Auch für Zweibrücken und Südwestpfalz zuständig Ein Vorreiter für offene Betreuung

Pirmasens/Zweibrücken · Thomas Betz leitet seit April als Chefarzt die Psychiatrie im Krankenhaus Pirmasens.

Das Städtische Krankenhaus Pirmasens hat Dr. Thomas Betz zum neuen Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie ernannt. Als Leitender Oberarzt hatte der 58-Jährige die Abteilung zusammen mit dem damaligen Chefarzt Dr. Stephan Rambach aufgebaut. Nach dessen plötzlichem Tod im Januar 2018 fungierte Betz zunächst als Ärztlicher Leiter der Psychiatrie, bis ihm am 1. April die Chefarzt-Position übertragen wurde.

Der gebürtige Saarbrücker studierte bis 1992 an der Homburger Uniklinik Medizin, war danach sechs Jahre lang als Assistenzarzt in Püttlingen und Neunkirchen tätig. Seit 1998 gehört Betz dem Ärzteteam in Pirmasens an. Die Psychiatrie hat auch den Versorgungsauftrag für Zweibrücken und die Südwestpfalz.

Die Entscheidung für den langjährigen Stellvertreter stehe für Kontinuität und das Bekenntnis zu einer integrativen, gemeindenahen Psychiatrie mit „offenen Türen“, betont Geschäftsführer Martin Forster. Die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie verfügt seit dem 1. Oktober 2018 über eine vierte Station mit zehn weiteren Betten sowie Dienst- und Funktionsräumen. „Für uns war es enorm wichtig, diesen zusätzlichen Platz zu bekommen. Durch den deutlich höheren Unterbringungskomfort auf allen Stationen hat sich die Atmosphäre spürbar verbessert. Viele Jahre hatten wir eine massive Überbelegung“, erklärt Betz. Heute stehen 90 Betten, eine Tagesklinik mit 20 Plätzen sowie eine Institutsambulanz zur Verfügung. Aktuell werden hier 93 Patienten betreut.

Eine Besonderheit in Pirmasens ist das „Flurtisch-Prinzip“: Statt alle Türen mechanisch zu verriegeln, sitzen an den Stationsausgängen rund um die Uhr Ärzte, Pflegekräfte oder Psychologen, die genau wissen, wer die Klinik verlassen darf und wer auf den Station bleiben muss. „Wir verstehen uns als integrative, gemeindenahe Psychiatrie mit offenen Türen“, erklärt Betz das Konzept, das vor 25 Jahren in Rheinland-Pfalz und dem Saarland entwickelt wurde. „Man sperrt die Kranken nicht weg.“ In dieser Hinsicht sei man in Pirmasens ein Vorreiter. Denn noch heute sind etwa 400 der 420 psychiatrischen Einrichtungen in Deutschland geschlossene Abteilungen. Pirmasens versucht den Patienten den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Auf den Stationen stehen mehrere Aquarien, Kranke können sich die Zeit beim Tischtennis oder am Kicker vertreiben, in einer eigenen Küche oder Sitz- und Leseecken. Es gibt weder Spezial- noch Aufnahmestationen, die Unterbringung erfolgt gemischt und unabhängig von Alter, Diagnose und Geschlecht. Dadurch kämen unterschiedliche Patienten leichter miteinander in Kontakt, niemand müsse sich ausgegrenzt fühlen.

Psychische Erkrankungen sind ganz alltäglich, erläutert Betz: Fast jeder Zweite sei in Deutschland ist in seinem Leben von einer psychischen Erkrankung betroffen. Dass jedoch von den betroffenen Erwachsenen nur 19 Prozent Hilfe suchen, führt Chefarzt Betz auf eine noch immer spürbare gesellschaftliche Stigmatisierung zurück.

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