Vortrag „Was tun wenn‘s kracht“ von Eva-Maria Magin im DGH Dellfeld „Streiten ist in jedem Alter wichtig“
Dellfeld · Ob Auseinandersetzungen zwischen Kindern oder zwischen Kindern und Erwachsenen – dem Thema „Was tun wenn‘s kracht“ widmete sich Eva-Maria Magin im Dorfgemeinschaftshaus Dellfeld.
Konflikte zwischen Kindern sind für Erwachsene kaum auszuhalten. Oft rutschen Eltern schnell in die Rolle des „Polizisten“ und regeln die Streitigkeiten ihrer Kinder. Dass die Thematik sehr relevant ist, zeigte der gut besuchte Impulsvortrag mit Elterncoach und Erzieherin Eva-Maria Magin im Dorfgemeinschaftshaus Dellfeld. Etwa 40 überwiegend jüngere Frauen, meist Mütter von Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter, aber auch einige Väter und pädagogische Fachkräfte nahmen an der interaktiven, vom Kita Verbund der Verbandsgemeindeverwaltung Zweibrücken-Land initiierten Veranstaltung teil.
Keine falschen Versprechungen wolle sie machen, erklärte die Referentin, es gebe kein Patentrezept zur Konfliktlösung, jeder müsse das mitnehmen, was für die jeweilige Situation passend sei. Vielmehr handle es sich um ein „grundsätzliches Rüstzeug“ nach dem Konzept „KESS erziehen“ – entstanden aus einem Projekt der Arbeitsgemeinschaft für katholische Familienbildung Bonn (AfK).
Dabei steht „K“ für Kooperation, das Kind wird in die Konfliktlösung mit eingebunden. Keiner soll als Sieger oder Verlierer aus einem Streit hervorgehen, sondern die gemeinsame Suche nach einem für alle Beteiligten akzeptablen Weg bildet eine grundlegende Basis.
„E“ bedeutet Ermutigung. Mütter und Väter fördern die Selbständigkeit ihrer Kinder, indem sie ihnen Verantwortung überlassen: Dabei sei Ermutigung noch wichtiger als Lob, so Magin. Ohne Messlatte sollten die Anstrengungen der Kinder gewürdigt werden, auch wenn es einmal nicht so klappt wie gedacht.
Das erste „S“ steht für Sozial – die Grundbedürfnisse der Kinder und Jugendlichen nach Halt, Zuwendung, Geborgenheit, Verständnis und Zugehörigkeit müssen gewährleistet werden. Dabei dürfen aber die Erwachsenen, gerade in Konfliktsituationen mit ihren Kindern, auch ihre eigenen Bedürfnisse nicht außen vor lassen. So sei es völlig richtig und wichtig, wenn sich auch die Eltern bei Bedarf einen Rückzugsort suchen. Oft müssten die streitenden Parteien erst einmal etwas Abstand voneinander bekommen, um die erhitzten Gemüter zu beruhigen. Denn Wut, Frust oder Trauer seien starke emotionale Gefühle, die rationales Denken und Handeln nicht zulassen, so die Referentin.
Das letzte „S“ des Konzepts steht für Situationsbedingt. Jede Situation sei anders, die im Moment gegebenen äußeren Bedingungen müssten ebenso berücksichtigt werden, wie die vorhandenen Möglichkeiten und Wünsche aller Beteiligten.
An konkreten Beispielen, die von den Anwesenden selbst genannt wurden, erläuterte Magin unter diesen Gesichtspunkten Lösungsvorschläge. Dabei war ihr eine Sache besonders wichtig und sorgte für viel Diskussionsstoff: „Lassen Sie die Kinder den Streit untereinander möglichst alleine austragen, ohne sich einzumischen oder gar Partei für den vermeintlich Schwächeren zu ergreifen. Seien sie eher Beobachter und bei anschließenden klärenden Gesprächen zwischen den Streithähnen der Moderator.“
Oft würden die Auseinandersetzungen für Außenstehende schlimmer aussehen, als sie es in Wirklichkeit seien. Selbst tätliches Gerangel – meist zwischen Jungs – gehöre dazu und gehe nahezu immer gut aus. „Du gehst auf dein Zimmer“ sei auch eine häufig gebrauchte „Erziehungsmethode“ bei Konflikten zwischen Eltern und Kindern. „Aber es gibt nichts Schlimmeres, als ein Kind in seiner Wut oder Trauer alleine zu lassen“, weiß die Pädagogin. Vielmehr müsse man gerade in solchen Situationen Nähe signalisieren und dabei den gleichzeitigen Wunsch des Kindes nach Abstand respektieren. „Eine Gratwanderung“, wie viele Eltern bestätigten.
Des Weiteren wurden die Gäste aufgefordert, ihr eigenes Verhalten zu reflektieren und einmal an ihre Kindheit zurück zu denken. Dabei zeigte sich, dass viele durch die Verhaltensmuster ihrer eigenen Eltern geprägt sind und diese dann in Krisensituationen ungewollt übernehmen. „Dabei wollte ich doch nie so werden, wie meine Mutter“, war dabei der verständnisvolle Tenor der Teilnehmenden.
„Und zu guter Letzt: Seien Sie ein gutes Beispiel für ihre Kinder, wenn sie eine Auseinandersetzung in der Partnerschaft haben. Streiten ist in jedem Alter wichtig, um Prozesse voranzubringen. Es geht nur um das wie“, gab Eva-Maria Magin den Besuchern mit auf den Weg.