Alkoholmissbrauch in Zweibrücken statistisch sehr hoch

Zweibrücken · Hat Zweibrücken tatsächlich ein überdurchschnittliches Alkoholproblem? Die Zahlen des Statistischen Landesamts legen es nahe. Paul Schmidt, Suchtberater des Diakonischen Werks in Zweibrücken, relativiert diese aber.

In Zweibrücken landen überdurchschnittlich viele Menschen nach Alkoholmissbrauch im Krankenhaus. Laut der jüngsten Auswertung des Statistischen Landesamtes mussten in Zweibrücken im Durchschnitt der Jahre 2011 bis 2013 8,3 von tausend Jugendlichen (12- bis 19-Jährige) stationär behandelt werden - unter den 36 kreisfreien Städten und Landkreisen ist das der zweitschlechteste Platz. Außerdem haben die Statistiker noch die Gruppe der 40- bis 59-Jährigen ausgewertet: Hier sieht das Ergebnis für Zweibrücken kaum besser aus, mit dem viertletzten Platz und 10,4 Fällen je tausend Einwohnern jährlich.

Ob diese Zahlen bedeuten, dass Zweibrücken tatsächlich ein überdurchschnittliches Alkoholproblem hat, ist aber unklar. Paul Schmidt, Suchtberater des Diakonischen Werks, berichtet zwar auch davon, dass er mit rund 220 Menschen jährlich mehr Fälle habe als viele Kollegen andernorts. Aber: "Eventuell liegt die hohe Zahl der Fälle in Zweibrücken auch daran, dass hier Ärzte und andere Menschen genauer hinschauen." So hätten schon oft Ärzte Patienten an ihn vermittelt. Zudem habe er auch deshalb höhere Fallzahlen, weil er bewusst auf kurze Wartezeiten achte - wer wie teils andernorts vier Wochen auf einen Termin warten müsse, überlege es sich dann manchmal anders.

Obwohl er niemanden abweise, erreichten er und die Suchtberater der Stadt "nur einen gewissen Prozentsatz" der Menschen mit Alkoholproblemen - sodass Schmidt keine Aussage wagt, ob der Alkoholmissbrauch in Zweibrücken überdurchschnittlich ist.

Auch Stadtsprecher Heinz Braun bezweifelt die Aussagekraft der Daten des Statistischen Landesamtes. Zudem sei nach den Beobachtungen des Ordnungsamts-Vollzugsdiensts der Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit eher rückläufig.

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Auf einen Blick Lesung zu Alkoholismus: Dr. Thorsten Markwirth liest am Mittwoch, 10. Juni, 17 Uhr, im Pressezentrum des Pfälzischen Merkur aus seinem aktuellen Roman "Alkohol - Stell' Dir vor, du bist krank . . . und kein Arzt ist nüchtern". Im "normalen" Leben ist Dr. Thorsten Markwirth Kardiologe und Internist. Der Eintritt zu der Lesung des Autors, der aus Homburg stammt, ist frei, um verbindliche Anmeldung wird allerdings gebeten unter Telefon (0 63 32) 80 00 12. Das Buch ist im Pressezentrum des Merkur erhältlich und kostet 22,80 Euro. red

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