Reifenberger Bläsergruppe „‘s Kapellche“ „Er hätte heute seinen Spaß daran“

Reifenberg · 2017 ist Ernst Reber, Gründer der Reifenberger Bläsergruppe „‘s Kapellche“ verstorben. Doch die aktuell elf Musizierenden beweisen sich nach wie vor als Kulturbotschafter und bereichern Gottesdienste, Feste und Feiern. Mit ihrem breit gefächerten Repertoire sorgen sie überall für beste Stimmung. Wie überall gilt: Mitspieler willkommen!

Jeden Mittwoch ab 20 Uhr proben die Musizierenden von „‘s Kapellche“ im Reifenberger Pfarrheim.

Jeden Mittwoch ab 20 Uhr proben die Musizierenden von „‘s Kapellche“ im Reifenberger Pfarrheim.

Foto: Cordula von Waldow

„Aufgepasst! Eins, zwei. Eins, zwei“, zählte Edwin Simon vor. Dann begann die Reifenberger Bläsergruppe „‘s Kapellche“ mit dem Böhmischen Marsch, einem der neuesten Stücke in dem umfangreichen Repertoire an liturgischen Liedern und beliebter Stimmungsmusik. Seit rund 40 Jahren engagieren sich die Blasmusiker aus Reifenberg und den umliegenden Dörfern als Kulturträger und Kulturbotschafter. In einer kleinen Gruppe von zehn bis 15 Musikerinnen und Musikern beleben sie seitdem nicht nur die wichtigsten Festgottesdienste und Kirchenfeste, sondern auch Dorffeste, Nikolausfeiern und Neujahrsempfänge oder erfreuen die Senioren im Altenheim mit ihren Weihnachtsliedern.

„Wir haben schon für drei rheinland-pfälzische Ministerpräsidenten gespielt“, erzählte der Vereinsvorsitzende Hans Wiesnet voller Stolz. Beide gehören zu den Musikern der Anfangszeit, als das musikalische Multitalent, Ernst Reber, die Reifenberger Bläsergruppe Anfang der 1980er Jahre ins Leben rief. „Er hätte heute Spaß daran, was aus seiner Idee geworden ist“, sagte der musikalische Leiter Edwin Simon über den 2017 verstorbenen Musikus. Trotz des ständigen Mitspielerwechsels durch Wegzüge aus der Region, ausbildungs- oder berufsbedingt, hat „‘s Kapellche“ jeden Zeitenwandel gut überstanden und ist mit elf engagierten Ehrenamtlichen in vier Stimmen plus Schlagzeug heute musikalisch gut aufgestellt. „Bei uns stimmt einfach die Chemie“, freut sich Edwin Simon über den freundschaftlichen Umgang miteinander.

Die Amateurmusiker sind beständig dabei, ihr Repertoire zu vervollkommnen und zu erweitern. Bei einem Wochenendtrip in den Schwarzwald konnte damals – mit dem förderlichen Abstand zur Heimat – der ebenso wortspielerische wie einprägsame Name gefunden werden – „‘s Kapellche“ erinnert zugleich an Reifenbergs weithin sichtbares und bekanntes Wahrzeichen, die Kapelle, die von der 387 Meter hohen Häsel auf das Dorf hinunterschaut, wie an die nicht eben große Blaskapelle.

Zweimal im Jahr, am Volkstrauertag und zu dem zunehmend beliebten ökumenischen Gottesdienst im Mai/Juni, spielt „‘s Kapellche“ am besagten Kapellchen auf. Regelmäßig gestalten die Musiker die liturgischen Feiern in der Dorfkirche. Nicht nur zu diesem Zweck kooperieren die Reifenberger gerne mit den Schmitshausern, zumal einige der Bläser in beiden Gruppen aktiv sind.

Die Fronleichnamsprozession in der neuen, großen Pfarrgemeinde gehört ebenso zu den Traditionsterminen wie der Bruder-Konrad-Ritt in Wallhalben. Die Waldweihnacht des Heimatvereins, adventlich-weihnachtliche Blasmusik in der Dorfmitte oder ein Feuerwehrfrühschoppen, Sankt Martin am Kindergarten, öffentliche Veranstaltungen wie Jubiläen, Geburtstage oder Verabschiedungen – die Liste der Auftritte ist lang. „Natürlich kann man uns buchen“, bestätigt Hans Wiesnet, auch gerne zum Zusammenwirken mit anderen Musizierenden.

Um jederzeit im Festzelt für beste Stimmung sorgen zu können, geht das Repertoire weit über ein „Humpta-Humpta“ hinaus und bietet mit Evergreens wie „Ich hätt‘ getanzt heut‘ Nacht“ aus My Fairlady, Jacques Offenbachs „Barcarole“ aus Hoffmanns Erzählungen, Trink- und Wanderliedern, Tanzliedern wie „Guantanamera“ oder diversen Walzern bis hin zu klassischen Märschen Ohrwürmer für jeden Geschmack.

Neben Klassikern studiert „‘s Kapellche“ immer wieder moderne Stücke ein, wie aktuell den ebenso bekannten wie beliebten Böhmischen Marsch, den kölschen Schunkelwalzer „Rut sin die Ruse“ oder, ganz regional, „Der Pälzer Wind“. Wenngleich Musik jung hält und man den beiden Chorleitern nicht ansieht, dass sie die 70 längst überschritten haben, ist auch „‘s Kapellche“ ständig offen für musikalische Neuzugänge. Zwar zieht Edwin Simon mit seinem Großneffen Philipp, der jetzt in der Bläserklasse der IGS Thaleischweiler-Fröschen Trompete lernt, den eigenen Nachwuchs groß. Bis der Elfjährige an den abendlichen Probestunden im Gemeindehaus teilnehmen kann, wird jedoch noch einige Zeit vergehen.

Geprobt wird jeden Mittwoch ab 20 Uhr. Willkommen sind alle Bläser, die Musikunterricht nehmen und ihr Instrument mindestens auf Musikschulniveau beherrschen. „Wir können leider keine Ausbildung anbieten“, bedauert Edwin Simon, der sich als ehemaliger Schullehrer im Alter von 33 Jahren selbst das Trompetenspiel beigebracht hat und sich als „Feld-Wald-und-Wiesen-Musiker“ einstuft.

Dennoch ist Edwin Simon berechtigt stolz auf das hohe Niveau der Reifenberger Bläsergruppe. „Mit weiteren Tenorhörnern, Bariton oder Bass hätten wir noch mehr musikalische Möglichkeiten“, skizziert Hans Wiesnet. Und mit mehr Spielern wäre „‘s Kapellche“ auch auftrittsfähig, wenn mal der eine oder die andere zu einem Termin nicht könnte.

Wer jetzt Lust bekommen hat, sein Instrument wieder aus dem Koffer zu holen und bei den Reifenbergern mitzuwirken, meldet sich bei Hans Wiesnet unter Tel. (0 63 75) 56 41 oder per Mail an Hans.Wiesnet@web.de. Oder einfach mal bei einem Probenabend im Gemeindehaus an der Bushaltestelle vorbeischauen – jeden Mittwoch ab 20 Uhr. Ebenso willkommen ist, wer kein Instrument spielt, jedoch den Verein als passives Mitglied finanziell fördern möchte. Hans Wiesnet bestätigt: „Wir freuen uns über jede Unterstützung!“

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