scanner am Hauseingang oder von Robotern, die mit Hunden Gassi gehen.

Andenken an "Mr. Spock"

Ein trauriger Höhepunkt bei der Fedcon war auch für Zitt die Gedenk-Veranstaltung zum am 27. Februar 2015 gestorbenen Leonard Nimoy alias Mister Spock. Star-Trek-Experte Richard Arnold, seit 1971 dessen Weggefährte, ließ Nimoys Leben und Wirken anhand zahlreicher Fotos, privater Aufnahmen, seltener Setbilder und Ähnlichem wiederauferstehen und lieferte dazu nette Hintergrundinfos und Anekdoten. Auch Fotos von Nimoys zweiter (und letzter) Fedcon 2005 waren darunter. Damals traf auch Zitt Nimoy, bei seiner Fedcon-Premiere. "Das war einer der nachhaltigsten Momente in meinem Leben", so Zitt. Mit Schauspielerverehrung habe das aber nichts zu tun gehabt. Spock habe zu seiner Kindheit gehört und ihn vielleicht erst für Raumfahrt und Wissenschaft interessiert, erklärt der Science-Fiction-Experte. Nimoy habe mit ihm über seine Beziehung zu Deutschland gesprochen. Als Jude wollte dieser infolge des Zweiten Weltkriegs nie nach Deutschland kommen. Bei seinem Auftritt 1999 sei er aber von der Offenheit und dem Entgegenkommen der deutschen Fans überwältigt gewesen. "Das hat er in einer so emotionalen Art und Weise erzählt, dass ich eine Gänsehaut bekommen habe", erinnert sich Zitt. Nimoy habe daraufhin alles Negative vergessen, was er jemals deutsche Fans geglaubt hatte.

Stars vom Kaliber Nimoy suchte man bei der Fedcon 2015 vergebens. Unter den 19 erschienenen Mimen aus den Serien "Battlestar Galactica", "Defiance", "Doctor Who" oder "Stargate" war die bekannteste die Star-Trek-Actrice Jeri Ryan . Die 48-Jährige hatte bei "Raumschiff Voyager" die "Seven of Nine" gespielt. Die in Deutschland geborene Schauspielerin verschenkte signierte Fotos, sang auf Fanwunsch wie in einer Folge "You are my Sunshine" und berichtete von aktuellen Dreharbeiten etwa zur Serie "Body of Proof". Die deutsche Schauspielerin Eva Habermann (39) - 1997 wurde sie durch eine Rolle in "Lexx - The Dark Zone" bekannt - plauderte viel Kurioses und Lustiges vom Set ihres aktuellen Films aus. Bei "Goblin 2" habe etwa eine frustrierte Schauspielerin abseits der Dreharbeiten bei einer Setfeier in einem privaten Haus auf den Wohnzimmerteppich gepinkelt.

Astronaut berichtet von der Mir

 Begegnung der besonderen Art: Bei der Fedcon 2005 traf Hubert Zitt persönlich auf Spock-Mime Leonard Nimoy. Foto: Sascha Gross

Begegnung der besonderen Art: Bei der Fedcon 2005 traf Hubert Zitt persönlich auf Spock-Mime Leonard Nimoy. Foto: Sascha Gross

Foto: Sascha Gross

Die wohl spannendsten Einblicke der Con lieferte Reinhold Ewald von der Europäischen Weltraumagentur ESA. Er brachte den Fans das Abenteuer Weltraum anschaulich nahe, war er doch 1997 selbst im All: An Bord der russischen Raumstation Mir führte er als neunter Deutscher außerhalb des Erdballs Experimente durch. Es sei darum gegangen, wie sich der menschliche Körper (und Pflanzen) in der Schwerelosigkeit verhalten. Oft habe er sich Blut abzapfen müssen. Ewald: "Ich sah aus wie ein Fixer." Und die Badezimmerwaage zeige im Weltall nunmal null Kilo an. "Das ist nicht sehr verlässlich", scherzt Ewald. Huhn mit Reis zu essen, sei auch schwierig - beides schwebe in verschiedene Richtungen. Wenn er auf die Erde heruntergeschaut habe, sei ihm bewusst geworden, dass "wir auf den Planeten sehr gut aufpassen" müssen. Damit die Menschheit künftig über die Internationale Raumstation (ISS) hinaus ins All kommt, müsse sie unter anderem international kooperieren und Publikumsinteresse wecken. Nur, wenn man sich ehrgeizige Ziele setze, wie etwa 1969 die Mondlandung und den Forschergeist früherer Jahre wieder entdecke, ginge es weiter. "Die Landung auf dem Mars könnte einen ähnlichen Effekt haben", schätzt Ewald.

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