Zwischen Gummistiefel und Anzug

Der eine ist Fan des FC St. Pauli und hat mit Kultur und den Regeln des Herrn Knigge nicht viel am Hut. Sein Papa fährt Taxi, kifft gern und bringt ihn immer wieder in mehr oder weniger peinliche Situationen

Der eine ist Fan des FC St. Pauli und hat mit Kultur und den Regeln des Herrn Knigge nicht viel am Hut. Sein Papa fährt Taxi, kifft gern und bringt ihn immer wieder in mehr oder weniger peinliche Situationen. Der andere stapft in Designer-Gummistiefeln durchs Bild respektive zum Tatort, hat ein Faible für gut sitzende Anzüge, guten Wein und gutes Essen, nennt seine kleinwüchsige Assistentin liebevoll "Alberich" und ist auf seine Weise nicht weniger verschroben als sein Gegenpart. Gemeint sind Thiel (Frank, Kriminalhauptkommissar) und Boerne (Karl-Friedrich, Professor, Rechtsmediziner), die Helden des Münsteraner Tatorts. Seit 2002 haben die beiden, die im selben Haus einander gegenüber wohnen, bereits in 18 Folgen gemeinsam ermittelt. Thiel fährt stets mit dem Fahrrad vor (wir sind ja in Münster, der Fahrradstadt schlechthin), Boerne bevorzugt ein PS-starkes schnittiges Gefährt. Gegensätzlicher könnten beide kaum sein, und Gegensätze ziehen sich bekanntlich an. Die Rollen sind Axel Prahl (Thiel) und Jan Josef Liefers (Boerne) auf den Leib geschrieben, und manches Mal möchte sich der Zuschauer (vielleicht auch eher die Zuschauerin) vorstellen, dass die beiden auch im wahren Leben ein bisschen so sind. Eine Wonne, mit ihnen zu ermitteln, da gerät die Hatz nach dem Täter manchmal fast ins Hintertreffen. Wahrhaftig füllen sie ihre Rollen aus und spielen mit viel Talent zur Komik. Die droht nur manches Mal überhand zu nehmen, dabei sind die beiden mehr als nur ein Blödel-Duo. Diese Herren sind Kult.

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