Vergnügungssteuer nur vormittags

Zweibrücken. Sind fünf Stunden Sex im Monat viel? Das hängt wohl von den Umständen ab. Für Manfred Trumpler, Inhaber des einzigen Zweibrücker Erotik-Shops, ist es in diesem Fall eher wenig. Eigentlich schon unterhalb der Schmerzgrenze. Denn die fünf Stunden entsprechen 50 Euro Umsatz, fünf Euro à 30 Minuten. In der verbliebenen seiner einstmals zwei Videokabinen

 Manfred Trumpler neben seiner mittlerweile geschlossenen Videokabine. Foto: jam

Manfred Trumpler neben seiner mittlerweile geschlossenen Videokabine. Foto: jam

Zweibrücken. Sind fünf Stunden Sex im Monat viel? Das hängt wohl von den Umständen ab. Für Manfred Trumpler, Inhaber des einzigen Zweibrücker Erotik-Shops, ist es in diesem Fall eher wenig. Eigentlich schon unterhalb der Schmerzgrenze. Denn die fünf Stunden entsprechen 50 Euro Umsatz, fünf Euro à 30 Minuten. In der verbliebenen seiner einstmals zwei Videokabinen. Die andere dient als Besenkammer - normalerweise kein bevorzugter Ort sexueller Ausschweifung (Ausnahme: ehemalige Tennis-Stars). Vor diesem Hintergrund waren für den 69-jährigen Trumpler die 38,35 Euro Vergnügungssteuer pro Quartal finanziell immerhin noch darstellbar. Jetzt, so sagt er, verlangt die Stadt Zweibrücken monatlich 200 Euro - pro Kabine. Und zwar rückwirkend zum 1. Januar. Macht bisher 2400 Euro. "Die Rechnung ist schon da", sagt Trumpler.Vergangene Woche seien "zwei junge Männer von der Stadt" in den Laden mit der markanten grünen Fassade in der Schillerstraße gekommen und hätten sich nach seinen Kabinen erkundigt. Wie viele er denn im Betrieb habe? Und ob man die zweite wieder in Betrieb nehmen könne. Könnte man bestimmt, sagt Trumpler. Müsste man halt nur die bis auf den Fernseher komplett ausgebaute Technik wieder einbauen. Wäre aber Quatsch. "Sie sehen ja, die Leute stehen Schlange", sagt Trumpler mit einem ironischen Grinsen und lässt den Blick über die leeren Gänge schweifen. Über Videos, Magazine und Sexspielzeuge. Über den Schreibtisch mit dem abgegriffenen Mauspad und der Weltkarten-Schreibtischunterlage, die Kaffeemaschine, das bunte Geschenkpapier für Weihnachten und den Rest des Jahres, den grün bezogenen Hocker, den Aschenbecher auf dem kniehohen Gestell. Um Kosten zu sparen hat Trumpler vor einiger Zeit schon die Ladenfläche verkleinert, die Güfa (sehr vereinfacht gesagt eine Art Porno-Gema) gekündigt und nur noch Güfa-freie Filme in der Video-Kabine gezeigt. Ganz abgesehen davon, dass er nebenher noch bei einer Betonkernbohr-Firma arbeitet.

Und jetzt diese unerwartete Steuererhöhung. Die gilt, glaubt Trumpler zu wissen, "nur für Porno und Kriegsdinger". Die Stadt habe ihm versichert, sie habe ihn rechtzeitig und umfassend informiert. "Aber ich habe nix gekriegt." Die Stellungnahme der Verwaltung steht noch aus. Denn die zuständige Mitarbeiterin der Stadt ist laut Pressesprecher Heinz Braun nur vormittags im Dienst. Bürgermeister Henno Pirmann hat zwar gestern Nachmittag persönlich bei Manfred Trumpler angerufen, konnte aber fürs erste auch nur Trumplers Schilderung zur Kenntnis nehmen. Und war, so Trumplers Einschätzung, durchaus erstaunt über die Kostenexplosion. Der Erotika-Händler hat es dabei nicht bewenden lassen und seine verbliebene Videokabine bei der Stadt abgemeldet. Ebenfalls rückwirkend.

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