Ausstellung im Stadtmuseum Vor 250 Jahren wurde die Zweibrücker Porzellan-Manufaktur gegründet

Zweibrücken · Von 1767 bis 1775 wurde im Herzogtum Zweibrücken Porzellan produziert. Daran erinnert eine neue Ausstellung im Zweibrücker Stadtmuseum. Dabei werden die unterschiedlichen Aspekte der „Porzellanfabrique“ beleuchtet.

 Ein ganz besonderes Exponat: ein Service aus dem Besitz der Familie Rothschild.

Ein ganz besonderes Exponat: ein Service aus dem Besitz der Familie Rothschild.

Foto: Jan Althoff

Fällt das Wort Porzellan, denken die meisten an feine Kaffee- oder Teetassen, dazu die passenden Kännchen und weiteres Tafelgeschirr. „Doch dahinter steckt viel mehr“, sagt die Leiterin des Zweibrücker Stadtmuseums, Charlotte Glück. Bei der neuen Ausstellung „Heiß begehrt: Zweibrücker Porzellan 1767 bis 1775“ werden die unterschiedlichen Aspekte der „Porzellanfabrique“ beleuchtet.

Die Ausstellung anlässlich der Gründung der Manufaktur vor 250 Jahren ist von kommendem Samstag, 21. Oktober, bis Sonntag, 11. Februar, im Stadtmuseum, Herzogstraße 9, zu sehen.

Die neuen exotischen Heißgetränke Kaffee, Tee oder Schokolade schmeckten besonders gut aus Porzellan. Doch das war teuer. Dazu hüteten die Chinesen das Geheimnis. Erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde das Geheimnis in Sachsen gelüftet. Bis Ende des Jahrhunderts verbreitete sich das Wissen in Europa. Zu den über 30 Manufakturstandorten in Mitteleuropa zählte auch das Herzogtum Zweibrücken.

„Das war auch eine Prestigesache für den Herzog“, meint die Museumsleiterin. Der Alchimist Joseph Michael Stahl, der eigentlich für den Herzog Gold machen wollte, war verantwortlich, dass im Herzogtum das weiße Gold produziert wurde. Zunächst ab 1767 in Gutenbrunn bei Wörschweiler. Nach einer Überschwemmung mit Vernichtung des Rohmaterials im langen Bau am Wasser, dem alten Schloss, in Zweibrücken.

„Doch Christian IV. war nicht nur ein Herzog, der die Kunst förderte, er betrieb auch eine merkantilistische Wirtschaftspolitik“, erklärt Glück. Dazu gehörte auch die Produktion des Porzellans, das ausgeführt werden sollte. Doch andere Fürsten ließen Porzellan produzieren. So hatte Zweibrücken wie die anderen Kleinstaaten keinen Absatzmarkt für die Luxusware. Deshalb wurde die Produktion des hochwertigen und künstlerisch wertvollen Porzellans nach dem Tod Christian IV. nach nur acht Jahren wieder eingestellt.

Mit Exponaten aus Frankenthal, Ottweiler oder Hoechst wird die Nähe zu anderen Produktionsstätten verdeutlicht. Ebenso weist die Ausstellung auf Unternehmungen mit wirtschaftlichen Aspekten hin, wie das Landgestüt, den Bau der Herzogvorstadt und Straßen oder das Druckgewerbe mit überregional vertriebenen Zeitungen.

Rund 250 Teile des Zweibrücker Porzellans sind bekannt. Ein Drittel davon ist im Besitz des Stadtmuseums. Diese Teile werden sonst in der Dauerausstellung gezeigt. Dazu werden bei der Jubiläumsausstellung auch 45 Leihgaben des Saarlandmuseums und Privatsammlungen gezeigt. Dabei ist auch eine „besondere Rarität“ (Glück): ein Service mit Schokoladentassen in einem eigens dafür gefertigten Koffer der Familie Rothschild. Die silberne Kanne ziert das Wappen der Bankiersfamilie.

Zur herrschaftlichen Tischkultur zählten nicht nur Teller, Tassen oder Schalen, sondern auch Figuren. Auch in der Zweibrücker Manufaktur wurden Figuren gefertigt. Zum Teil mit höfischen Personen, zum Teil auch mit ländlichen, handwerklichen Personen. „Das gibt auch einen Einblick in das gesellschaftliche Leben“, sagt Glück.

Informiert wird auch über die Produktion der Güter. Dabei sei zunächst reines „teures“ Kaolin verwendet worden. Mit der Zeit sei anderes Gestein beigemischt worden. Am Grauton lasse sich so das Alter feststellen, sagt Glück.

Zur Jubiläumsausstellung werden Nachbildungen eines Teekännchens und einer Konfektschalle zu einem Sonderpreis angeboten.

Ausstellungs-Infos: „Heiß begehrt – 250 Jahre Zweibrücker Porzellan“ Stadtmuseum, 21. Oktober bis 11. Februar. Öffnungszeiten: Dienstags 10 bis 18 Uhr, mittwochs bis sonntags und feiertags 14 bis 18 Uhr. Weitere Öffnungszeiten und Führungen sind nach vorheriger Anmeldung möglich, Telefon (0 63 32) 871-380 oder -381.

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