Protestantische Kirche Dellfeld feiert 100. Geburtstag „Zeitloses Wahrzeichen unserer Gemeinde“

Dellfeld · Gut besucht war der Festgottesdienst zur Feier des Pfingstfestes und dem 100. Geburtstagsjubiläum der Dellfelder Kirche.

Presbyter Achim Wagner, Christa Glan, Dekan Ralph Krieger, Pfarrerin Anke Andrea Rheinheimer, Presbyterin Christina Huber, Oberkirchenrat Claus Müller, Presbyterin Heidrun Broly und Sascha Glahn (von links).

Presbyter Achim Wagner, Christa Glan, Dekan Ralph Krieger, Pfarrerin Anke Andrea Rheinheimer, Presbyterin Christina Huber, Oberkirchenrat Claus Müller, Presbyterin Heidrun Broly und Sascha Glahn (von links).

Foto: Sabine Best

„An beiden Ufern des lieblichen Schwarzbaches (...) liegt das Dörfchen Dellfeld. Unzweifelhaft der älteste Zeitgenosse (...) ist der Kirchturm. Sein Geburtsjahr liegt schon über neun Jahrhunderte zurück. Die dicken Mauern deuten darauf hin, dass er nicht nur gottesdienstlichen Zwecken, sondern auch zur Verteidigung bei feindlichem Angriff gedient haben mag. So in doppelter Beziehung ein Reich des Friedens und der Geborgenheit....“ So steht es in Auszügen in der Originalfestschrift „Zur Einweihung der neuerbauten protestantischen Kirche zu Dellfeld“. Dies ist nun bereits 100 Jahre her. Die Grundsteinlegung für das neue Kirchenschiff (am alten denkmalgeschützten Turm) erfolgte nach dem Abriss des vorherigen altersschwachen kleinen Kirchengebäudes am 4. November 1923.

Der Neubau war in der damaligen Zeit – die Weimarer Republik hatte mit der Hyperinflation als Spätfolge des Ersten Weltkrieges zu kämpfen – ein Wagnis. Aber unter dem Leitsatz „Dem Mutigen hilft Gott“, wurden die Bauarbeiten unter der Anleitung des Maurermeisters Daniel Buchmann aus Rieschweiler zeitnah begonnen und nach einer Zwangspause durch den harten Winter 1923/24 im Folgejahr fertiggestellt. Die feierliche Einweihung ist auf den 4. November 1924 datiert.

Die Maurer-, Steinhauer-und Zimmermannsarbeiten führten Arbeiter aus Dellfeld, Contwig und Rieschweiler im Rahmen der damaligen Erwerbslosenfürsorge aus. Finanziert wurde der Bau durch viele Spenden. Nach einem Gemeinderatsbeschluss unter den Bürgermeistern, Friedrich Rottmann und August Gruder, stellte die Gemeinde sämtliches Baumaterial wie Holz und Steine sowohl für den Bau selbst, als auch für die anschließende Inneneinrichtung kostenlos zur Verfügung.

Mit einem großen Festgottesdienst feierte die Gemeinde mit Pfarrerin Anke Andrea Rheinheimer, Oberkirchenrat Claus Müller aus Speyer, Dekan Ralph Krieger und vielen weiteren Gästen am Pfingstsonntag in der protestantischen Kirche Dellfeld sowohl den 100. Kirchengeburtstag als auch das Pfingstfest.

An Pfingsten sei laut biblischer Überlieferung Jesu seinen Jüngern erneut erschienen mit dem Auftrag, den christlichen Glauben in die Welt zu tragen, sagte Oberkirchenrat Müller in seiner Predigt. Somit gelte Pfingsten auch als Geburtsstunde der christlichen Kirche, es könnten also gleich zwei Geburtstage gefeiert werden, leitete er zum – eigentlich vom 4. November vorverlegten – Kirchenjubiläum über.

Wie die Jünger damals mit Begeisterung den Worten Jesu folgten, so brauche auch die Kirche in der heutigen Zeit wieder mehr Begeisterung, Offenheit und „frischen Wind“. Die Jubiläumsfeier der Dellfelder Kirche zeige, dass das Kirchenschiff kein „Ort hinter dicken Mauern zum Verstecken“ sei, sondern ein offenes Haus, in dem jeder willkommen ist und sich für den Alltag stärken kann. Auch in der Zukunft solle die Kirche wie in der Pfingstbotschaft für Begeisterung stehen.

Pfarrerin Rheinheimer ging noch einmal näher auf den Innenausbau des wie auch der Turm im romanischen Stil erbauten Kirchenschiffes ein: Die Kirchenfenster stammen von der Kunstglaserei A. Roeder in Kaiserslautern. Sechs von ihnen zeigen christliche und weltliche Personen und Figuren. Besonders außergewöhnlich ist dabei die Darstellung des Schwedenkönigs Gustav Adolf; laut Überlieferung soll er im 30-jährigen Krieg Dellfeld einen Besuch abgestattet haben, um der notleidenden Bevölkerung Mut zuzusprechen.

Die neue Orgel, gebaut von der renommierten Firma Walcker & Co, konnte im März 1925 eingeweiht werden, informierte Rheinheimer.

Eine wechselhafte Geschichte haben auch die Kirchturmglocken. Die ursprünglichen Glocken wurden Opfer der Rüstungsindustrie im Ersten und Zweiten Weltkrieg, nur eine wurde aufgrund ihres Denkmalwertes nicht auf dem Hamburger Glockenfriedhof entsorgt, sondern kehrte zurück, bis 1955 ein komplett neues Viergeläut aus Bochumer Gußstahlglocken installiert wurde.

Grußworte und Glückwünsche hatte auch Bürgermeisterin Doris Schindler mitgebracht. Sie bezeichnete die Kirche als „zeitloses Wahrzeichen unserer Gemeinde und Mittelpunkt des Ortes“. Wenn Steine sprechen könnten, hätte das Kirchenschiff sicher viel aus der wechselhaften Vergangenheit mit Freud und Leid zu erzählen.

In der damaligen Zeit sei das Bekenntnis zum christlichen Glauben Allgemeingut gewesen, während heute immer mehr Menschen sich von der Kirche abwenden würden, obwohl die Sinnsuche und die Suche nach Halt ein großes Thema seien. Gerade deshalb sei eine aktive und lebendige Kirchengemeinschaft besonders wichtig. Kirche und Gemeinde leben nicht nur nebeneinander, sondern miteinander. „Kirche hat Zukunft“, ist sich die Bürgermeisterin sicher.

Wie die Menschen beim Bau des Kirchenschiffes Mut gezeigt hätten, so seien auch heute alle aufgefordert, mutig neue Wege zu gehen und neue Ideen zu entwickeln. Gottes Segen gelte den Mutigen und Tüchtigen bemerkte Dekan Ralph Krieger. Dies beinhalte auch die Inschrift über dem Kirchenportal: „Nahet euch zu Gott, so nahet er sich zu euch“ – Jakobus 4,8.

Feierlich umrahmt wurde der Gottesdienst von Organistin Katja Dietz, die auch drei beeindruckende solistische Liedbeiträge vortrug. Anschließend folgten viele Besucher der Einladung zu Kaffee und Kuchen an festlich gedeckten Tischen im Gemeindehaus, wo besonders die Geburtstagstorte mit einem Fotoabdruck der Kirche bewundert wurde.

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