VR-Bank Südwestpfalz Glänzendes Ergebnis, aber keine Dividende

Pirmasens/Zweibrücken · VR-Bank Südwestpfalz: Corona-Sperre von Bankenaufsicht verhindert Gewinnausschüttung an die Mitglieder. Neues Angebot „VR-Direkt“.

 In Niederauerbach, wo die VR-Bank Anfang 2018 ihr Personal abgezogen hatte und die Sparkasse dieses Frühjahr, wollen beide Institute künftig gemeinsam einen Selbstbedienungsautomaten betreiben.

In Niederauerbach, wo die VR-Bank Anfang 2018 ihr Personal abgezogen hatte und die Sparkasse dieses Frühjahr, wollen beide Institute künftig gemeinsam einen Selbstbedienungsautomaten betreiben.

Foto: Lutz Fröhlich

Die Corona-Krise bringt manche Überraschung mit sich. Das müssen auch die Mitglieder der „VR-Bank Südwestpfalz eG Pirmasens - Zweibrücken“ feststellen, denn sie werden in diesem Jahr keine Dividende ausgeschüttet bekommen. Aber nicht, weil die Genossenschaftsbank ein schlechtes Ergebnis im Geschäftsjahr 2019 hingelegt hat – das Gegenteil ist der Fall. Aber die Bankenaufsicht (Bafin) hat quasi eine Gewinnausschüttung verboten.

Die Situation wirkt skurril: Der VR-Bank-Vorstand mit Paul Heim (Vorsitzender) und Michael Knecht hat einen glänzenden Geschäftsbericht für 2019 vorgelegt, denn die Genossenschaftsbank in der Südwestpfalz mit elf Geschäftsstellen und 186 Mitarbeitern hat im vergangenen Jahr trotz andauernder Niedrigzinsphase ihren Jahresüberschuss deutlich von 1,8 auf 6,2 Millionen Euro gesteigert, indem sowohl bei Zins- als auch Provisionsüberschuss gegenüber den Vorjahren zugelegt wurde. Einer ordentlichen Dividende für die 14 599 Mitglieder hätte also nichts im Weg gestanden – wenn da nicht die Bankenaufsicht wäre.

Denn die Bafin hat quasi eine Dividendensperre verhängt wegen der unsicheren Wirtschaftslage und drohenden Folgen daraus für die Finanzbranche, berichtete Heim. Statt Gewinne an ihre Mitglieder auszuschütten, sollen die Genossenschaftsbanken mit diesem Geld ihr Eigenkapital stärken, um eventuellen Kreditausfällen besser begegnen zu können. Zwar gilt diese Sperre zunächst bis Oktober, aber der VR-Bank-Vorstand rechnet mit einer Verlängerung bis zum Jahresende, sodass er auf die Ankündigung einer Dividendenausschüttung schon einmal vorsorglich verzichtet hat.

Getrübt wird durch diese Bafin-Sperre die Freude bei Heim und Knecht über das hervorragende Geschäftsergebnis: In allen Sparten haben sie Erfolge zu vermelden.

Die Bilanzsumme wurde um fünf Prozent (37,5 Millionen Euro) auf 786 Millionen Euro gesteigert. Geboomt hat im vergangenen Jahr erneut das Kreditgeschäft, das um 7,9 Prozent (35,6 Millionen Euro) zugelegt hat auf ein Volumen von 484,3 Millionen Euro. Vor allem bei den Unternehmensfinanzierungen gab es enorme Zuwachsraten, bei den gewerblichen Kontokorrentkrediten 31,3 Prozent und bei den Firmendarlehen 11,4 Prozent. Wohnungsbaukredite gab es 2,1 Prozent mehr.

Ist nun durch die Corona-Krise Schluss mit dem Kreditwachstum? „Nein“, sagt der Vorstandsvorsitzende und legt Zahlen vor: Bis 31. Mai dieses Jahres wurde das Kreditgeschäft erneut um 2,2 Prozent gesteigert. Auch der Bankvorstand wurde überrascht von dieser Entwicklung in der Region, denn sowohl im Firmenkundenbereich als auch bei der Wohnungsbaufinanzierung sind die Einschnitte bisher ausgeblieben. Knecht: „Unsere Berater waren während der vergangenen Wochen gefragt wie immer.“ Die Befürchtungen, dass Liquidität – also Geld – abgezogen wird, hätten sich nicht bewahrheitet in der Südwestpfalz.

Aber zurück zum vergangenen Jahr: Auch die Kundeneinlagen haben sich 2019 erhöht, und zwar um 6,6 Prozent (42,2 Millionen Euro) auf 681 Millionen Euro. Gefragt waren flexible und kurzfristige Anlageformen der Bank selbst und der Verbundpartner im Genossenschaftsverband gleichermaßen, während die klassischen Sparformen vergangener Jahre kaum noch Bedeutung haben. Großkunden mit größeren Einlagen bleiben übrigens von Minuszinsen nicht verschont, so Heim, ihnen werden allerdings alternative Anlageformen angeboten.

Indem sowohl Kredit- als auch Einlagengeschäft zugelegt haben, wurden auch die Überschüsse gesteigert: Mit 16,2 Millionen Euro wurde beim Zinsüberschuss ebenso ein Rekord verzeichnet wie beim Provisions-Überschuss für die Verbundprodukte von 6,69 Millionen Euro. Leicht zugelegt haben die Verwaltungsaufwendungen auf 14,5 Millionen Euro, wobei vor allem die Sachkosten gestiegen sind, während die Personalkosten gesenkt wurden. Heim machte in diesem Zusammenhang deutlich, dass der Personalbestand in den nächsten Jahren weiterhin rückläufig sein wird. Verringert wurden zudem die Abschreibungen, sodass am Ende mit 6,19 Millionen Euro auch ein Rekordüberschuss erwirtschaftet wurde. Nicht nur im Verhältnis zum Jahr 2018, als er mit 1,8 Millionen Euro besonders gering ausgefallen ist wegen besonderer Effekte wie Pensionsauslagerungen und Bewertungsanpassungen für Wertpapieranlagen, sondern auch im Vergleich zu den Vorjahren, als der Jahresüberschuss zwischen fünf und 5,7 Millionen Euro lag. Mit dem Überschuss 2019 wird nun das Eigenkapital gestärkt.

Berichtet hat der VR-Vorstand auch über aktuelle Entwicklungen. Momentan wird an „VR-Direkt“ gearbeitet: Hinter diesem Namen verbirgt sich quasi eine Online- und Telefongeschäftsstelle, die neu eingerichtet wird. Viele Bankdienstleistungen können voraussichtlich ab Mitte Dezember vom Computer und Telefon erledigt werden. Untergebracht werden die Mitarbeiter dieses neuen Angebots in der Rodalber Filiale, die als frühere Hauptgeschäftsstelle viel Platz bietet.

Fast abgeschlossen ist die Einrichtung von vier Selbstbedienungs-Automaten mit der Sparkasse Südwestpfalz: Im Zweibrücker Fashion-Outlet, im Kaufland in Pirmasens an der Bundesstraße 10 und in Lemberg sind die Arbeit abgeschlossen, in Zweibrücken-Niederauerbach laufen sie noch.

Für die Mitglieder der Genossenschaftsbank gibt es künftig die „Mein Plus“-Karte, die ihnen Vergünstigungen bei vielen Partnern garantiert. Und auch in Sachen Nachhaltigkeit wird investiert, auf dem Parkplatz der Hauptgeschäftsstelle in Pirmasens gibt es eine E-Tankstelle, auf dem Dach wird eine Photovoltaikanlage installiert und der Papierverbrauch für Kontoauszüge soll verringert werden, indem die Kunden auf das elektronische Postfach umgestellt werden.

Da bleibt am Ende die Frage, wie es nach einem solch erfolgreichen Geschäftsjahr weitergeht. Auch wenn sich in direkter Nachbarschaft eine größere Fusion zweier Genossenschaftsbanken anbahnt, setzt die VR-Bank Südwestpfalz weiterhin auf ihre Eigenständigkeit. Angesichts der glänzenden Bilanz 2019 stelle sich die Frage nicht nach Fusionen, gibt sich der Vorstandsvorsitzende selbstbewusst: „Wir sind in der Südwestpfalz verankert und groß genug für die Zukunft.“

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