Nach dem Rücktritt von Krähenbergs Bürgermeister Thomas Martin Rückblick auf drei prägende Jahrzehnte

Krähenberg · Thomas Martin im Merkur-Gespräch über nicht nur sein langes Wirken als Beigeordneter und Bürgermeister. Nach seinem Rücktritt ist bislang noch niemand an der Nachfolge interessiert.

 Auch selbst mal Hand anlegen, wie hier bei der Innensanierung des Dorfgemeinschaftshauses, für den nun zurückgetretenen Krähenberger Bürgermeister Thomas Martin (links) eine Selbstverständlichkeit.

Auch selbst mal Hand anlegen, wie hier bei der Innensanierung des Dorfgemeinschaftshauses, für den nun zurückgetretenen Krähenberger Bürgermeister Thomas Martin (links) eine Selbstverständlichkeit.

Foto: Norbert Schwarz

Thomas Martin ist ionflge seines Rücktritts (wir berichteten) seit Monatsbeginn nicht mehr Ortsbürgermeister von Krähenberg. Sonntag, 6. November schreiten die wahlberechtigten Dorfbewohner zur Urne, um einen Nachfolger zu wählen. Voraussetzung: Bürgerinnen oder Bürger, die sich für dieses Ehrenamt interessieren, melden sich.

Dem Ersten Ortsbeigeordneten Walter Arzt, der gegenwärtig die Amtsgeschäfte des Ortes führt, liegen im Augenblick allerdings nach Information unserer Zeitung noch keine Bewerbungen vor. Die andernorts oft übliche „Gerüchteküche“ im Hinblick auf Nachfolge ist gleichfalls noch nicht am Köcheln.

Mehr als drei Jahrzehnte prägte er zurückgetretene Ortsbürgermeister Thomas Martin das Dorfgeschehen ganz entscheidend mit. Zunächst als einfache Ratsmitglied, dann für fünf Jahre als Erster Ortsbeigeordneter und mehr als zwei Jahrzehnte entscheidend als Ortsbürgermeister.

Der in Trippstadt groß gewordene und später der Liebe wegen nach Krähenberg mitten auf die Sickingerhöhe umgezogene junge Mann, wusste sich im damals noch gänzlich landwirtschaftlich geprägt Dorf schnell einzugewöhnen. Ganz einfach sei das allerdings nicht gewesen, erzählt Thomas Martin rückblickend. Im Geburtsort habe die Forstwirtschaft das Leben der Menschen bestimmt, in Krähenberg die Landwirtschaft. Wenn sich heute ein sichtbarer dörflicher Wandel vom landwirtschaftlich geprägten Dorf zur liebenswerten Wohngemeinde vollziehen konnte, dann ist das mit ein großes Verdienst von Bürgermeister Martin gewesen. Dieser legt im Merkur-Gespräch jedoch größten Wert auf die Feststellung: Stets im Einvernehmen mit den Mitgliedern des Ortsgemeinderats. „Dort sind die Entscheidungen über Baugebiet, Straßenausbau und sonstige Dinge getroffen worden. Natürlich war eine gewisse Vorgabe durch den Ortsbürgermeister notwendig, doch demokratisch entscheiden, gerade in einer kleinen Ortschaft, die Ratsmitglieder. Eben jene, die auf dem Dorf nicht durch Parteien ins Gremium gewählt worden seien, vielmehr durch ihren Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad im Ort, durch Personenwahl“. Martin findet: „Das ist die passende Entscheidungsform im Dorf, damit können alle leben und sich ein Ort auch entwickeln, wie Krähenberg selbst bewiesen hat. Wichtig ist in den mehr als zwei Jahrzehnten erfolgreichen Wirkens als Ortsbürgermeister insbesondere dieTatsache, dass die Ratsmitglieder mitziehen. Der Ortsbürgermeister muss vornweg gehen, aber die Mehrheit im Rat ist letztendlich entscheidend. Wird dort geblockt, dann läuft eben nichts!“

Die entsprechende Überzeugungsarbeit zu leisten fiel dem ausgeschiedenen Ortsbürgermeister nach dessen Bekunden nicht schwer, habe ihm vielmehr Freude bereitet. Möglichst viel für Entwicklungsgedanken und Absichten mitzunehmen sei stets die Losung gewesen. „Ein paar Zweifel, ein paar Neinsager, die hat man überall und bei vielen Dingen. Doch wenn die Richtung stimmt, dann müssen in der Mehrheit die Bürger und insbesondere die Ratsmitglieder an einem Strang ziehen.“ Thomas Martin konnte so die Weichen für Veränderung stellen. Etwa zum Erschließen eines neuen Baugebietes. Für das Projekt gibt es nicht nur einen fertigen Bebauungsplan, mit einem anerkannten Erschließungsträger sind zudem die Weichen für die Erschließung und Vermarktung gestellt. „Wir haben den Sprung von der Landwirtschaft zur Wohngemeinde geschafft. Junge Familien ziehen nach Krähenberg. Wer hier einmal sesshaft wurde, will nicht mehr weg. Krähenberg ist nicht nur schön, sondern zugleich liebenswert“, sagt Thomas Martin und kann für diese Entwicklung auf die Kinderzahl im Ort verweisen. Für ihn ein klares Indiz dafür, wie wohl sich junge Familien im Ort fühlen.

Mit der Nachbarortschaft Wiesbach gibt es einen Kindergarten-Zweckverband, das Angebot für die Kleinen in Krähenberg selbst ist überzeugend groß, die Eltern engagieren sich. Eine Bleibe haben diese im Dorfgemeinschaftshaus. Für viel Geld wurdet dieses in den letzten Jahren umfassend saniert und herausgeputzt. Die Fertigstellung hätte Martin gern noch selbst an verantwortlichster Stelle miterlebt – doch die Gesundheit mache nicht mehr mit und halbe Dinge zu tun, das sei noch nicht ein Wesenszug von ihm gewesen, umschreibt Martin einen Hauptgrund, der zur Rückgabe des Ehrenamtes führte.

Wenn jetzt nicht wieder Corona einen Strich durch die Rechnung macht, dann könnte im Spätherbst wieder die Dorfkerwe zünftig wie eh und je gefeiert werden. Krähenberger Kerwetage, die seien regelrecht legendär, bestätigt Martin und hofft darauf, dass alle ihr Kerweengagement dieserhalb noch nicht vergessen haben.

Den Ausbau der Ortsdurchfahrt wusste Martin in mancherlei Hinsicht vorzubereiten, hatte Ideen dazu, wie das ohne zusätzliche Belastungen der Bürger und direkten Straßenanlieger geschehen kann. Der ausgeschiedene Ortsbürgermeister zu diesem besonders heiklen Punkt, der für ihn bedauerlicherweise unvollendet bleibt: „Der Wasserversorgungsverband Sickingerhöhe-Wallhalbtal hat beim mir als Ortsbürgermeister wegen der dringend notwendigen Hauptleitungserneuerung angeklopft. Diese wird zwar in der Straße verlegt, doch das Erneuern der Hausanschlussleitungen ist gleichfalls unumgänglich. Die Bürgersteige werden wegen der Leitungserneuerung aufgebrochen. Die Pfalzwerke wollen zudem Leitungen verlegen und das Glasfaser der UGG soll, auch dazu. Die Bürgersteigfläche ist dann weg, muss aber, weil die Steine noch gut sind, mit diesen wieder verschlossen werden. Allein wegen der Bordstein müsste man mit dem Landesbetrieb Mobilität aus Kaiserslautern entsprechend reden und verhandeln“, so der ausgeschiedene Ortsbürgermeister der allen Verantwortlichen ein geschicktes Vorgehen ans Herz legt, damit der eingeschlagene Weg beibehalten wird. Denn damit können den Grundstückseigentümern unnütze Kosten erspart bleiben.

Mit dem Windpark auf Krähenberger Gemarkungsflächen wird zusätzliches Geld in die Gemeindekasse gespült. Für Thomas Martin sollte es deshalb kein Problem sein, einen Amtsnachfolger oder Nachfolgerin durch Bürgerwahl zu bekommen. „Wir pfeifen als Gemeinde in keiner Weise auf dem letzten Loch, wie oft findet man das heute überhaupt noch?“ Gespannt, wer sich für das Ehrenamt meldet, ist Martin allerdings auch. 

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