30 Jahre Notärzte

Zweibrücken · Die Anfänge des Notarzt-Systems in Zweibrücken waren teils turbulent, viel musste improvisiert werden. So wurde auch mal kurzerhand ein Krankenhaus-Assistenzarzt, der heute Chefarzt ist, „entführt“.

 Alte und neue federführende Köpfe beim Notarztsystem Zweibrücken: (von links) Dr. Marc Wrobel, Jürgen See, Anton Hans, Dr. Winfried Heun, Kurt Pirmann und Dr. Horst Winter. Foto: Katja May

Alte und neue federführende Köpfe beim Notarztsystem Zweibrücken: (von links) Dr. Marc Wrobel, Jürgen See, Anton Hans, Dr. Winfried Heun, Kurt Pirmann und Dr. Horst Winter. Foto: Katja May

Foto: Katja May

Je schneller ein Patient ärztlich versorgt werden kann, desto höher die Chance auf Genesung. Gerade auch bei Schlaganfall oder Herzinfarkt ist eine schnelle Versorgung überlebenswichtig. Als eine der ersten Städte in Rheinland-Pfalz führte Zweibrücken deshalb vor 30 Jahren ein Notarztsystem ein. Wird der Rettungsdienst alarmiert, steht seitdem immer ein Notarzt bereit, der direkt mit zum Patienten kommt.

In einer Feierstunde am Samstag in der Zweibrücker Rettungswache würdigte man diese "Erfolgsstory", so Jürgen See, Leiter des Rettungsdiensts. Dabei lief anfangs nicht immer alles glatt und vieles musste erst koordiniert werden. Anton Hans, seinerzeit Kreisgeschäftsführer beim Deutschen Roten Kreuz (DRK), erinnert sich schmunzelnd daran zurück, wie er einst von der leitenden Oberin des katholischen Krankenhauses gerügt wurde, weil er einen ihrer Assistenzärzte während der Dienstzeit "entführt" habe: "In der Anfangszeit hatten wir noch keine festen Dienstpläne. Als der Notruf kam, bin ich schnell ins Krankenhaus gefahren und habe sozusagen den ersten Freiwilligen einfach mitgenommen." Dr. Horst Winter, der "entführte Assistenzarzt" und heutige Chefarzt, ergänzt: "Rote Ampeln stellten anfangs auch ein Problem dar. Wir wussten nicht, ob wir sie im Einsatz missachten dürfen oder nicht." Dank des unermüdlichen Engagements der Initiatoren des Systems (Anton Hans und Dr. Winfried Heun) sowie vieler Ehrenamtlicher wurde das Zweibrücker Notarztsystem aber schnell Vorbild für viele rheinland-pfälzische Städte und fand reichlich Nachahmer. "Es läuft für das System und für die Bevölkerung", sagte See.

Zweibrückens Oberbürgermeister Kurt Pirmann (SPD ) sagte in seiner Ansprache: "Der Mensch braucht Nahrung, ein Dach über dem Kopf und ein Sicherheitsgefühl. Das Notarztsystem bietet Zweibrückens Bürgern dieses Sicherheitsgefühl und hat es auch in die Vororte und Dörfer getragen. Für die Bürger ist es heute eine Selbstverständlichkeit, dass sie auf einen qualifizierten und gut ausgerüsteten ärztlichen Notdienst zugreifen können - aber früher war das nicht so."

Seit Einführung wurde der Notarzt in Zweibrücken etwa 40 000 Mal alarmiert. Unterstützt wird er immer von Sanitätern des DRK oder Arbeiter-Samariter-Bunds (ASB), bis der Patient in ein Krankenhaus eingeliefert und weiter versorgt wird. Angesichts der aktuellen Probleme bezüglich der Zweibrücker Krankenhäuser erklärt Pirmann deshalb: "Ich hoffe, dass es zu einer positiven Einigung kommt. Wir brauchen beide Häuser. Sie sind wichtig für Zweibrücken ."

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