Aufruf der Tierärzte Nicht jeder Kratzer ist ein Notfall
Wallhalben · Tierärzte klagen über falsche Vorstellungen von Frauchen und Herrchen beim Notdienst.
„Es gibt immer weniger Tierärzte und immer mehr Tiere“, stellt Anne Grunder, Tierärztin in Wallhalben, fest; die noch verbleibenden Tierärzte kommen oft an die Grenze ihrer Kapazität; um unnötige Belastungen zu vermeiden, sei es wichtig, Tierbesitzer umfangreich über das Verhalten in Notfällen mit ihrem Tier aufzuklären.
In Zweibrücken, Pirmasens und im Saarland gibt es jeweils einen Ringnotdienst, zu dem mehrere Tierärzte gehören, die abwechselnd am Wochenende Bereitschaftsdienst haben. Zum Ringnotdienst Zweibrücken gehören die Tierärztin Anne Grunder, Wallhalben, Dr. Georg Grüning, Zweibrücken, Dr. Barbara Wirth, Zweibrücken, Dr. Elisabeth Venzl, Contwig, Dr. Arnold Bonitz, Hornbach und Tierarzt Thomas Danner, Oberauerbach.
Geht ein Tierbesitzer am Wochenende davon aus, dass sein Haustier notärztliche Hilfe braucht kann er die zentrale Nummer (08 00) 5 89 03 07 anrufen und wird direkt an die diensthabende Tierarztpraxis weitergeleitet. (Samstag zwischen 14 Uhr und 20 Uhr, Sonntag zwischen 10 Uhr und 20 Uhr).
Nun sei es aber ganz wichtig auch auf die Ansage des Anrufbeantworter mit wichtigen Informationen zu hören und sein Anliegen mit möglichst genauer Beschreibung des Falles auf zu sprechen, damit der zuständige Arzt schnellstmöglich zurückrufen kann, appelliert Anne Grunder dringend an die Anrufer – manchmal könne der Anruf nicht direkt entgegengenommen werden, da gerade ein Tier in Behandlung ist.
„Es hat keinen Zweck, im Minutentakt immer wieder anzurufen, ohne eine Nachricht zu hinterlassen, damit wird nicht nur die Leitung blockiert, es ist auch nicht möglich, alle angezeigten Nummern zurück zu rufen“. Es mache auch keinen Sinn einfach zur Praxis zu kommen (da manche Tierärzte ja selbst nicht direkt dort wohnen, oder gerade schon einen anderen Notfall behandeln) oder eine Tierklinik anzusteuern (auf dem Anrufbeantworter wird beispielsweise auch über einen eventuellen Aufnahmestopp informiert).
Es müsse auch klar sein, dass unter der Notrufnummer keine Beratungsgespräche stattfinden können, da dadurch die Leitung zu lange blockiert wird und es dem Tierarzt auch kaum möglich ist, die Lage durchs Telefongespräch genau einzuschätzen; daher ist eine telefonische Beratung in solchen Fällen auch gar nicht erlaubt. Es komme auch immer wieder vor, dass Tierbesitzer etwas als Notfall deklarieren, der keiner ist, so Grunder. „Ein Hund der beispielsweise schon seit Tagen Durchfall hat, kann nicht am Samstagmittag als Notfall gemeldet werden, ebensowenig wie die meisten chronischen Erkrankungen“. Zudem müsse sich der Tierbesitzer auch darüber im Klaren sein, dass bei Inanspruchnahme des Notdienstes generell nach der Gebührenordnung für Tierärzte 60 Euro Notdienstgebühren sowie der doppelte Satz an Behandlungskosten bezahlt werden müssen; dieses Geld könne man sich sparen, indem man ein Tier mit länger bestehenden Problemen unter der Woche beim Tierarzt vorstellt.
Anzeichen, die auf einen Notfall hindeuten können, sind: Bewusstseinsveränderungen (Bewusstlosigkeit oder Zusammenbruch), erkennbare plötzliche Atemnot, starke oder nicht zu stillende Blutungen, Krampfanfälle, akute Schwierigkeiten beim Harnabsetzen, Anhaltender blutiger Durchfall oder blutiges Erbrechen bei Verschlechterung des Allgemeinzustandes, akut auftretende Bewegungseinschränkungen (zum Beispiel Lähmung der Beine), Verschlucken von Fremdkörpern oder Giften, Verletzungen durch Hitze (Verbrennungen, Verbrühungen, Hitzschlag) und schwere Unfälle (etwa Verkehrsunfall).
Ein sehr übersichtliches Poster „Wann ist mein Tier ein Notfall“ mit Piktogrammen hat laut Grunder die Firma Livisto erstellt. Am Telefon soll das aufgetretene Problem dann möglichst ruhig und detailliert vorgetragen (beispielsweise „Was hat das Tier an Gift – auch Schokolade ist Gift!- und in welchen Mengen aufgenommen?“) und erste Anweisungen befolgt werden. Wichtig ist es, in die Tierarztpraxis dann neben dem Impfpass des Tieres auch alle vorherigen Untersuchungsberichte mitzubringen.
Generell ist es auch sinnvoll, Kurse für erste Hilfe am Tier zu besuchen, eine Notfallapotheke zu Hause zu haben und sich im Vorfeld mit eventuellen Notfallsituationen auseinanderzusetzen; für Katzen gibt es in der Tierarztpraxis Grunder Erste-Hilfe-Kartensets, für Hunde können solche auch im Internet heruntergeladen werden. Ganz wichtig ist es, dem Tier keine Medikamente zu verabreichen, die für Menschen bestimmt werden, hebt Anne Grunder hervor „Es ist unverständlich, dass viele Leute alles im Internet googeln, aber ihrem Tier dann völlig unüberlegt beispielsweise Ibuprofen verabreichen, was fatale Folgen haben kann“.
Weitere Informationen zum Thema gibt es unter: Notdienst-Rheinland-Pfalz.de Neu ist auch ein Zusammenschluss der vier Tierkliniken Frankenthal, Germersheim, Betzdorf und Zweibrücken zur Übernahme von Nachtdiensten.