Naturheilverein Südwestpfalz Ein lebendiger Garten ist ein Prozess

Zweibrücken/Heltersberg · Anschaulich beschreibt die Landschaftsarchitektin Dagmar Jankwitz vom Naturheilverein Südwestpfalz am Beispiel ihres Gartens, wie ein lebendiger Garten ensteht. Je größer die Biodiversität dort ist, desto besser regelt sich die Natur von allein.

 Dagmar Jankwitz gibt Tipps, wie ein Garten noch lebendiger wird.

Dagmar Jankwitz gibt Tipps, wie ein Garten noch lebendiger wird.

Foto: Cordula von Waldow

Ein lebendiger und kunterbunter Garten braucht nicht teuer zu sein. Am Beispiel ihres eigenen Gartens in Pirmasens-Obersimten berichtete die Garten- und Landschaftsarchitektin Dagmar Jankwitz auf Einladung des Naturheilvereins Südwestpfalz über dessen Entwicklung. Ihr Fazit: „Ein Garten ist ein Prozess.“ Das bestätigte auch Gastgeberin Beate Koch, in deren Garten das Seminar stattfand. Vor 30 Jahren hatten sie und ihr Mann das Haus mit großem Grundstück gekauft. Sie erinnert sich: „Es war wie eine Wüste: Lehmboden, der in der Sommersonne so hart wurde, wie Beton. Ganz geschickt ließ sich die Gartenfachfrau von der Natur helfen, nämlich von Regenwürmern. „Wenn ihr Sand darauf streut, kommen die Regenwürmer hoch und verschaffen ihn in der Erde“, brachte sie ihre sechs Zuhörer zum Staunen. Dadurch lockere sich der Boden zunehmend auf. Außerdem entstünden feine Röhren bis in eine Tiefe von sieben Metern, die den Boden feucht hielten. So werde der Boden gesund und lebendig.

Zuerst säte das Ehepaar Jankwitz englischen Rasen ein und setzte Hecken. Den Rasenschnitt verteilten sie unter den Heckenstauden. Er hält die Feuchtigkeit im Boden, so dass man weniger gießen muss. Außerdem reichern der Grasschnitt ebenso wie trockene Blätter im Herbst und Winter bei ihrer Zersetzung den Boden mit Mineralien an.

Dagmar Jankwitz beschreibt: „Es entstand ein wunderbarer Boden, der mit seinen vielen Kleinstlebewesen zunehmend Vögel ganz unterschiedlicher Arten anlockte.“ So spazierten Rebhühnchen durch den Garten, im Herbst kamen unter anderem Meisen und regelmäßig auch Distelfinken zu Besuch. Diese kleckerten beim Picken dann auf den Boden und düngten ihn zusätzlich – ein natürlicher Kreislauf entstand. Die Garten- und Landschaftsarchitektin komme sich vor wie die Dirigentin in einem Orchester, erzählt sie. „Ich sage, wo es langgeht, spielen müssen die selbst“, beschreibt sie das Wirken der Natur. Günstig verstreute sie vor 30 Jahren Samenbomben. Sie lacht: „Wo das ist, was ich gesetzt habe, ist kein Platz für ‚Unkraut‘.“ Je mehr nackte Erde übrig bliebe, desto mehr schreie diese nach „schnell wachsenden Wildkräutern“. „Was wir schön finden, lassen wir stehen“, ist die Maxime von Dagmar Jankwitz, zum Beispiel wilden Rittersporn, der extrem genügsam sei und eine wunderbare blaue Leuchtkraft habe. Obstbäume tragen eines Tages nicht nur leckere Früchte und sorgen für Erntespaß und Genuss, sondern sie sind im Frühjahr eine üppige Bienenweide. Ihr Liebling ist eine Ölweide. „Sie ähnelt einer Olive und die kleinen Blüten verströmen einen betörenden Duft“, schwärmt die Landschaftsarchitektin.

Kommt sie bei Projekten an ein Grundstück mit englischem Garten, noch dazu umgeben von einer Tujahecke, spürt die Feng-Shui-Spezialistin: „Das hat gar keine Energie“, zumal dort meist auch noch ein Mähroboter eingesetzt sei. Sie erinnert mit Blick auf Steingärten und Asphaltwege: „Je mehr wir asphaltieren, desto geringer werden Verdunstungsflächen und damit die Abkühlung.“ Ein massiver Beitrag zum Klimawandel aber sei ein farbenprächtiger, lebendiger Garten.  Er schenke Kraft und frische Energie. Sandra Miersch empfiehlt sie daher, das Dach ihrer geplanten Garage zu begrünen. Neben Schnittlauch eigne sich auch Sedium, bekannt als Mauerpfeffer. Beate Koch zeigte die strahlend gelb blühende Pflanze, deren Duft an Kakao erinnert.

Läuse ignoriere man am besten. Sie locken Marienkäfer an, die sie abfressen im Kreislauf der Natur. Die Goldfische in dem mittlerweile angelegten Teich hätten sich von ganz wenigen Exemplaren auf rund 30 bis 40 Minifische, angepasst an die Teichgröße, vermehrt. „Wir füttern sie nicht. Dafür fressen sie uns alle Mückenlarven weg“, freut sich Dagmar Jankwitz über den Vorteil. Inspiriert von dem anschaulichen Vortrag beschlossen die Gastgeber, ein schönes Staudenbeet anzulegen.

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