Storchenschnäbel Althornbach Irrsinn in der Psychiatrie

Althornbach · Die Althornbacher Storchenschnäbel haben mit ihrem neuen Stück „Neurosige Zeiten“ Premiere gefeiert.

 Tupperwarenverkäuferin Herta alias Annika Stegner (rechts) kann sich nur mit dem Messer gegen soviel Irrsinn wehren und ist froh, dass das alles nur ein dummer Besuchszufall gewesen ist. Von links Manuela Kipp als Waltraud, Sophia Mohring als Agnes, Petra Mohring als Marianne und im weißen Kittel Lisa Lehmann als Desirée.

Tupperwarenverkäuferin Herta alias Annika Stegner (rechts) kann sich nur mit dem Messer gegen soviel Irrsinn wehren und ist froh, dass das alles nur ein dummer Besuchszufall gewesen ist. Von links Manuela Kipp als Waltraud, Sophia Mohring als Agnes, Petra Mohring als Marianne und im weißen Kittel Lisa Lehmann als Desirée.

Foto: Norbert Schwarz

Irrwitziges Bühnenspiel begeistert mehr als 270 Besucher in der ausverkaufen Hornbacher Pirminiushalle. Nach mehrjähriger Corona-Zwangspause gelingt dies am Samstagabend dem Storchenschnäbel-Ensemble mit dem diesjährigen Stücke „Neurosige Zeiten“ von Winnie Abel. Kommendes Wochenende folgt die zweite Aufführung erneut vor ausverkauftem Haus und weil die Nachfrage derart groß gewesen ist, entschlossen sich die Bühnenakteure um Petra Mohring zu einer Zusatzvorstellung am Sonntag, 19. März, um 16 Uhr. Eintrittskarten an den bekannten Vorverkaufsstellen sind dafür noch zu haben.

In einer offenen Wohngruppe der Psychiatrie im Hornbachtal geht es turbulent zu. Agnes (Sophia Mohring) und Marianne (Petra Mohring) wurden eingewiesen, weil sie einiges auf dem Kerbholz haben. Agnes ist, was ihr Sexualleben angeht, zügellos und ausschweifend. Marianne ist sozusagen bekennende Stalkerin. Dem Volksmusiker Hardy Hammer steigt sie im wahrsten Wortsinn hinterher. Agnes ist der Hotel-Dynastie Adolon entsprossen und plötzlich steht Mutter Cecile (Corinna Licht) nobel gekleidet in der Wohnungstür der vermeintlichen Tochter-Villa. Klar, dass hier nicht gleich reiner Wein eingeschenkt wird, sondern die übrigen WG-Mitglieder der Psychiatrie einfach andere Rollen zugewiesen bekommen. Turbulenter geht es kaum. Um die Verwechslungen zusätzlich zu würzen, erscheint Freddi, Fotoreporter eines Boulevardblattes, mit dem richtigen Sänger Hardy Hammer.

Zehn Agierende wirbeln in den unterschiedlichsten Rollen über die Bühne, ernten Szenenapplaus und werden mit ihren Kostümierungen zum wahren Blickfang, neben dem gekonnten Rollenspiel. So etwa Sophia Mohring in der Rolle der Agnes Adolon. Petra Mohring weiß mit allen Rollen seit Jahren glänzend umzugehen und kann das diesmal als „Stalkerin“, die schmachtend und liebessüchtig hinter dem Volksmusiker Hardy Hammer her ist, beweisen und zur Freude der vielen Zuschauern passend rüberbringen.

Lisa Lehmann erfüllt mit viel Inbrunst die Rolle der manisch-depressiven Künstlerin Desiree und hat ihren Höhepunkt im überzeugenden Spiel bei der Rückkehr eines abendlichen Ausflugs auf einen Jahrmarkt. Annika Bartmann ist eine der Bühnenneulinge und geht nicht allein wegen der hippen Kleidung mitsamt Stirnband und Birkenstocksandalen als Beschäftigungstherapeutin im Rollenspiel auf.

Ebenso großartig bei ihrem Kurzeinsatz als Herta, Verkäuferin von Tupperware, Annika Stegner, die rein zufällig in die Wohngemeinschaft kam und sich dort ein „offenes Messergefecht“ mit den Mitgliedern liefert. Auch sie war erstmals beim Bühnenspektakel der Storchenschnäbel dabei und überzeugte nicht allein mit dem sächselnden Dialekt, sondern gekonntem Rollenspiel.

Das gilt ebenso für Ortsbürgermeister Bernd Kipp, der als Gründungsmitglied der Storchenschnäbel von Althornbach auch diesmal mit von der Partie war und als „Bild-Reporter“ in ganz besonderer Maskerade für Furore zu sorgen wusste. Als Hans, der unter Reinlichkeitsphobie leidet und als ehemaliger Finanzbeamter für die Ordnung ist der WG zuständig ist, gibt André Schneider dem Bühnenspektakel eine besondere Note.

Gleiches gilt für die spielerfahrene Manuela Kipp, die diesmal stotternd als Waltraud die Zuschauer begeistert. Kerstin Frary weiß die Ärztin Dr. Dr. Schanz mit Leben zu erfüllen und Oliver Feix glänzt als Hardy Hammer nicht allein beim Männerstrip oder den Dialogen mit der „Stalkerin“ Marianne. 

Dass der ganze Schwindel auffliegt versteht sich. Cécile Adolon (Corinna Licht) ist damenhaft entrüstet. Wäre da nicht Hardy Hammer, der sie als seine Berliner Sternschnuppe wiedererkennt. Die, die nur Sex von ihm haben wollte um jeden Preis. Jetzt weiß Tochter „Agnes“, woher sie alles hat. Glück aber, dass Hardy Hammer ein so großes Herz hat. Auf seiner Finca auf Mallorca kann die WG ihr Leben wie gewohnt weiter führen und alles nimmt doch noch ein gutes Ende.

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