Afghanistan und Absurdistan

Der Tod des jungen Hauptgefreiten des Fallschirmjägerbataillons 263 am Dienstag bei Kundus hat viele Zweibrücker noch mehr schockiert als die Gefallenen voriges Jahr. Denn da waren 140 Zweibrücker Kameraden im Einsatz, man hoffte täglich aufs Ausbleiben einer Schreckensnachricht

Der Tod des jungen Hauptgefreiten des Fallschirmjägerbataillons 263 am Dienstag bei Kundus hat viele Zweibrücker noch mehr schockiert als die Gefallenen voriges Jahr. Denn da waren 140 Zweibrücker Kameraden im Einsatz, man hoffte täglich aufs Ausbleiben einer Schreckensnachricht. Diese traf die Zweibrücker jetzt völlig unvorbereitet - war doch gar nicht bekannt, dass überhaupt ein Soldat der Niederauerbach-Kaserne in Afghanistan war. Beeindruckend ist die Risikobereitschaft der Soldaten, die Leib und Leben in Afghanistan riskieren. Trotz der wachsenden Gefahr hat die Bundeswehr keine Rekrutierungsprobleme. Offenbar ist das Bewusstsein groß, dass es auch Menschen geben muss, die so schwere Aufgaben übernehmen.Eine Mentalität, die sich auch der Zweibrücker Stadtvorstand zum Vorbild nehmen sollte. Dort nämlich gibt es ein Rekrutierungsproblem - für das Baudezernat. Wobei wir von Afghanistan in Absurdistan gelandet sind. Denn Kurt Dettweiler (FWG) würde die Arbeit zwar gerne weiter machen, der Stadtrat möchte seine Stelle aber einsparen. Schön und gut - wenn von den drei hauptamtlichen Stadtvorstandsmitgliedern denn jemand bereit wäre, das Bauressort zu übernehmen. Doch Helmut Reichling will nicht, da er sonst seine eigentlichen Aufgaben als Oberbürgermeister schleifen lassen müsste. Rolf Franzen (CDU) kann zwar Baudezernent, wie er von 1999 bis 2004 bewiesen hat, will aber nicht, weil ihm seine derzeitigen Ressorts mehr "Spaß" machen. Beide eint die Furcht, als Baudezernent oft kritisiert zu werden. (Zur Erinnerung: Dutzende Zweibrücker Soldaten gehen im Herbst wieder nach Afghanistan, obwohl der Einsatz sicher nicht vergnügungssteuerpflichtig wird.) Mehr Mut wäre aber nicht nur CDU-Chef Franzen, sondern auch der SPD zu wünschen. Die scheint nur darauf zu warten, dass jemand am Bauamt scheitert. Wie wär's, sich stattdessen darauf zu besinnen, dass das Bauamt mit dem für Zweibrücken so wichtigen Bereich Stadtplanung nicht nur das Risiko bietet, mal wegen einer Baumfällung unter Beschuss zu geraten - sondern auch d i e Chance, die Zukunft Zweibrückens zu gestalten? SPD und CDU müssten sich darum eigentlich reißen, statt auf einen Vorschlag des OB zu warten! Wenn die SPD Heinz Heller nicht zumuten will, sich kurz vor der Pensionierung noch in ein neues Ressort einzuarbeiten (wobei die Vorbereitung auf Afghanistan sicher auch nicht einfacher ist als fürs Bauamt . . .), könnte sie eine Mehrheit dafür organisieren, Dettweilers Stelle erst in zwei Jahren einzusparen - um dann als Hellers Nachfolger einen Bau-Bürgermeister zu nominieren, der ein Jahr Zeit hat zu beweisen, dass er 2012 auch ein geeigneter OB-Kandidat wäre.

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