750 Jahre Wiesbach Dorfchronik pünktlich zum Jubiläum

Wiesbach · Oliver Türr hat mit Unterstützung der Ortsgemeinschaft die Geschichte von Wiesbach in einem Buch zusammengefasst.

 Oliver Türr (Bildmitte), hat in einer wahren Sisyphosarbeit eine Dorfchronik von Wiesbach erstellt. Rechts der künftige Ortsbürgermeister Klaus Buchmann.

Oliver Türr (Bildmitte), hat in einer wahren Sisyphosarbeit eine Dorfchronik von Wiesbach erstellt. Rechts der künftige Ortsbürgermeister Klaus Buchmann.

Foto: Norbert Schwarz

Große Festtage stehen den Wiesbachern zur Monatsmitte bevor. Vor 750 Jahren wurde die Ortschaft erstmals urkundlich erwähnt. Dieser Gemeindegeburtstag wird am 15. und 16.Juni gebührend gefeiert. Ortsbürgermeister Emil Mayer: „Wir machen das so, wie das für unsere Verhältnisse passend ist. Jedenfalls haben wir viele Mitstreiter zur Hand und deshalb bin ich mir ganz sicher, dass dieses Fest unsere Dorfgemeinschaft noch weiter stärken und festigen wird“.

Wie sehr sich die Dorfgemeinschaft für dieses außergewöhnliche Jubiläum interessiert, weiß niemand besser einzuschätzen als Oliver Türr. Der umtriebige junge Mann schätzt den Heimatort über alles, liebt Ahnenforschung und hält es mit dem französischen Schriftsteller André Malraux, der einmal sagte: „Wer in der Zukunft lesen will, muss in der Vergangenheit blättern“. Diesem Wahlspruch folgend hat Oliver Türr in der Vergangenheit seines Heimatortes geblättert.  Zuletzt sogar ruhelos, hektisch und nervenaufreibend. Letztendlich aber überaus erfolgreich, wie die von Oliver Türr erstellte Dorfchronik auf 417 Seiten im Din-A4-Format zeigen. Betitelt mit „750 Jahre – von 1269 bis 2019“ direkt bei der Buchrückenseite und dem Querverweis als Überschrift: Die Tür zur Wiesbacher Chronik. Eine uralte, restaurierte Eingangstür mit dem Dorfwappen als Blickfang ziert passend auch die Titelseite der Chronik, die 2000 Gramm schwer ist und nicht allein wegen ihres Inhaltes sozusagen „gewichtet“ ist.

Begonnen hat alles vor zwei Jahren. Da stieß Oliver Türr bei seiner eigenen Forschung über die Vorfahren von Mutter Christa und Vater Manfred auf die erste urkundliche Erwähnung des Heimatortes. „Emil wäschde, dass unsere Gemään 2019 e großes Jubiläum feijere kann?“ Ortsbürgermeister Emil Mayer räumte ohne Wenn und Aber seine Unkenntnis ein, zeigte sich aber dem prompten Angebot von Oliver Türr, hinsichtlich einer Dorfchronik etwas zu unternehmen, aufgeschlossen.

Einen Mitbewerber für die Sisyphosarbeit des Recherchierens zur dörflichen Vergangenheit gab es nicht, heute freuen sich viele im Dorf darüber, dass Chronist Oliver Türr diese Arbeit übernahm. Der, bescheiden im Gespräch mit dem Pfälzischen Merkur: „Mit Friedrich Weber hätten wir ja einen exzellenten Heimatforscher gehabt, doch leider ließ dessen gesundheitlicher Zustand eine stärkere Mitarbeit beim Erstellen der Dorfchronik nicht zu“.

Dennoch, es gab sie, die Mitstreiter. Dass Oliver Türr eine Dorfchronik erstellen würde, rief viele Familien auf den Plan. Dem Aufruf, alte Dokumente und Fotos zur Verfügung zu stellen, kamen die Alteingesessenen gerne nach. OliverTürr: „Heute kann ich erleichtert , froh und auch mit ein bisschen Stolz feststellen, dass mir fast rund um den Erdball in der Nachforschungsarbeit geholfen wurde. Amerikaner, deren Vorfahren aus Wiesbach ausgewandert sind, meldeten sich im Internet und stellten Nachforschungsmaterial zur Verfügung, Bilder wurden via Internet übermittelt.

Insgesamt standen Türr für die Chronik 4000 Bilder zur Verfügung die es zunächst einmal einzuscannen und später auszuwerten galt. „Eine wirklich schweißtreibende Arbeit, gut dass mir meine Mutter Christa dieserhalb den Löwenanteil abnahm.“ Fruchtbringend zudem die Zusammenarbeit mit einem „Wiesbacher“, der berufsbedingt den Heimatort verließ. Jens Lambert, der heute in Wiesbaden  daheim ist. „Der Jens betreibt gleichfalls Ahnenforschung, hatte viele Verbindungen nach Amerika und ist eine große Hilfe bei der Arbeit gewesen.“

Die geschichtliche Vergangenheit des Ortes wird kurz beleuchtet, so, wie man das von einer Dorfchronik erwarten kann. Vorgestellt werden vor allem aber die Zeiten im 19. und 20 Jahrhundert. Der Ortswandel, die Vereine und auch seine Persönlichkeiten. Ob Fußball-, Radsport- oder Fischerverein, jeder hat seine Vergangenheit und das ist ausführlich gewürdigt und mit viel Bildmaterial anschaulich dargestellt worden. Und wenn in der Chronik was über den Bernhard Jääb“ zu lesen ist, so geschieht dies mit Fug und Recht, schließlich ist das Wiesbacher Original mit seinem Süsswarenstand auf allen Kerwen in der Region bekannt gewesen. Jens Lambert übrigens stellt in der Chronik Alwin „Vetter“ Jung und seine Generation vor. Sie gewährt tiefe Einblicke in die Industrialisierung.

560 Kilogramm schwer ist die Lieferung der 250 Chronikexemplare gewesen. 162 sind bereits verkauf und vorbestellt. Mit einem Verkaufspreis von 38 Euro können die Druckkosten gedeckt werden. Buchbestellungen nimmt Oliver Türr unter der Rufnummer (0 63 37) 20 96 59 noch für die restlichen Exemplare entgegen.

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