2018 wurden 86 Ehen geschieden Zweibrücken ist die Scheidungshochburg

Zweibrücken · Die Rosenstadt entwickelt sich zwar immer mehr zum Hochzeitsparadies für auswärtige Gäste. Weniger rosig ist, dass sich Zweibrücker selbst häufiger scheiden lassen als alle anderen Rheinland-Pfälzer. In der Südwestpfalz und in Pirmasens dagegen ist die Zahl der Scheidungen sogar unterdurchschnittlich.

 Viele Trennungen: Mit der Ehe-Romantik ist es bei Zweibrücker Paaren deutlich häufiger vorbei als im rheinland-pfälzischen Durchschnitt.

Viele Trennungen: Mit der Ehe-Romantik ist es bei Zweibrücker Paaren deutlich häufiger vorbei als im rheinland-pfälzischen Durchschnitt.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Drum prüfe, wer sich ewig bindet . . .: Der Spruch scheint abgedroschen – mit Blick auf die Rosenstadt hat er allerdings seine Berechtigung. Nein, hier geht es nicht um die in einem erbitterten Rosenkrieg geschiedene Polit-Ehe von SPD und CDU – sondern um standesamtliche Koalitionen: In denvergangenen fünf Jahren war Zweibrücken die Scheidungshochburg Nummer eins in Rheinland-Pfalz. Nirgendwo sonst in den 36 kreisfreien Städten und Landkreisen ließen sich, prozentual gesehen, mehr Eheleute scheiden als in Zweibrücken. Das hat das Statistische Landesamtes in Bad Ems errechnet.

Je 1000 bestehender Ehen wurden in dem Fünf-Jahre-Zeitraum 2014 bis 2018 in Zweibrücken per anno 11,6 Ehen geschieden. Das ist der traurige Spitzenwert in ganz Rheinland-Pfalz. Nur im Landkreis Kaiserslautern ist der Fünf-Jahre-Wert mit 11,3 Scheidungen pro 1000 bestehender Ehen fast gleich hoch, in der Stadt Kaiserslautern sieht es mit dem Faktor 11,0 nicht viel besser aus.

In der unmittelbaren Nachbarschaft Zweibrückens war die Scheidungs-Ziffer mit 8,7 im Landkreis Südwestpfalz und 9,0 in Pirmasens sogar unter dem Rheinland-Pfalz-Durchschnitt von 9,3.

Ein romantisches Plätzchen scheint dafür der Landkreis Kusel zu sein. Hier errechneten die Statistiker für den Zeitraum von 2014 bis 2018 einen Wert von 6,3.

Im vergangenen Jahr wurden in Zweibrücken 86 Ehen geschieden – das ist nochmal ein deutlicher Anstieg gegenüber 2017, wo es „nur“ 77 Scheidungen gab. Leidtragende dieser 86 endgültigen Trennungen waren übrigens insgesamt 51 Kinder. Eine interessante weitere Erkenntnis des Statistischen Landesamtes: Je mehr Kinder es in einer Ehegemeinschaft gibt, desto geringer ist die Gefahr einer Scheidung. In Zweibrücken ist dieses Phänomen noch deutlich ausgepräger als im Landesschnitt. Für 2018 hat die Behörde bei den 86 Scheidungen in Zweibrücken herausgefunden: Der Anteil an Ehen mit null Kindern betrug 54,7 Prozent, bei einem Kind sind es noch 32,6 Prozent, bei zwei Kindern 11,6 und bei drei Kindern und mehr lediglich 1,2 Prozent.

Das Statistische Landesamt will mit Blick auf die Scheidungszahlen in Rheinland-Pfalz aber nicht nur Trübsal blasen. Ein positiver Aspekt sei, dass die Scheidungszahlen insgesamt weiter rückläufig seien. Im ganzen Land wurden im vergangenen Jahr 8025 Ehen geschieden – gegenüber 2017 immerhin ein Rückgang um vier Prozent. Wobei Zweibrücken mit besagten 77 Scheidungen 2017 und 86 Scheidungen in 2018 eine deutlich gegenläufige Entwicklung aufweist.

Aber für ganz Rheinland-Pfalz betrachtet ist der Trend rückläufig, so die Bad Emser, die zu Beginn der 2000er Jahre noch mehr als 10 000 Scheidungen registrierten.

Gegenüber dem Jahr 2003, in dem mit 11 567 Scheidungen der bisherige Höhepunkt seit der Gründung des Landes registriert wurde, ergibt sich immerhin ein Rückgang um 30 Prozent.

Trotz insgesamt sinkender Scheidungszahlen ist die Trennungsbereitschaft nach relativ kurzer Ehedauer aber weiterhin groß, berichtet das Landesamt weiter. Von den im Jahr 2018 in Rheinland-Pfalz beendeten Ehen sind die meisten (438/439) erst in den Jahren 2012/2011 geschlossen worden. „Aber auch ,alte Liebe’ rostet“, warnen die Statistiker in ihrer Pressemitteilung. Insgesamt 1349 Paare hatten zum Zeitpunkt der Scheidung bereits die silberne Hochzeit gefeiert, ehe sie den Bettel hinwarfen.

Bis Ende 2018 wurden von den in den 1980er und -90er Jahren geschlossenen Ehen mehr als jede dritte geschieden. Die höchste Gesamtscheidungsquote weist der Heiratsjahrgang 1989 auf: Rund 45 Prozent der Paare, die in diesem Jahr heirateten, gehen wieder getrennte Wege.

Kurios ist: Während die Zweibrücker selbst Scheidungs-Spitzenreiter sind, wächst die Liebe auswärtiger Paare zu Zweibrücken kräftig: Im vergangenen Jahr kam jedes Dritte der 300 Paare, die in Zweibrücken heirateten, von auswärts, informierte Oberbürgermeister Marold Wonsitza im Januar beim Neujahrsempfang (wir berichteten). Angesicht des offensichtlich durch die attraktiven Zweibrücker Hochzeits-Locations wir Rosengarten, Fasanerie, barockes Rathaus oder Herzogssaal befeuerten Hochzeitstourismus-Booms lässt sich Wosnitza im Sommer zum Standesbeamten weiterbilden, um das reguläre Standesbeamten-Team zu entlasten.

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