Schuhplattler machen Furore

Ein Dorf kann nur leben, wenn es seinen Einwohnern etwas bietet. Zu dieser Erkenntnis kamen die Dietrichinger Mitte der siebziger Jahre, als die Einwohnerzahl der Gemeinde stetig abnahm. Viele suchten ihr Glück in der Ferne. Das war der Anlass für Ernst Kiefer, zusammen mit Gleichgesinnten nach Möglichkeiten zu suchen, das Dorfleben neu zu beleben

 Der Freizeitverein hat es sich zur Aufgabe gemacht, das "Willkommen" der Dietrichinger Ortstafel für Alt- und Neubürger mit Leben zu füllen. Foto: Jörg Jacobi

Der Freizeitverein hat es sich zur Aufgabe gemacht, das "Willkommen" der Dietrichinger Ortstafel für Alt- und Neubürger mit Leben zu füllen. Foto: Jörg Jacobi

Ein Dorf kann nur leben, wenn es seinen Einwohnern etwas bietet. Zu dieser Erkenntnis kamen die Dietrichinger Mitte der siebziger Jahre, als die Einwohnerzahl der Gemeinde stetig abnahm. Viele suchten ihr Glück in der Ferne. Das war der Anlass für Ernst Kiefer, zusammen mit Gleichgesinnten nach Möglichkeiten zu suchen, das Dorfleben neu zu beleben. Im Gasthaus "Edgar" trafen sich schließlich 20 Männer, die den Freizeitverein Dietrichingen gründeten.Schon bald nach der Gründung hatte der neue Verein seine erste Bewährungsprobe zu bestehen - das Frühlingsfest im Holzzelt neben dem alten Zollhaus. Das Fest wurde zu einem Renner. Seine Entwicklung ist in erster Linie auf das Engagement und die Beziehungen von Reiner Hohn zurückzuführen. Waren es in den Anfangsjahren Gruppen und Künstler aus der näheren Umgebung, die für Unterhaltung auf dem Frühlingsfest sorgten, gab in der Folgezeit jeder, der in der Volksmusikszene Rang und Namen hat, in Dietrichingen seine Visitenkarte ab. Unter anderen traten Angela Wiedel, Mary Roos, Stefanie Hertel, Stefan Mross und Costa Cordalis auf. Als der bekannte Volksmusiker Franzl Lang verpflichtet wurde, setzte der Verein im Vorverkauf mehr Karten ab, als das Zelt Sitzplätze hatte. Kurzerhand wurde das Holzzelt abgebaut und ein größeres Aluminiumzelt im Hohwald aufgeschlagen. Dieser Platz wurde von der Gemeinde und den Vereinen entsprechend neu gestaltet und dient seitdem als Veranstaltungsort.

Schon im Gründungsjahr entwickelte der Freizeitverein Aktivitäten, die zum Teil noch heute gepflegt werden. So wurde unter Leitung von Edith Weidler eine Mädchentanzgruppe gebildet. Der aus Zell am See eingeheiratete Bert Fritzenwanker brachte einigen Mitgliedern Schuhplatteln und Volkstanz bei. Was zuerst als Witz aufgenommen wurde, führte zur Gründung der Trualbtaler. Zum wöchentlichen Training trafen sich Bert Fritzenwanker, Reiner Hohn, Lothar Kiefer, Helmut Klein, Gerd Zahler und Burgi Zahn. "Am Anfang gab es blaue Oberschenkel", erinnert sich Zahler. Zu Hause seien dann die richtigen Schläge geübt worden. Der erste Auftritt am dritten Frühlingsfest war bereits ein riesiger Erfolg. Schon nach kurzer Zeit folgten Darbietungen in den Nachbarorten und später Reisen nach Kassel, Bonn, Stuttgart und an den Bodensee. Als Begleitkapelle konnte man aus den Kuseler Raum die Gruppe The Windys gewinnen. Höhepunkt war die Amerikareise im Oktober 1988. Zwischen Florida und den Niagara-Fällen sorgten die Dietrichinger vor allem bei Deutschstämmigen für viel Begeisterung.

In Erinnerung bleiben auch die Fernsehauftritte bei "Im Krug zum grünen Kranze" und dem "Fröhlichen Alltag". Die größte Kulisse bot das Betzenberg-Stadion. Zum Abschiedspiel von Ronnie Hellström sahen 30 000 Zuschauer die Dietrichinger platteln und tanzen. Die Schuhplattler-Gruppe gibt es heute nicht mehr. "Aus Altersgründen wurde sie leider aufgelöst", erklärt Gerd Zahler. Der Freizeitchor besteht allerdings noch heute. Er wurde 1978 gegründet. Erster Chorleiter war der 1992 verstorbene Erwin Knerr. Der Freizeitchor wird gerne als "die Seele" des Vereins bezeichnet, der vor allem mit der "Dietrichinger Nationalhymne" seine Zuhörer begeistert.

Der Freizeitverein hat auch eine Fußballabteilung und eine Fischergruppe. Die Sportler nahmen 1978 an der deutschen Freizeitmeisterschaft teil.

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