Abmahnungen statt Infos

Zweibrücken · IG Metall: Terex belangt Angestellte, die in die Festhalle wollten.

 Zahlreiche Terex-Angestellte postierten sich gestern vor der Festhalle. Foto: Nadine Bröcker

Zahlreiche Terex-Angestellte postierten sich gestern vor der Festhalle. Foto: Nadine Bröcker

Foto: Nadine Bröcker

Gestern, 15.30 Uhr, Festhalle Zweibrücken: Die IG Metall hat wieder in Sachen Terex geladen, informiert über den Stand der Dinge zum Firmenumbau und hat diesmal zur Präsentation eine Leinwand aufgebaut. Über 600 Mitarbeiter besetzen sämtliche Stühle vor der Bühne. Schließlich muss Gewerkschaftssekretär Ralf Cavelius auch die Empore bei der anfangs öffentlichen Versammlung öffnen lassen. Ein noch größerer Ansturm als bei der letzten vor zwei Monaten am 15. Dezember, als die Kahlschlagpläne für die hiesigen Werke ganz frisch waren.

Es hätten noch mehr sein müssen, erklärt Betriebsratschef Eduard Glass. Doch das Unternehmen habe so manchem Kollegen, etwa aus der Lackiererei oder der technischen Fertigung "mehr oder weniger verboten hierherzukommen". Das sei im Dezember ähnlich gewesen. Glass: "Aus unserer Sicht eine Sauerei!" Cavelius sprach sogar von einer zweistelligen Zahl an Abmahnungen und fand: "Dass uns Terex Stöckchen zwischen die Füße wirft und man so nicht richtig kommunizieren kann, ist ein schlechtes Signal." Es koste Terex kein Geld, wenn die Angestellten ihrer Arbeit unterbrechen, "das geht auf ihr eigenes Zeitkonto", erklärte Glass. Jetzt werde man auf kleineren Abteilungsversammlungen informieren. Und nächsten Montag setzt man die Betriebsversammlung vom Dezember fort, die damals unterbrochen wurde. "Ob wir sie diesmal abschließen, hängt von den Antworten ab, die uns Terex dann liefert." Dann würden auch der juristische Beistand und Mitarbeiter der Technologieberatungsstelle (TBS) Mainz Rede und Antwort stehen. Der Kranbauer geize generell mit Infos. Seit neun Wochen habe man "etliche Runden gedreht" und Kataloge mit 50 bis 60 Fragen für die Geschäftsführung erarbeitet, schildert Glass. So manche Antwort sei unkonkret ausgefallen, anderes habe die Firma nicht beantworten wollen. Dem Betriebsrat lägen erst Bruchstücke der Pläne vor, ein Gesamtüberblick und Unterlagen fehlten.

Cavelius erläutert, dass Terex etwa nicht auf der Rechnung habe, dass es beim geplanten Wegfall eines Ersatzteillagers vor Ort zu Produktionsstillständen kommen könne, wenn eine Schraube oder Achse erst aus der Ferne beigeschafft werden müsste. "Es wird sich wohl noch eine ganze Weile hinziehen, bis die Betriebsänderung in Gänze bekannt ist. Erst dann können Verhandlungen beginnen." Terex sei bisher aber nicht von seinen Plänen abgerückt, das Bierbacher Werk zu schließen, rund 500 Arbeitsplätze abzubauen und das Verwaltungsgelände in der Innenstadt aufzugeben. Auch von einer Abmilderung sei noch nicht die Rede gewesen. Im Gegenteil: Es gebe seit Wochen Planspiele, wie man Bierbach sofort schließen könne. Nun scheinen die Planspiele abgeschlossen zu sein und der Umsetzung zu harren, so Glass.

Betriebsrat und Gewerkschaft drängen weiter darauf, dass Terex ein Zukunftskonzept für die Standorte Bierbach, Dinglerstraße und Wallerscheid vorlegt, keine Entlassungen vornimmt und investiert. Und Cavelius hat das "Pforzheimer Abkommen" im Blick, eine "Vereinbarung zur Sicherung von Arbeitsplätzen, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit". Die IG Metall hatte den Arbeitgeberverband Pfalzmetall, dessen Mitglied Terex ist, zu den Tarifverhandlungen aufgefordert (wir berichteten). Bis gestern lag Cavelius noch keine Antwort vor. Auf Anfrage ließ Hauptgeschäftsführer Werner Simon ausrichten, sich zu dem Vorgang nicht äußern zu wollen. Eine Rückmeldung, die auch Cavelius sichtlich überraschte. Allerdings: Man betrete hier Neuland: "Das gab‘s in diesem Sinne noch nicht, es ist bisher einmalig." Dass Terex den Bau des Challenger-Krans nach Zweibrücken zurückverlagere und künftig den neuen All-Terrain-Kran AC 45 hier produziere (wir berichteten), begrüßt er. Sei im November, Dezember noch Kurzarbeit ein Thema gewesen, bedauere Terex heute eher, zu viele Mitarbeiter gehen gelassen zu haben.

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