Thesen-Anschlag vor Reformation-Jubiläumsabend Am Samstag Podiumsdiskussion über Zeitenwenden 1523 und 2023
Zweibrücken · Vor der Veranstaltung zu 500 Jahre Reformation in Zweibrücken hat ein Bürger die Debatte bereits mit an die Alexanderskirche gehängten Thesen bereichert. Darin geht es viel um Krieg und Frieden.
Im Jahre 1523 wurde Johann Schwebel von Herzog Ludwig II. als Hofkaplan nach Zweibrücken berufen. In diesem und im folgenden Jahr wurden die Feier des Abendmahls in beiderlei Gestalt und der evangelische Wortgottesdienst in deutscher Sprache eingeführt. Damit begann vor 500 Jahren der Weg des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken zur Reformation, der mit der maßgeblich von Johann Schwebel verfassten Kirchenordnung Herzog Wolfgangs zum Ziel kam.
Aus diesem Anlass lädt das Protestantische Dekanat Zweibrücken zusammen mit dem Stadtmuseum Zweibrücken und dem Historischen Verein Zweibrücken ein zu einer Podiumsdiskussion „Zeitenwenden 1523 2023 – 500 Jahre Reformation in Zweibrücken“ am Samstag, 4. November, 18 Uhr in der Alexanderskirche.
„Mit Krieg, Klimawandel, Verschiebung der politischen und wirtschaftlichen Kräfteverhältnisse und einer Medienrevolution zeigt die Reformationszeit erstaunlich viele Analogien zu unserer Gegenwart“, heißt es in der Einladung. „Wie heute waren viele Menschen existentiell erschüttert, mutlos und in Angst – wobei unsere heutigen Unterstützungssysteme fehlten. Wir haben den Titel ,Zeitenwenden’ gewählt, um Analogien im Kontrast der Zeiten zu diskutieren mit: Dr. Charlotte Glück, Historikerin, Stadtmuseum und Stadtarchiv Zweibrücken – Prof. Dr. Christian Witt, Kirchenhistoriker, Universität Tübingen – Dr. Antje Schönwald, Kulturwissenschaftlerin, Evangelische Akademie im Saarland – Dorothee Wüst, Kirchenpräsidentin, Evangelische Kirche der Pfalz – Moderation: Dr. Martin Schuck, Theologe, Evangelische Kirche der Pfalz“.
Anschließend laden die Veranstalter „zu einem Umtrunk mit Möglichkeit zum weiteren Austausch ein“.
Mit der aktuellen „Zeitenwende“ gar nicht einverstanden ist der Zweibrücker Bürger Thomas Althoff. Er hat deshalb eine eigene Aktion gestartet, um die Debatte zu beleben. Und am Vorabend des Reformationstags „Neue Thesen 2023“ an den Eingang der Zweibrücker Alexanderskirche gepinnt. Historischer Hintergrund: Martin Luther begründete die Reformation mit dem (mutmaßlichen) Nageln seiner 95 Thesen am 31. Oktober 1517 an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg.
Im Folgenden die Thesen von Thomas Althoff (nicht verwandt mit Merkur-Redaktionsleiter Jan Althoff) im Wortlaut:
1.) Eine kirchliche Stellungnahme zu einem laufenden Krieg darf nicht zu Gunsten einer Seite ausfallen, sonst führt sie nicht zu einer Lösung.
2.) Jeder Krieg ist auch ein Krieg gegen Kinder. Dafür gibt es keine Argumente.
3.) Die Kirche muss sich radikal für Frieden und Abrüstung einsetzen. Dazu gibt es keine sinnvolle Alternative.
4.) Kriegswaffen, speziell atomare, müssen weltweit geächtet werden.
5.) Angesichts unserer globalen Situation und unserer Lage innerhalb der Galaxis sind Argumente für Krieg und Rüstung absolut kleinkarierter Unsinn.
6.) Die globalen Probleme der Menschheit – Krieg, Hunger, Krankheit, Klima – können nur durch bedingungslose globale Kooperation gelöst werden.
7.) Alle Völker wollen für sich und ihre Kinder ein gutes und geschütztes Leben.
8.) Alle Völker sind deshalb bereit zu Solidarität und Kooperation mit anderen Völkern.
9.) Regierungen, die ihre Völker darin nicht unterstützen, verlieren ihre Legitimation.
10.) Globale Abrüstung, globaler Frieden und globale Kooperation sind möglich.