Putzen ab dem ersten Zahn

Ein breites Kinderlachen. Kleine, strahlend weiße Zähne blitzen durch. Nur wenige rheinland-pfälzische Kinder haben mit Zahnproblemen zu kämpfen. Dabei besteht bei vielen jungen Eltern Unsicherheit darüber, wann die Kleinen mit dem Zähneputzen beginnen sollten

 Auch der vierjährige Felix putzt täglich seine Zähne. Deshalb darf er neben gesunden Sachen wie Obst und Gemüse auch Süßes essen. Foto: ski

Auch der vierjährige Felix putzt täglich seine Zähne. Deshalb darf er neben gesunden Sachen wie Obst und Gemüse auch Süßes essen. Foto: ski

Ein breites Kinderlachen. Kleine, strahlend weiße Zähne blitzen durch. Nur wenige rheinland-pfälzische Kinder haben mit Zahnproblemen zu kämpfen. Dabei besteht bei vielen jungen Eltern Unsicherheit darüber, wann die Kleinen mit dem Zähneputzen beginnen sollten. Für alle Fragen, die sich rund um das Thema Kinder und Zahnpflege anhäufen, steht die Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege (LAGZ) bereit. "Bereits im Kleinkindalter kann vieles falsch gemacht werden", erklärt Dr. Helmut Stein, Vorsitzender der LAGZ Rheinland-Pfalz. Mit einem umfassenden Konzept wolle man daher dazu beitragen, Zahngesundheit ab dem Kleinkindalter zu fördern und Aufklärungsarbeit zu leisten. "Zahnpflege ist keine angeborene Eigenschaft", sagt Brigitte Bion von der Arbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege Pirmasens-Zweibrücken, "unser Vorteil im Vergleich zu vielen anderen Krankheiten ist, dass wir die Ursache dafür kennen". Daher könne bereits in der Prophylaxe vieles getan werden. Aber die Aufklärung müsse frühzeitig erfolgen. Die Arbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege beginnt mit ihren Projekten bereits bei den ganz Kleinen. "Schon bei Babys geht es los", erklärt Stein, "Krabbelgruppen, Miniclubs und sogar Hebammen werden in Rheinland-Pfalz flächendeckend betreut". In dem Projekt "Gesunde Zähne von Anfang an" wird unter anderem über Flaschensauger- und Nuckelflaschenkaries aufgeklärt. "Ganz klar ist, dass man ab dem ersten Zahn putzen soll", betont Bion - "allerdings bis zum sechsten Lebensjahr mit fluoridarmer Zahncreme". Fluoridtabletten hingegen seien nicht mehr notwendig. Im Kindergarten folgt die Gruppenprophylaxe. "Hier soll ein Grundverständnis für Zähne und Zahnhygiene geschaffen werden. Auch Zahnerkrankungen werden bildlich dargestellt", verdeutlicht Stein. Das Wichtigste dabei sei, dass Zähneputzen für die Kinder zu einem Ritual wird. "In dem Alter sollten Kinder spielerisch an das Thema herangeführt werden - so, dass sie auch begreifen können, worum es geht", sagt Bion. Es sei klar, dass Kinder in dem Alter noch nicht plaquefrei putzen. "Daher haben Eltern auch die Verantwortung, einmal täglich nachzuputzen", verdeutlicht Bion, "aber zur Bildung des Rituals ist das frühe Putzen enorm wichtig". In den Kindergärten führt ein zahnärztlicher Pate ins Zähneputzen ein. Zwei Wochen nach dem ersten gemeinsamen Termin kommt der Zahnarzt erneut. Darauf folgt ein Elternabend. Zum Abschluss besuchen die Kindergartenkinder die Zahnarztpraxis und können zum Spaß selbst mit den Geräten Hand anlegen. "Es ist für Kinder spannend, am Modell zu lernen", erklärt Stein, "zudem sollten sie lernen, offen und ohne Angst an Zahnarztpraxen heranzugehen". Auch Eltern sollten sich nicht scheuen, ihre Kleinen ab dem ersten Lebensjahr mit zum Zahnarzt nehmen. Stein: "Kinder müssen zwar erst zur regelmäßigen Untersuchung, sobald das Gebiss komplett ist - aber es hat mit einem Gewöhnungsprozess zu tun." Die Schulzahnpflege, als weiterer Schritt, ist in Deutschland seit gut zwanzig Jahren gesetzlich geregelt. In Rheinland-Pfalz werden alle Erstklässler zahnärztlich untersucht. Bion: "Aber neben der Untersuchung und den Verweisen an Zahnärzte, sollten auch die Kinder in Grundschulen spielerisch an das Thema Zahnpflege herangeführt werden." Bis zur sechsten Klasse folgen jährlich Prophylaxegespräche und Zahnputzübungen. "An Förderschulen werden bis dahin sogar in jedem Jahr Untersuchungen durchgeführt", erklärt Stein. Neben diesem Standardprogramm gibt es zusätzlich das "Aktivprogramm Zahnvorsorge". "Hier werden die Impulse verstärkt. Dabei geht es landesweit nach einer Rangliste, welche Schule es am nötigsten hat, intensiv betreut zu werden. Die Zahnpflege wird hier stärker mit dem Unterricht vernetzt", verdeutlicht Stein. An Förderschulen reicht das Programm bis in die neunte Klassenstufe. Gerade an Ganztagseinrichtung sei es wichtig, hygienische Plätze für Zahnpflegeutensilien bereitzustellen. Bion: "Kinder verbringen viel Zeit in Kindergärten und Schulen, daher müssen auch die Bildungseinrichtungen mit Verantwortung übernehmen." Stein: "Zahnpflege und die Vorbeugung von Krankheiten ist ein Lern- und Erziehungsprozess. Ziel unseres Programmes ist es, in diesen Prozess einzudringen. Die Kinder sollen lernen, eigenverantwortlich zu handeln." Zähneputzen solle wie Händewaschen in den Alltag einfließen. Ein Erfolg ist in Rheinland-Pfalz deutlich zu erkennen. "Die Präventionsarbeit hat gegriffen", sagt Bion, "1973 lag die Kariesprävalenz (DMF-T) bei zwölfjährigen in Rheinland-Pfalz bei 7,2." Das heißt: Zwölfjährige hatten im Durchschnitt gut sieben kariesbefallene Zähne. "Bei der letzten Studie im Jahr 2004 lag dieser Wert nur noch bei 0,98", erklärt Bion. Auch die Werte für kariesfreie Kinder zeigt den positiven Trend: 1994 waren in Rheinland-Pfalz 39,2 Prozent der sechs- bis siebenjährigen Kinder frei von Karies, 2004 waren es bereits 54,4 Prozent. Bei den Zwölfjährigen stieg der Wert von 32,1 Prozent im Jahr 1994 auf 58,1 Prozent. "Durch regelmäßiges Putzen können Kinder Plaque-Erkrankungen wie Karies und Zahnbetterkrankungen vermeiden", erklärt Dr. Helmut Stein. Daher sei es so wichtig, richtige Zahnpflege von frühster Kindheit anzuwenden. "Richtige Zahnpflege und die Vorbeugung von Krankheiten ist ein Lern- und Erziehungs-Prozess."Dr. Helmut Stein

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