Kita-Zukunftsgesetz Zu sehr vom grünen Tisch geplant

Großsteinhausen · Fast 100 Erzieherinnen haben in Großsteinhausen ihren Unmut über das Kita-Zukunftsgesetz kundgetan.

 Der parlamentarische Geschäftsführer der FDP, Marco Weber (rechts), bekam den Unmut der Erzieher über das Kita-Zukunftsgesetz zu spüren.

Der parlamentarische Geschäftsführer der FDP, Marco Weber (rechts), bekam den Unmut der Erzieher über das Kita-Zukunftsgesetz zu spüren.

Foto: Norbert Schwarz

Für Rheinland-Pfalz ist ein Kita-Zukunftsgesetz in der Mache. Der Gesetzesentwurf liegt vor und die Erzieherinnen sind auf den Barrikaden. Der Grund: Die Personalbemessung in den Kindertagesstätten. Fast 100 Erzieherinnen und Erzieher aus dem gesamten Landkreis Südwestpfalz kamen ins Sportheim in Großsteinhausen, um mit den Repräsentanten des Landes „Tacheles“ zu reden.

Wie sehr in Sachen „Kita-Zukunftsgesetz“ die Seele der Erzieherinnen kocht, bekam jetzt der parlamentarische Geschäftsführer der FDP, der Landtagsabgeordnete Marco Weber, hautnah zu spüren. Der nämlich musste für die erkrankte Parteikollegin Helga Lerch in die Bresche springen und konnte einem, das vorweggenommen, regelrecht leid tun. Doch das, was an diesem frühen Abend auf den Parlamentarier einprasselte, war keine Schelte zu seiner Person. Nein, es ging einzig und allein um die Sache, nämlich das Wohl der Kinder. Für die Erzieherinnen und Erzieher, das wurde bei der überaus lebhaften Diskussion deutlich, geht es insbesondere um zentrale Punkte im neuen Gesetz, die so nach ihrer Einschätzung einfach nicht umsetzbar sind. Der Personalschlüssel etwa, das A und O in jeder Kindertagesstätte, soll nicht mehr danach bemessen werden, wieviele Kinder eine Einrichtung aufnehmen kann, sondern danach, wie viele tatsächlich dort sind. Ein Unding, wie die Teilnehmer der Infoveranstaltung deutlich machten und argumentativ belegten. So stellte die Leiterin des Großsteinhauser Kindergartens Marlene Burgey die Frage, wie das mit dem Personal sei, wenn das Jahr über mehr Kinder in die Einrichtung kommen. Wie schnell könnte denn eine Einrichtung überhaupt reagieren?

 Regelrechtes Hohngelächter entbrannte bei der Feststellung, dass für elf Kinder eine Erzieherin vorgesehen sei. „Ich habe das Gefühl, sie sind weit weg von uns“, so der Kommentar eines Erziehers, was allerdings den Parlamentarier samt seinem Mitarbeiterstab an der Front nur noch mehr in seiner Feststellung beflügelte: „Wir nehmen alles ganz getreu auf und geben es an die verantwortlichen Stellen in Mainz weiter.“ Das es beispielsweise nach dem neuen Gesetz zusätzliche Personalstunden nicht mehr geben soll, war ein weiterer von vielen Kritikpunkten. Martina Kennel vom Kindergarten Kröppen etwa meinte dazu: „Wir wollen nicht, dass zweijährige Kinder zu Regelkindern werden, Sie brauchen einfach mehr Betreuung als ein Kind mit vier Jahren. Wir brauchen auch weiterhin qualifiziertes Personal. Nicht für die Kinder, die da sind, sondern für die Kinder nach der Betriebserlaubnis.“ 

Zehn Erzieherinnen und Erzieher aus dem Landkreis werden jetzt die Chance bekommen, ihre Meinung direkt bei Staatssekretär Hans Beckmann (SPD) vorzutragen. Dieser hatte schon im Frühjahr 30 000 Unterschriften von Erzieherinnen und Erziehern entgegengenommen, die das neue Gesetz kritisieren. Den Termin mit diesem politischen Beamten will der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP und Landtagsabgeordnete Marco Weber nach seinem Besuch in Großsteinhausen organisieren.

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