Grundschule Contwig Schimmel: Eltern wollen Sicherheit

Contwig · Sie fordern: Alle Räume in Grundschule Contwig auf Sporen prüfen. ADD: Träger kommt seinen Verpflichtungen nach.

 Schimmelpilz-Sporen (Symbolbild) sehen zwar faszinierend aus, können aber, insbesondere für Kinder, je nach Konzentration gefährlich sein.

Schimmelpilz-Sporen (Symbolbild) sehen zwar faszinierend aus, können aber, insbesondere für Kinder, je nach Konzentration gefährlich sein.

Foto: dpa/Pressefoto BASF

Hat die Verbandsgemeinde-Verwaltung Zweibrücken Land (VG) einen Klassensaal der Grundschule Contwig erst aufgrund einer Anordnung oder Empfehlung der ADD (Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier) auf Schimmelpilz-Befall untersucht? Diesen Vorwurf von Eltern hatte die VG gestern im Merkur zurückgewiesen. Die ADD als Schulaufsichtsbehörde antwortete hierzu am Mittwoch auf Merkur-Anfrage:

„Die VG als Träger der Grundschule steht hier in der Verantwortung, da es sich um eine Pflichtaufgabe der Selbstverwaltung handelt. Nachdem seitens einer Betroffenen der Sachverhalt an uns herangetragen worden ist, haben wir zunächst eine Sachverhaltsaufklärung dergestalt durchgeführt, dass wir die VG um eine Stellungnahme gebeten haben. Daraus ergab sich, dass die VG in den vermutlich betroffenen Räumen/Raum Baumaßnahmen durchführt und nach deren Abschluss eine Raumluftmessung durchführen wird.“ Deren Ergebnis habe zu der jetzigen Entscheidung geführt, den Klassenraum wegen des Funds zweier für Kinder gesundheitsgefährlicher Schimmelpilzsporen-Arten zu sperren (wir berichteten).
„In diesem Zusammenhang haben wir auch mit dem Bürgermeister und einer Elternvertreterin gesprochen, sowie E-Mail-Kontakt gehabt und die Damen auf dem Laufenden gehalten“, schreibt ADD- Pressesprecherin Eveline Dziendziol und schließt: „Der Träger kommt seinen Verpflichtungen nach. Die ADD hat den Vorgang begleitet.“

Eltern reagierten am Mittwoch verärgert und beunruhigt auf die im Merkur veröffentlichten Erläuterungen der VG-Verwaltung. Laut dieser hat es zwar früher Feuchtigkeitsprobleme in dem früher als Turnsaal genutzten Bereich gegeben, der in den Sommerferien saniert und in einen Klassenraum umgewandelt wurde – vor Beginn der Bauarbeiten habe es aber keine Feuchtigkeitsprobleme mehr gegeben und „Sichtprüfungen durch den Sachbearbeiter der Bauabteilung“ hätten „keinerlei Hinweise auf Schimmelvorkommen“ ergeben. Weiter schrieb die VG-Verwaltung allerdings, das Fachbüro, das nach Ende der Sanierungsarbeiten die Schimmelpilzsporen maß, gehe als Ursache von „einer Restbelastung aus früherer Zeit für die Belastung der Raumluft aus“. Markus Heinrichs kommentiert das auf der Merkur-Facebookseite: „Was ein Quatsch ... .Sichtprüfung bei Schimmel .... ich glaub es nicht. Hier fehlt nur, dass der Schauende Fachkunde haben soll. Und die Luft wäre als Altlast belastet. Von was bitte, wenn angeblich doch nichts da war? Was ein Herumgeeiere. VOR den Arbeiten messen und beproben und dann die Mängel abstellen. Wenn da seit Jahren Schimmel ist, ist der nicht nur im Putz. Leute es geht hier um Kinder!“

Nadine Brinette ist Mutter einer Tochter, die am Dienstag in die neue Klasse 1c eingeschult wurde, die nun vorläufig am zweiten Contwiger Grundschulstandort im Ortsteil Stambach unterrichtet wird. Sie sagt, es lasse sich zeitlich belegen, dass die VG-Verwaltung erst nach Intervention der ADD die Raumluftmessung bestellt habe. und Brinette befürchtet: „Das Problem liegt nicht in der Luft, sondern im Mauerwerk.“ Dann würden die von der VG-Verwaltung angekündigten „Reinigungsarbeiten im gesamten Untergeschoss nicht reichen“, warnt Brinette. Zumal sie gehört habe, dass früher auch schon im Erdgeschoss und Obergeschoss Schimmelstellen überstrichen worden seien. Dass das Untergeschoss vor Beginn der Sanierungsarbeiten in den Sommerferien schimmelfrei gewesen sei, könne sie auch nicht glauben: Anfang des Jahres habe sie (als Mutter eines damaligen Erstklässlers) ein Schreiben bekommen, dass der Turnraum nicht mehr genutzt werden könne. „Die blauen Turnmatten waren unten ganz schwarz, haben Kinder ihren Eltern erzählt.“ Eine Besichtigung des Raumes sei Eltern verweigert worden. Als dann bekannt wurde, dass dort ein neuer Klassenraum eingebaut wurde, hätten sie und andere Eltern beunruhigt erst die VG-Verwaltung, und als das wenig gebracht, habe, die ADD eingeschaltet.

Brinette und auch die ebenfalls vom Merkur angefragte Schulelternbeiratsvorsitzende Stefanie Conrad fordern, sicherheitshalber Raumluftmessungen auch im Erd- und Obergeschoss, wo alle anderen Klassenräume sind, durchzuführen. Conrad: „Wenn unten Sporen gemessen worden sind, können ja auch welche hochgeflogen sein.“ Auch sie habe gehört, dass es auch oben früher mal Feuchtigkeits- und Schimmelprobleme gegeben habe. Conrad ist zudem irritiert, dass die Bauabteilung der Verbandsgemeinde dem Elternbeirat noch versichert habe, laut einem Gutachten gebe es in dem künftigen Klassenraum keinen Grund zur Sorge, dass dort Schimmel auftreten könnte (Brinette sagt, den Eltern sei der Einblick in das Gutachten verweigert worden). Später dann sei Verbandsbürgermeister Jürgen Gundacker von Eltern auf das Gutachten angesprochen worden und habe gesagt, es sei kein Gutachten gemacht worden.

Schulleiter Peter Schmidt ist erst seit Mitte Juli in Contwig. Von früheren Schimmel-Problemen oben wisse er nichts. Er habe nur von einem Wassereinbruch gehört, der auch das Erdgeschoss betraf: „Da habe ich natürlich bei der Verwaltung nachgefragt und gesagt bekommen, dass die Ursache komplett behoben ist.“

Schmidt berichtete, dass eine Spezialfirma aus Homburg mit den Arbeiten zur Beseitigung der Schimmelsporen und der Suche nach der genauen Ursache begonnen habe: „Die haben mit Folien alles abgeklebt, damit durch die Arbeiten nichts nach oben gehen kann“, wo weiter regulär Klassen unterrichtet werden. Er hoffe, dass die Messungen am Ende der Arbeiten jedes Gesundheitsrisiko ausschließen. Die Sorgen der Eltern finde er berechtigt. „Es werden aber große Anstrengungen unternommen, und ich gehe davon aus, dass alles fachgerecht gemacht wird.“

Auch während der Bauphase in den Sommerferien sei „großflächig Putz abgetragen worden“, sodass Schmidt hofft, dass sich der Eltern-Verdacht nicht bestätigt, dass die Schimmelpilzsporen tiefer liegende Ursachen haben könnten. In dem Gutachten, das jetzt zur Sperrung des Saals führte, seien die beiden Sporenarten zwar als für Kinder gefährlich eingestuft worden, „mit dem Wert 5 von 20 aber auf der untersten Schwelle“. Klar sei für ihn aber, dass der Klassenraum erst dann wieder genutzt werden darf, wenn die Unbedenklichkeit durch Messungen bestätigt ist: „Eine Gefährdung von Kindern kommt für mich nicht infrage – dann würden wir andere Lösungen finden.“

Mutter Nadine Brinette betont angesichts des laufenden Verbandsbürgermeister-Wahlkampfs noch: „Uns Eltern geht es nicht darum, jemand an den Pranger zu stellen und politisch zu werden. Die Kritik richtet sich nicht gegen Jürgen Gundacker – sondern wir wollen, dass unsere Kinder ein sicheres Lernumfeld haben und die Probleme behoben werden.“

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