Jubiläum an diesem Wochenende 200 Jahre Pferderennen

Zweibrücken · Die Entwicklung des Pferderennsports in Zweibrücken ist eng verbunden mit der Geschichte der Pferdestadt. Am Wochenende wird das runde Jubiläum dieser Verbindung gefeiert.

 Ein Pferderennen in Zweibrücken um 1900.

Ein Pferderennen in Zweibrücken um 1900.

Foto: Stadtarchiv/Stadtmseum

An diesem Samstag feiert der Rennverein Zweibrücken ein großartiges Ereignis: 200 Jahre Pferderennen in Zweibrücken. Der erste öffentliche Renntag, mit dem am 12. Oktober 1821 der Namenstag des bayerischen Königs Maximilian auf dem kleinen Exerzierplatz in den ehemaligen Schlossgärten gefeiert wurde, gilt als das erste offizielle Pferderennen in Deutschland. „Weil die Pferdezucht in hiesiger Umgegend vorzüglich ist“, hieß es der Vorankündigung dazu.

Bereits in den Vorjahren hatten die bäuerlichen Pferdezüchter im Rahmen der Pferdeleistungsschauen und Auktionen im Landgestüt ihre Pferde um die Wette rennen lassen. Diesmal jedoch war ein Preisgeld ausgelobt. Während man in Zweibrücken zum Tagesgeschäft der Pferdezucht für die Landwirtschaft und das Militär zurückkehrte, fand 1822 im mecklemburgischen Bad Doberan das erste Vollblut-Rennen im heutigen Sinne des Pferderennsports statt. Gründeten sich in den Folgejahren berühmte Rennbahnen wie Berlin Tempelhof, Baden-Baden oder Frankfurt am Main, etablierten sich die Sport-Pferderennen im jährlichen Rhythmus in Zweibrücken nachweisbar 50 Jahre später, nämlich 1872.

Sport- und Pferdefreunde fanden sich zusammen, um diesen neuen, beim Publikum damals wie heute beliebten Rennsport mit Vollblutpferden zu betreiben. Durch den Krieg von 1870/71 verschoben, bereicherten die ersten Rennen von da an regelmäßig ein „landwirtschaftliches Fest mit weit gespanntem Programm“. Der Erfolg übertraf die Erwartungen, als 42 der 60 gemeldeten Pferde am Pfosten erschienen und antraten.

 Ein Rennplakat von 1913 .

Ein Rennplakat von 1913 .

Foto: Stadtarchiv/Stadtmseum

Beliebt war das für Reiter und Pferde sehr anstrengende Trabreiten, das eine enorme Konzentration erforderte und von den Trabrenn-Fahrern im Sulki später komplett abgelöst wurde Dabei zeigte sich, dass die Bauern der Region mit ihren selbst gezogenen Pferden, die „mit Feuer und Ausdauer ihre echt arabische Abstimmung bewiesen“, selbst hoch erfolgreiche Konkurrenz besiegten. Im Sattel saßen zumeist Offiziere. Bereits ein Jahr später wurde die Besucherzahl auf 10 000 geschätzt, denn gleich mehrere Sonderzüge brachten sie zum „Zweibrücker Rennfest“.

Leider war der Rennplatz nicht ideal, denn im Sommer war der Boden fußtief, bei Regen jedoch abgrundtief. Der Begriff „Reenfescht“ ist vermutlich ebenso alt wie die Pferderennen selbst, denn häufig goss es in Strömen. Baumaßnahmen machten das Gelände endgültig unbrauchbar. Eine Lösung musste her.

1898 gründete sich der erste Zweibrücker Rennverein mit 70 Gründungsmitgliedern sowie 400 Mitgliedsanwärtern. Unter seiner Leitung erfolgte der Umzug auf die vom Landgestüt gepachteten Gestütswiesen. Für die Herrichtung des Rennplatzes stellte die Stadt 25 000 Mark zu Verfügung. Weitere 21 000 Mark für den Bau der Tribüne wurden durch die Ausgabe von Anteilsscheinen aufgebracht.

Zu der Einweihung am 24./25. September 1899 – der Rennverein unter seinem ersten Präsident, Landstallmeister Karl Bauwerker, hatte bereits 700 Mitglieder – wurden gleich mehrere Sonderzüge aus Richtung Kaiserslautern, Pirmasens und Saarbrücken eingesetzt. Erstmals gingen in Zweibrücken Berufsreiter (Jockeys) an den Start. Den Sieg im Schloß-Garten-Steeple-Chase erritt sich jedoch Leutnant Hessert, ein Zweibrücker Chevauxlegers-Offizier mit seinem Pferd Top Note.

Von Jahr zu Jahr gewann das Zweibrücker Pferderennen mehr an Bedeutung und wurde schließlich zum Prüfstein, einer Vorentscheidung für die besten Rennplätze, vor allem für Baden-Baden. Nachdem 1905 Bürgermeister Friedrich Roesinger die Präsidentschaft des Vereins übernahm, wurde bis 1914 aus dem Renntag eine ganze Rennwoche.

1920 fand das erste Pferderennen nach dem Ersten Weltkrieg statt. Handelte es sich früher um ein gesellschaftliches Ereignis, überwogen jetzt vor allem sportliche und geschäftliche Interessen. Die Qualität stieg bedeutend. Nach 1945 war die Rennwiese ein Bombentrichterfeld, doch der Idealismus ungebrochen. 1949 erfolgte die Neugründung des Pfälzischen Rennvereins Zweibrücken und die ersten Rennen wurden gelaufen.

Seit 1975 findet ein fixer Renntag am zweiten Sonntag im Juni statt, ein weiterer zu einem flexiblen Termin. Traditionell übernehmen Zweibrückens Oberbürgermeister die Präsidentschaft im Rennverein. Bis heute hat der Verein rund 90 Mitglieder, davon 13 Besitzertrainer, die regelmäßig auch Heimaterfolge feiern dürfen. Nicht nur zum Jubiläums-Renntag am Samstag sind die Starterfelder hochkarätig und international besetzt, denn der prestigeträchtige Silberne Bügel ist eine begehrte Trophäe. Zu den Rennen kommen nach wie vor zwischen 2500 und 4500 Zuschauer, je nach Wetter. Dank Internet, können die Rennen jedoch weltweit live verfolgt und auch darauf gewettete werden. https://pfaelzischer-rennverein-zweibruecken.de/

Die Feierlichkeiten an der Rennwiese beginnen am Samstag um 11.30 Uhr mit Frühschoppen, Biergarten und musikalischer Begleitung durch die Stadtkapelle. Das erste Rennen startet um 14.30 Uhr.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort