Wohnen in Ortskernen soll attraktiver werden

Zweibrücken. Was vielen anderen Städten von Demographen vorhergesagt wird, hat Pirmasens schon hinter sich - einen deutlichen Bevölkerungsrückgang. Innerhalb weniger Jahrzehnte ist Pirmasens von (mit Vororten) 70 000 Einwohnern auf 44 000 geschrumpft, erinnerte der dortige Oberbürgermeister Bernhard Matheis (CDU) gestern bei einem Merkur-Redaktionsgespräch

 Bernhard Matheis beim Merkur-Redaktionsgespräch. Foto: voj

Bernhard Matheis beim Merkur-Redaktionsgespräch. Foto: voj

Zweibrücken. Was vielen anderen Städten von Demographen vorhergesagt wird, hat Pirmasens schon hinter sich - einen deutlichen Bevölkerungsrückgang. Innerhalb weniger Jahrzehnte ist Pirmasens von (mit Vororten) 70 000 Einwohnern auf 44 000 geschrumpft, erinnerte der dortige Oberbürgermeister Bernhard Matheis (CDU) gestern bei einem Merkur-Redaktionsgespräch. Dies sei aber auch eine Chance, nämlich zur "städtebaulichen Aufwertung", zum Beispiel durch Abriss von Bausünden aus den fünfziger Jahren oder Modernisierung von Wohnraum."Deutschland wird erheblich an Bevölkerung verlieren, und die Westpfalz ist davon überproportional betroffen", warnt Matheis, der auch Vorsitzender der Planungsgemeinschaft Westpfalz ist. Dadurch stehe für die Bürger "viel Infrastruktur infrage, wie Kindergärten, Ärzte, Apotheken oder Lebensmittelgeschäfte". Matheis erwartet deshalb, dass Menschen künftig vor allem dorthin ziehen, wo solche Einrichtungen vorhanden sind: "In den nächsten zehn, 15 Jahren wird es eine Renaissance der Mittelstädte geben." Das Wohnen in Stadt- oder Dorfkernen müsse aber auch von der Politik unterstützt werden. Matheis: "Einige Weichen sind schon gestellt, aber es muss noch viel konsequenter umgesteuert werden, zum Beispiel mit noch mehr steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten." Denn alle Fachleute seien sich einig: "Man muss Innen- vor Außenbereichen entwickeln, die Menschen dafür gewinnen, dort wohnen zu wollen - sonst zerstören wir gesellschaftliche Strukturen und vernichten ein gigantisches volkswirtschaftliches Potenzial." Häuschen auf der Grünen Wiese drohten künftig an Wert zu verlieren, warnt Matheis. "In Pirmasens stellen wir heute schon einen Rückzug der älteren Generation in innerstädtische Bereiche fest." Damit das Wohnen in der Stadt auch für Familien attraktiver wird, beziehe Pirmasens bei Umgestaltungen auch Kinder in jede Straßenplanung ein. Die Ende 2004 von der Planungsgemeinschaft Westpfalz im neuen Raumordnungsplan festgelegten Begrenzungen für neue Bauplätze (zum Beispiel Zweibrücken jährlich 180) habe sich bewährt, bilanziert Matheis: "Es gab natürlich Versuche, Grenzen zu sprengen, aber im Wesentlichen wurde die Linie gehalten." Generell sei "die Bereitschaft, die regionale Entwicklung gemeinsam anzugehen", in der Westpfalz in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen. So gebe es regelmäßige Treffen der Oberbürgermeister, bei denen Parteigrenzen keinerlei Rolle spielten. Im Rahmen der Westpfalz-Strategie (wir berichteten) sei auch schon "eine Vielzahl von Einzelprojekten identifiziert", so Matheis. "Diese wirken aber eher lokal, eine Gesamtstrategie als Klammer fehlt noch." Für die Menschen müsse identifizierbar werden: "Was ist das verbindende Element?" Matheis schlägt hierfür die Bereiche Naturraum (Tourismus) und Technologie vor - denn hier habe unsere Region Alleinstellungsmerkmale, die es besser auszunutzen und zu stärken gelte. So sei "unbemerkt von vielen Menschen in unserer Region eine unglaubliche Verdichtung von Technologie und Wissenschaft entstanden, mit tausenden Arbeitsplätzen allein im Bereich Lehre/Forschung/Prüfung in Kaiserslautern, Zweibrücken und Pirmasens" - wovon auch die Industrie immer mehr profitiere. > Seite 1: Bericht

Auf einen Blick

Bernhard Matheis (53) ist seit zehn Jahren Mitglied des Pirmasenser Stadtvorstands, seit 2003 als Oberbürgermeister. Seitdem führt der in Rodalben geborene Jurist auch die Planungsgemeinschaft Westpfalz ( www.westpfalz.de). Dieser gehören die Städte Kaiserslautern, Pirmasens und Zweibrücken an, die Kreise Donnersberg, Kaiserslautern, Kusel und Südwestpfalz, Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften sowie Kammern wie die IHK. lf

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