Autokorso von Zwei- nach Saarbrücken Weniger Russland-Freunde als erwartet

Zweibrücken · Aus Zweibrücken ist die Gruppe mehrheitlich saarländischer Fahrzeuge am Sonntag nach Saarbrücken gefahren.

 Vom Festplatz in Zweibrücken hatten sich die Korso-Teilnehmer auf den Weg nach Saarbrücken gemacht. Die „Rossija“-Schriftzüge auf den Flaggen (vorderes Auto) mussten auf Weisung des Ordnungsamtes abgeklebt werden.

Vom Festplatz in Zweibrücken hatten sich die Korso-Teilnehmer auf den Weg nach Saarbrücken gemacht. Die „Rossija“-Schriftzüge auf den Flaggen (vorderes Auto) mussten auf Weisung des Ordnungsamtes abgeklebt werden.

Foto: Rainer Ulm

Um 12.45 Uhr ist am Sonntag der russlandfreundliche Autokorso am Sammelpunkt an der Zweibrücker Geschwister-Scholl-Allee gestartet – eine Dreiviertelstunde später als geplant. Denn zunächst mussten einige der Teilnehmer auf Geheiß der Mitarbeiter des städtischen Ordnungsamts eine an deren Fahrzeugen gehisste rote Sowjetflagge mit Hammer und Sichel sowie eine Siegesfahne der Roten Armee, wie sie nach dem Sieg über Nazideutschland seinerzeit auf dem Reichstag in Berlin gehisst worden war, einholen.

Auch verlangten die Ordnungsamtsbediensteten, das kyrillische Wort „Rossija“ (für „Russland“, Anm. d. Red.) unter dem Adler-Wappen von auf einigen Kühlerhauben befestigten Russland-Flaggen zu überkleben. „Die Standarte des Präsidenten (Russlands, Anm. d. Red.) ist zwar nicht verboten, aber in diesem Kontext (Russland-Ukraine-Krieg, Anm. d. Red.) einfach nicht erwünscht“, erläuterte ein Mitarbeiter des Zweibrücker Ordnungsamts, das als Versammlungsbehörde für solche Veranstaltungen zuständig ist. Es habe zwar „Diskussionen“ mit den Teilnehmern geben, aber ansonsten hätten sie sich den Auflagen gebeugt, sagte der Mitarbeiter weiter.

Schließlich setzte sich der Tross, vor allem beflaggt mit russischen, deutschen, aber auch mit einer kasachischen Fahne (die ukrainische Flagge sollte auf Wunsch der Veranstalterinnen nicht gezeigt werden) in Richtung Hauptfriedhof Saarbrücken in Bewegung, auf dessen Vorplatz laut Verfügung der dortigen Versammlungsbehörde eine Schlusskundgebung stattfinden sollte. Die Fahrt begann trotz Verspätung offenbar gut gelaunt: Denn aus einem geöffneten Autofenster schallte das alte russische Volkslied „Kalinka“ über die Straße.

Für den russlandfreundlichen Autokorso hatte das Zweibrücker Ordnungsamt erhebliche Auflagen erlassen. Die einschneidendste: „Bei dem Aufzug werden das Billigen des derzeit von Russland gegen die Ukraine geführten Angriffskrieges sowie Verhaltensweisen, die dazu bestimmt und geeignet sind, Gewaltbereitschaft zu vermitteln, untersagt.“

In Sachen Teilnehmerzahl dürfte der Aufzug unter den Erwartungen der beiden Zweibrücker Anmelderinnen geblieben sein. Hatten sie doch mit bis zu 100 Fahrzeugen gerechnet, mitgefahren waren jedoch lediglich 56 Pkw, Motorräder und Kleintransporter. Auch waren nur wenige Fahrzeuge mit den einheimischen Kennzeichen ZW und PS dabei. Den am Sonntag gesichteten Kennzeichen zufolge kam der weitaus überwiegende Teil der Autos aus dem Saarland – so aus dem Saarpfalz-Kreis, den Landkreisen Merzig-Wadern, Neunkirchen und aus dem Regionalverband Saarbrücken.

Besondere Vorkommnisse gab es nicht, wie ein Sprecher der Polizeiinspektion Zweibrücken auf Anfrage unserer Zeitung mitteilte. Demnach hätten die Zweibrücker Beamten die beteiligten Kollegen der saarländischen Polizei, die die Fahrtstrecke mit mehreren Mannschaftswagen und Motorrädern gesichert hatten, vor allem bei den hiesigen „Verkehrsmaßnahmen“ unterstützt. Es sei allerdings im Zuge des Aufzugs zu kurzen Verkehrsbehinderungen gekommen. Ansonsten sei der Autokorso im Stadtgebiet kaum wahrgenommen worden.

Nach Polizeiangaben war die Zahl der Fahrzeuge bis zum Ende der Veranstaltung am Hauptfriedhof Saarbrücken auf rund 85 Fahrzeuge mit 300 Personen angewachsen.

Nur ein Häufchen Neonazis hatte sich in Zweibrücken beim Einbiegen der Fahrzeuge auf die Hofenfelsstraße am Mannlichplatz den Russlandfreunden entgegengestellt – und zwar während einer Mahnwache mit einer von vier Leuten des rechtsextremistischen „Nationalen Widerstands Zweibrücken“ gehaltenen schwarz-weiß-roten Reichsflagge. Das vielsagende Motto ihres Protests: „8. Mai, wir feiern nicht“.