Euroclassic-Festival 2017 Zartgliedrige Musik aus dem Mittelalter

Hornbach · Baseler Ensemble „La Morra“ glänzt bei Euroclassic-Konzert im Hornbacher St.-Fabianstift mit sakralen Werken.

 „La Morra“in der Hornbacher Kirche St. Fabianstift.

„La Morra“in der Hornbacher Kirche St. Fabianstift.

Foto: Sebastian Dingler

Bei mittelalterlicher Musik denken viele an die lebensfrohen Weisen, die gerne auf Mittelaltermärkten dargeboten werden, mit Trommeln und lauten Dudelsäcken. Doch es gab damals natürlich auch sakrale Musik, die wesentlich zartgliedriger ist. Das Baseler Ensemble „La Morra“ hat sich genau diesen Kompositionen verschrieben und gestaltete damit am Freitagabend ein Konzert in der kleinen Kirche St. Fabianstift in Hornbach. Die Aufführung fand im Rahmen des Euroclassic-Festivals statt; gleichzeitig war sie Teil des rheinland-pfälzischen Kultursommers „Via Mediaeval 2017 – Reformationes“. 90 Zuhörer waren gekommen, um dem Programm namens „Fiat unitas – Resonanzen des großen Schismas“ zu lauschen. Einerseits Schisma, also jene Zeit 1378 bis 1417, in der es mehrere Päpste gleichzeitig gab, andererseits Reformation (ab 1517) – wie ging das zusammen? Nun, das Schisma gilt historisch als Vorbote der Reformation; dadurch, dass in dieser Zeit Musiker verschiedener Stile in Europa aufeinandertrafen, war diese Phase auch eine fruchtbare und wegbereitende für die darauf folgende Musik. „La Morra“, das sind ehemalige Schüler der Schola Cantorum Basiliensis in Basel, einem Institut für Alte Musik. Die Mitglieder des Sextetts stammen aus Brasilien, Russland, Israel, Polen, Belgien und der Schweiz. Lange Melodiebögen, ineinander gewobener mehrstimmiger Gesang mit einer sehr hohen Männerstimme und die karg wirkende Begleitung auf zeitgenössischen Instrumenten kennzeichneten die Darbietung, die durchaus etwas gewöhnungsbedürftig war für Laien dieser Richtung. Das waren schließlich Kompositionen, die zeitlich von Johann Sebastian Bach fast genauso weit weg liegen wie wir heute. Auch hört man eher selten so etwas wie ein Clavicimbalum (ein Vorläufer des Cembalo), eine Plektrum-Laute (ähnlich einer Gitarre) oder eine Fidel (ähnlich dem Cello). Das modern geprägte Hörempfinden vermisste außerdem klar nachvollziehbare melodiöse Themen. Zwei, die sich mit dieser Musik auskennen, waren aus Ruth Nojer und Ingeborg Clemenz aus Pirmasens. „Wir beide spielen auch Blockflöte, deswegen haben wir uns auch schon mal in diese Musik hineingefunden. Das ist sehr schwer, denn das ist ein ganz anderes Zusammenspiel – da spielt ja jeder seins!“, meinte Clemenz. Toll fand sie, dass ganz authentisch auf den alten Instrumenten gespielt wurde: „Der Lautenspieler hat einen Kiel benutzt. Das Plastikplektrum von heute, das war früher ein Federkiel.“ Ruth Nojer fand „Die waren musikalisch ganz toll.“ Besagter Lautist, der Pole Michal Gondko, ist zusammen mit Corina Marti (Clavicimbalum) Gründer des Ensembles. Der Name „La Morra“ beziehe sich auf ein Stück des Renaissance-Komponisten Heinrich Isaac, sagte er. Dass diese alte Musik eher unbekannt ist, liegt seiner Meinung daran, dass es zu wenig Konzerte dieser Art gebe. Aber sie sei auch etwas, das sich nicht sofort erschließt.

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