200 Bürger bei Demo gegen Deponie-Ausbau
Zweibrücken · Bei der Deponie-Erweiterung im Mörsbacher Rechenbachtal gehe es keinesfalls um harmlose Stoffe, sagte die Ärztin Julia Igel bei der Demonstration in Zweibrücken. Filterstäube beispielsweise enthielten krebserregende Substanzen.
Vor dem Anhörungstermin mit der SGD Süd (Struktur- und Genehmigungsdirektion) am Donnerstag in der Festhalle haben am Samstag noch einmal rund 200 Gegner der Erweiterung der Mörsbacher Mülldeponie ihren Ärger über die Pläne des UBZ (Umwelt- und Servicebetrieb Zweibrücken) Luft gemacht. Die "stille Demonstration" zog vom Herzogplatz durch die Fußgängerzone zum Alexanderplatz, wo vor der dortigen Kirche eine Kundgebung stattfand.
Gegenüber dem Merkur erklärte die stellvertretende BI-Vorsitzende Julia Igel, dass der Stadtratsbeschluss nicht angefochten werden könne. Es werde aber noch die Möglichkeit eines Bürgerbegehrens geprüft. Hart ins Gericht ging Igel in ihrer Rede mit der Informationspolitik von Stadt und UBZ. Leere Worthülsen, Verweise auf das laufende Verfahren und unfaire Angriffe seien da an der Tagesordnung. "Ein konkretes Beispiel sind die jüngsten Aussagen, dass sich ja eigentlich auf der Deponie überhaupt nichts ändern solle, weder die Abfallart noch -menge noch das Verkehrsaufkommen”, sagte Igel. Natürlich sei dies jetzt leicht zu behaupten. Schließlich habe der UBZ seinen Abfallkatalog rechtzeitig im März 2012 erweitert - also direkt vor der Beantragung der Erweiterung. Das seien genau die gefährlichen Abfallstoffe, die dem UBZ jetzt acht Millionen Euro Jahresgewinn brächten und die Gesundheit der Menschen gefährden könnten. Es handele sich um gefährliche Schlacken, die hohe Konzentrationen von Schwermetallen wie Quecksilber, Kadmium und Blei enthielten, und sogar das Seveso-Gift Dioxin. Filterstäube enthielten generell Dioxine und Furane - beides seien fruchtschädigende und krebserregende Substanzen. "Soweit zu der Harmlosigkeit der dort abgelagerten Stoffe”, sagte die Ärztin Igel. Es gehe auch in keiner Weise um die Sicherstellung der regionalen Müllentsorgung. Nur zehn Prozent des dort abgelagerten Mülls stamme aus der Region Zweibrücken - der Rest aus ganz Deutschland und vielen EU-Nachbarländern, allein elf Prozent aus Italien.
"Wir Mörsbacher tragen seit über 40 Jahren die Last für Zweibrücken und wir sind auch für weitere Jahre dazu bereit: Für Zweibrücken, auch noch für die umliegende Region - aber nicht mehr für Rom, nicht mehr für Mailand und nicht für ganz Europa!”, machte Horst Scherer von der BI deutlich, dass die Mörsbacher keine weiteren Importe mehr hinnehmen wollen. Gut 6800 Kubikmeter betrage der Deponiebedarf für Zweibrücken. Abgelagert werde mehr als das 32-fache. "Und es soll noch viel mehr werden. Die Deponieführung richtet einen beträchtlichen Anteil ihrer Fantasie und Schaffenskraft darauf, weitere Müllquellen zu erschließen nach dem Motto: Schafft her, so viel wie möglich. So wenig wie nötig, wäre die vernünftigere Haltung”, kritisierte Scherer die Geschäftspolitik der UBZ. Er appellierte an Oberbürgermeister Kurt Pirmann (der wie der übrige Stadtvorstand abwesend war): "Warum setzen Sie nicht das um, was die große Mehrheit der Bevölkerung für vernünftig hält?! Begrenzen Sie Müllablagerung auf Abfall aus Zweibrücken und der Region! Dann brauchen wir jetzt keine Erweiterung.”