Spitzer will junge Leute in Region binden

Contwig · Landratskandidat und Ministerpräsidentin Malu Dreyer debattieren mit 150 Bürgern. Auch die Vereinsförderung ist Thema.

 Peter Spitzer und Malu Dreyer gaben bei der Fragerunde Rede und Antwort. Foto: dob

Peter Spitzer und Malu Dreyer gaben bei der Fragerunde Rede und Antwort. Foto: dob

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Peter Spitzer (SPD) hat am Samstag in der Contwiger Turn- und Festhalle die heiße Phase seines Wahlkampfes um das Amt des Landrates eingeläutet. Zusammen mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) warb er für frischen Wind, mehr Ehrenamt und eine hohe Wahlbeteiligung am 7. Mai. Rund 150 Bürger nutzten die Gelegenheit, die Landesmutter live zu sehen und beiden bei einer Fragerunde auf den Zahn zu fühlen.

Die Ministerpräsidentin über den hiesigen Genossen: "Ich bin überzeugt, dass Peter Spitzer ein Glücksfall für die SPD und den Landkreis ist und dass er diese Verantwortung übernimmt." Gleichzeitig bereite ihr aber Sorgen, dass gerade bei Landratswahlen "die völlig losgelöst von anderen Wahlen stattfinden", oft die Wahlbeteiligung so niedrig läge. Man spüre derzeit generell, "dass unsere Demokratie ins Wanken gerät und nicht so stabil steht, wie wir lange dachten". Sie ging auch auf die AfD und deren Parteitag ein. "Jetzt wird die AfD ihr wahres Gesicht noch stärker zeigen als bisher. Dort ist man inzwischen mehr als rechts außen", so Dreyer. Sorge bereite ihr auch die Wahl in Frankreich. "Keiner weiß besser, wie wichtig und gut offene Grenzen und ein offenes Europa ist, als wir Rheinland-Pfälzer", so Dreyer.

Im Mittelpunkt standen aber die Probleme des Landkreises und die anstehende Wahl. Dreyer lobte, "dass hier ein Mann kandidiert, der einen Draht zur Jugend hat". Spitzer legte dar, dass er sein Augenmerk als Landrat darauf richten würde, junge Leute verstärkt in der Region zu halten. "Wir müssen frühzeitig den Kontakt zwischen Schülern und Betrieben herstellen und auch die Infrastruktur schaffen, damit Pendler auch dann hier wohnen bleiben, wenn sie 30 oder 45 Minuten mit dem Auto fahren müssen." Einig sind sich Ministerpräsidentin und Kandidat auch beim Thema Ehrenamt. Spitzer: "Ich bin in Vereinen groß geworden. Kinder und Jugendliche, die diese Sozialisation, dieses Umfeld, erleben und darin aufwachsen, die tauchen später statistisch gesehen nicht so oft bei der Jugendhilfe auf. Deshalb sollten wir Vereine, Verbände und das Ehrenamt stärker fördern", so Spitzer. Dreyer erzählte in diesem Zusammenhang von ihrem Ehrenamtstag in der Staatskanzlei. Dabei werden jährlich aus dem ganzen Land Ehrenamtliche zu einem bestimmten Thema eingeladen. "Da war die Staatskanzlei voll mit jungen Leuten. Das erstaunt und freut mich immer wieder, wie viele junge Menschen sich engagieren", so Dreyer.

Spitzer stellte auch heraus, dass er sich als ein Mann der Basis sehe. Er sei Ortsbürgermeister von Donsieders und kenne die Probleme der Kommunen. "Ich habe durch meine Tätigkeit als erster Kreisbeigeordneter auch die Erfahrung im Bereich der Kreisverwaltung, um ein guter Landrat zu sein. Außerdem bin ich bei der Verbandsgemeinde mit dem Thema Werke betraut."

Die meisten waren wohl gekommen, um die Fragestunde zu nutzen. Etwa, wie es denn mit der S-Bahn-Anbindung zwischen Zweibrücken und Homburg stehe. "Da sind wir ein gutes Stück weiter", so Dreyer. Derzeit ist es so, dass die Vereinsförderung durch Kommunen zu den so genannten freiwilligen Leistungen gehört. An denen werde jedoch, so Fragesteller Walter Hüther, Vorsitzender der VT Contwig, als Erstes gespart. "Warum kann man nicht einen Pflichtanteil für Vereinsförderung einführen, damit dieser Posten bei schlechten Haushaltslagen nicht gestrichen wird?" Spitzer gab dem vollumfänglich recht. "Das ist genau das Problem, das ich auch als Ortsbürgermeister habe. Ich werde mich definitiv mit den kommunalen Spitzenverbänden dafür starkmachen. Auf Landkreisebene kann man dies allerdings nicht angehen."

Jonas Kruck, 14 Jahre alt und Schüler an der IGS in Contwig, hakte bei Spitzer nach. "Sie haben gesagt, sie wollen die Schulen fördern. Wie genau sieht das aus?" Spitzer, selbst Mathe- und Physiklehrer: "Es geht darum, die Gebäude und die Ausstattung in den Schulen auf einem ordentlichen Stand zu halten. Thema ist auch freies W-Lan für die Schüler. Der Fortschritt muss in den Schulen parallel passieren und nicht fünf Jahre danach erst." Ebenfalls wurde die wirtschaftliche Situation im Landkreis angesprochen. Da wurde infrage gestellt, ob Land und Landkreis die Region überhaupt unterstützten. Außer dem Outlet in Zweibrücken sei ja seit 15 oder 20 Jahren nichts Nennenswertes mehr angesiedelt worden. Dem widersprach Malu Dreyer. "Außerdem ist es ja nicht so, dass sich in Mainz große Unternehmen melden und nach Zweibrücken wollen und dann weggeschickt werden. Aber wir schaffen ein Umfeld, das für Firmen und Gründer attraktiv ist. Wir haben in Zweibrücken und Pirmasens Hochschulstandorte aufgebaut. Daraus entstehen Firmen", nannte Dreyer als Beispiel. Peter Spitzer sieht das Problem wo anders. "Wirtschaftsförderung im Kreis hat auch etwas mit Mitteln zu tun. Wir geben im Jahr 140 000 Euro für Wirtschaftsförderung aus. Gleichzeitig aber 760 000 Euro für die Kreismusikschule. Ich sehe, dass das eine wichtige Institution ist, aber das Missverhältnis halte ich für doch sehr krass", so Spitzer. Da werde er auf jeden Fall ansetzen.

Danach ging es an den Stehtischen weiter. Viele nutzten die Gelegenheit für ein kurzes Hallo bei Malu Dreyer, ein Selfie hier, ein Autogramm da. Spitzer und Dreyer bekamen im Anschluss noch eine Führung durchs gegenüberliegende Altenheim Haus Sarepta.

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