Landwirtschaftsminister Wissing besucht Birkwieserhof bei Dietrichingen Über zwei Millionen Euro investiert

Dietrichingen · Minister Volker Wissing würdigt mit einem Besuch die Modernisierung des Dietrichinger Milchviehbetriebs Birkwieserhof.

 Volker Wissing (vorne) auf dem Birkwieserhof, neben ihm (grünes Hemd Christoph Wolf, einer der Hofbesitzer.

Volker Wissing (vorne) auf dem Birkwieserhof, neben ihm (grünes Hemd Christoph Wolf, einer der Hofbesitzer.

Foto: Norbert Schwarz

Bei seiner Sommertour durch Rheinland-Pfalz hat Volker Wissing, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau, auch auf dem Dietrichinger Birkwieserhof von Christoph und Winfried Wolf Station gemacht. Ein hochmoderner Milchviehbetrieb mit 230 täglich zu melkenden Kühen. Ein Familienbetrieb noch dazu.

„Die Schwierigkeiten beim Milchpreis sind allen bekannt, Agrarsubventionen keineswegs unumstritten – und als Politiker kommt man doch glaubwürdiger rüber in der öffentlichen Debatte, wenn man sich vor Ort schon mal selbst ein Bild gemacht hat über das, worüber man vielleicht erneut bei einer Förderung zu entscheiden hat“, sagt der FDP-Politiker, der auch stellvertretender Ministerpräsident ist. Sein Ministerium hatte die Modernisierung des Birkwieserhofs durch das Agrarinvestitionsförderprogramm des Landes gefördert.

Artgerechte Tierhaltung ist danach das Stichwort für den studierten Hofbauern Christoph Wolf, als dieser alle zum Rundgang durch seinen Familienbetrieb bittet. Nichts erinnert dabei an die herkömmliche Vorstellung eines Kuhstalles. Alles ist luftig, der Lichteinfall enorm. Der riesige Laufstall ist dennoch räumlich unterteilt, Milchkühe und solche die es einmal werden sollen stehen voneinander getrennt. Bereits bei der Umbauphase habe man die Veränderungen an der Milchleistung feststellen können, verrät der Jungbauer, der auch auf die gezielte finanzielle Förderung eingeht, damit die Tiere an mehr an Licht, Luft und Platz bekommen.

Plandetails haben mitgeholfen, damit die Milchkühe in einer gezielten Richtung liegen und diese dadurch stets frisches Stroh als Liegeunterlage haben. Hightech pur erleichtert die Tagesarbeit, welche nach Angabe der Hofbesitzer dennoch weit über 80 Arbeitsstunden pro Woche liegen, Samstag und Sonntag eingeschlossen.

Zwei Roboter befördern das Fressen an die eingerichteten Fressstellen. Rund um die Uhr und eben nicht nur zweimal am Tag bekommen die Tiere den Futtertisch gedeckt, an dem sie sich nach Herzenslust laben können und dementsprechend mit Milchleistungen danken. Das habe auch den Vorteil, dass Tiere, die in der Rangordnung nicht ganz oben stehen, gleichfalls den ihnen zustehenden Futtervorrat bekommen, erläutert Wolf. Was die Milchleistung der Kühe angeht, so kann sich diese wahrlich sehen lassen. Insgesamt, so erfährt nicht allein der aufmerksame Minister, sondern auch Landrätin Susanne Ganster, Verbandsbürgermeister Björn Bernhard (beide CDU) und einigen weiteren Gästen, übernimmt die Molkerei Hochwald AG täglich bei der Sammelstelle Birkwieserhof Dietrichingen 7500 Liter beste südwestpfälzische Landmilch zur Weiterverarbeitung.

Die Fütterung geschieht dennoch unterschiedlich. Je nachdem ob die jeweilige Kuh Milch produziert oder nicht, wird der Futtertisch bestellt. Ein breites Lederhalsband, das mit entsprechenden Sensoren ausgestattet ist, liefert die Daten, welche von Christoph Wolf oder seinem Vater Winfried ausgelesen und entsprechend analysiert werden.

Die Tiere sind hitzeempfindlich, sie mögen eigentlich die Kühle. 30 Grad und mehr ist auch den Kühen zu viel – was Landrätin Ganster zum Vergleich mit den Menschen animiert. Die Fressaktivität, rund um die Uhr gleichfalls im Computer festgehalten, ist zugleich ein Spiegelbild für den Gesundheitszustand des Tieres im Allgemeinen. Minister Wissing hakt sofort nach und will Details wissen.

Bullen für die Riesenherde im Laufstall gibt es nicht. Künstlich wird befruchtet, Christoph Wolf erklärt warum: „Wir wollen das nicht aus Sicherheitsgründen, andererseits ermöglicht die künstliche Befruchtung eine ganz gezielte, funktionale Züchtung. Das Züchtungsziel ist klar, die Tiere sollen mit den regionalen Lebensbedingungen bestmöglich zurecht kommen.“ Die Samenbank sei umfassend, das Produkt von Vatertieren aus der ganzen Welt. Mit der Unterstützung durch Kammer und Zuchtverband sind Christoph und Winfried Wolf sehr zufrieden.

Biologisch-medizinische Untersuchungen sind im Stall gängig. Hauptsächlich wird auf die holstein-friesische Tierrassen gesetzt. Tiere aus der Jerseyrasse gibt es im Stall auch, doch Christoph Wolf verrät, dass das eine Liebhaberei von ihm seit Kindesbeinen sei. „Die Eltern schenkten mir mal ein Kälbchen zum Geburtstag, die Tiere sind sehr sanftmütig im Temperament, gut in der Milchleistung und zählen überhaupt zu den ältesten Tierrassen auf der Welt überhaupt.“

Über zwei Millionen Mark wurde in den letzten Jahren investiert. Begonnen mit neuen Stallungen und Umbauten, einer hochmodernen Gülle und Futterlagerung. Eine Kleinbiogasanlage zählt jetzt seit diesem Frühjahr auch dazu. „Wir vergären dort die Gülle und den Mist, gewinnen Strom und nutzen die Abwärme für heißes Wasser und Heizung.“ Auch hier zeigt sich der Minister sehr interessiert und lässt mit gezielten Fragen erahnen, dass ihm die Landwirtschaft doch sehr vertraut ist, obwohl der Landauer von Hause aus Jurist ist. Die neuen Futterlagerplätze und der 200 000 Euro teure, hochmoderne Gülletransportwagen zum Ausbringen von Gülle sind letzte Station.

Minister Volker Wissing erfährt nicht nur viel Wissenswertes, sondern hat auch den passenden Schlussspruch aus Gesprächen mit Städtern, wenn es um die Landwirtschaft geht: „Schrauben können wir in Stuttgart bei Herrn Wirth herstellen, Milch müssen wir selbst produzieren, weil sich sonst niemand um unser Grünland kümmert – und deshalb ist auch die Landwirtschaft ein besonderer, wichtiger Teil der Wirtschaft.“

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