Wer richtig isst, hat auch als Diabetiker mehr vom Leben

Was fällt Ihnen als Facharzt auf, wenn Sie die Situation der Diabetiker in Zweibrücken anschauen?Leser: Die medizinischen Behandlungsmöglichkeiten von Patienten mit Diabetes sind in Zweibrücken und Umgebung ausgezeichnet und deutlich besser als in vergleichbar anderen Regionen

 Gute medizinische Beratung verbessert die Lebensqualität gerade für Diabetes-Patienten. Foto: PM

Gute medizinische Beratung verbessert die Lebensqualität gerade für Diabetes-Patienten. Foto: PM

Was fällt Ihnen als Facharzt auf, wenn Sie die Situation der Diabetiker in Zweibrücken anschauen?Leser: Die medizinischen Behandlungsmöglichkeiten von Patienten mit Diabetes sind in Zweibrücken und Umgebung ausgezeichnet und deutlich besser als in vergleichbar anderen Regionen. Neben der qualifizierten stationären Versorgung unseres Krankenhauses für alle Formen der Erkrankung einschließlich komplizierter Probleme gibt es gerade im ambulanten Bereich eine gute Versorgung. Eine Reihe von Hausärzten sind diabetesinteressiert und fortgebildet, einige Allgemeinmediziner und Internisten haben die spezielle Weiterbildung als Diabetologen und drei Fachärzte betreuen die Patienten in einer so genannten Diabetes-Schwerpunktpraxis. Von den Krankenkassen zugelassen und unterstützt wird ein umfangreiches ambulantes Schulungsprogramm, organisiert vom Schulungsverein Zweibrücken oder dem St. Elisabeth-Krankenhaus. Viele Informationsmöglichkeiten gibt es innerhalb der aktiven Selbsthilfegruppe Diabetes oder bei regelmäßigen Veranstaltungen wie Gesundheitswoche, Schulungstag und dem jährlichen Weltdiabetestag.Leiden Ihre Patienten sehr unter der Krankheit oder ist Diabetes mit einer guten Blutzucker-Einstellung heute eine chronische Erkrankung, mit der man bei guter Lebensqualität ein hohes Alter erreichen kann?Leser: Diabetes beginnt schleichend, so dass die Erkrankung oft zu spät festgestellt wird, oder bei Diagnosestellung schon Folgeschäden erkennbar sind. Deshalb bedarf es vorbeugenden Untersuchungen, gerade wenn in der Familie Diabetes bekannt ist oder andere Risiken wie Übergewicht, Fettstoffwechselstörungen oder Bluthochdruck vorliegen. Neben der möglichst frühen Diagnose ist aber die gute Blutzuckereinstellung und regelmäßige Kontrolle zum Beispiel mit Hilfe so genannter Chronikerprogramme (DMP) ganz entscheidend für den weiteren Verlauf.Diabetes zählt aber zu den Erkrankungen, bei denen der Einzelne viele Einflussmöglichkeiten hat. Es gilt deshalb, Patienten zu motivieren, auch langfristig Ihre Diabetes positiv zu gestalten. Wir bieten deshalb auch gerne die psychologische Unterstützung mit an.Gibt es auch Diabetiker, denen man nicht helfen kann?Leser: Wir versuchen immer alle Möglichkeiten der Hilfen anzubieten, die sehr vielfältig und unterschiedlich aussehen können. Es gibt jedoch Grenzen, die eine Hilfe erschweren und abhängig sind vom Verlauf der Diabetes und den begleitenden Erkrankungen. Zum Beispiel haben Patienten durch die Dialyse oder Bypassoperationen an den Beinen heute eine Möglichkeit, ihre Lebensqualität zu verbessern, die es in dieser Form früher nicht gab. Die Behandlung wird hierdurch jedoch nicht einfacher und bedarf intensiver Betreuung. Deshalb nochmals unser Appell, frühzeitig die vorhandenen Hilfen in Anspruch zu nehmen. Was sagen Sie zu einem Diabetiker, der nachmittags seine Sahnetorte nicht lassen will, weil er sagt, sonst hat er ja nichts mehr vom Leben?Leser: Ernährung ist ein wichtiger Bestandteil der Diabetesbehandlung, vor allem weil viele Patienten unter Übergewicht leiden - was wiederum die Blutzuckereinstellung erschwert. Deshalb ist der Umgang mit einer ausgewogenen Ernährung hauptsächlicher Teil unserer Schulungskurse. Eine Sahnetorte, das Stück mit 370 Kilokalorien und einem hohem Fettgehalt von 26 Gramm zählt nicht zu den bevorzugten Nahrungsmitteln, die ein Diabetiker regelmäßig zu sich nehmen sollte. Zu Ihrer Frage würde ich dem Patienten - falls es sich um einen Mann handelt - raten, zum entsprechenden Kalorienabbau an diesem Tag anschließend mindestens drei Stunden seiner Frau beim Bügeln zu helfen, 45 Minuten Rad zu fahren oder 30 Minuten Holz zu hacken. Damit hätte er die entsprechende Kalorienmenge wieder aufgebraucht. Ansonsten würden wir versuchen, den Patienten andere lebenswerte Dinge des Lebens entdecken zu lassen, die nicht unbedingt mit dem Verzehr einer Sahnetorte verbunden sind.

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