Startklar für die ersten Sechs

Contwig · Nur sechs Wochen hat es gedauert, das Ex-Schwesternhaus in Contwig nach dessen Leerstand umzubauen. Jetzt ist alles gerüstet für die ersten unbegleiteten Flüchtlinge. Heute werden sie einziehen.

 Gespanntes Warten auf den Empfang der Jugendlichen: von links Dominik Tretter, Anika Matheis, Pfarrer Johannes Müller, Gerhard Trefz und Jörg Prokrein. Foto: Katja May

Gespanntes Warten auf den Empfang der Jugendlichen: von links Dominik Tretter, Anika Matheis, Pfarrer Johannes Müller, Gerhard Trefz und Jörg Prokrein. Foto: Katja May

Foto: Katja May

Im Laufe des Nachmittages treffen heute die ersten sechs Bewohner im ehemaligen katholischen Schwesternhaus in Contwig ein. Die unbegleiteten Minderjährigen, allesamt Jungs, seien syrischer, afghanischer, irakischer und ägyptischer Abstammung und zwischen 15 und 17 Jahre alt. "Im Moment befinden sie sich noch in einer Einrichtung in Saarlouis", erklärt Anika Matheis, Bereichsleiterin der Kinder- und Jugendhilfe der Johanniter, "die Gruppe als solche kennt sich also schon. " Bis zu zehn weitere Jugendliche gleichen Alters werden in den nächsten Wochen erwartet.

Die neue, vom Landkreis Südwestpfalz finanzierte Flüchtlingseinrichtung dient laut Kreisbeigeordnetem Peter Spitzer vor allem zur Statuserhebung: "Die Jugendlichen werden sich hier im Schnitt so acht Wochen aufhalten, bevor sie auf stationäre Einrichtungen, zum Beispiel betreute Wohngruppen, verteilt werden." In den acht Wochen sollen sie erste Deutschkenntnisse erwerben und auf das Leben hier vorbereitet werden.

"Wir werden einen festen Tagesablauf einüben. Sie stehen morgens auf und machen sich fertig. Dann gibt es täglich außer am Wochenende vier Stunden Deutschunterricht. Mittags kochen wir zusammen und an den Nachtmittagen stehen Haushaltsdienste und Freizeitbeschäftigungen an", beschreibt Matheis. Dabei werden die Jugendlichen die meiste Zeit von mindestens einem Mitarbeiter betreut. Auch nachts sei immer ein Mitarbeiter im Haus. Mit dem Sprachunterricht wurde mit der Firma ‚Bildungsträger GbR' aus Pirmasens vom Kreis ein externer Bildungsträger beauftragt. "Wir halten es für sinnvoll, erst eine gewisse sprachliche Basis zu schaffen, bevor die Jugendlichen auf die öffentlichen Schulen verteilt werden", begründet Spitzer das Vorgehen. Die Lehrer sollen außerdem das Vorwissen und die Fähigkeiten der Jugendlichen ergründen, damit dies bei der Zuweisung in Schulen berücksichtigt werden könne. "Wir müssen schließlich auch damit rechnen, dass einige schwer traumatisiert sind. Die betreuenden Sozialpädagogen können gezielt auf diese Jugendlichen eingehen. Dadurch vermeiden wir Konfliktpotential", erläutert Spitzer. Ziel sei es, dass die Jugendlichen in einigen Jahren den Hauptschulabschluss erwerben.

Pfarrer Johannes Müller und Bürgermeister Karlheinz Bärmann sagten ihre Unterstützung zu. Die Contwiger Vereine könnten einen wichtigen Beitrag zur Integration der Jugendlichen leisten. Als kleinen Willkommensgruß überreichte Müller der Hausverwaltung die Kollekte der Sankt-Martins-Feiern im November.

In nur sechs Wochen war das Ex-Schwesternhaus nach Auszug der zwei verbleibenden Nonnen Ende September für die Flüchtlinge hergerichtet worden (wir berichteten). Je zwei Jugendliche teilen sich ein Zimmer, es gibt ein Gemeinschaftsbad sowie einen Aufenthaltsraum und eine Gemeinschaftsküche.

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