Ponyhof von Britta Grötsch Waldbaden mit dem Pony

Bechhofen · Der Pony-Club in Bechhofen kombiniert in diesem Jahr das Glück auf dem Pferderücken mit Spaß im angrenzenden Wald. So finden die Kinder über das Pferd auch gleich zurück zur Natur.

 Die Pferde Charly und Wilma (v.l.) schauen zu, wie die Kinder ihr Mandala gestalten.

Die Pferde Charly und Wilma (v.l.) schauen zu, wie die Kinder ihr Mandala gestalten.

Foto: Cordula von Waldow

„Komm schon, Charly, sei nicht so ein Fresshals.“ Mit vereinten Kräften bemühten sich die Kinder, das weiße Schimmelpony, das viel lieber an den ersten Grashälmchen am Wegesrand knabbern wollte, zum Laufen zu bewegen. Jeweils zu zweit, jede einen Strick an jeder Ponyseite in ihrer Hand, führten sie das gemütliche Pferdchen durch das Wohngebiet in Bechhofen und eine Runde durch den angrenzenden Wald. Die Fünfjährigen folgten Reittherapeutin Britta Grötsch, die die gutmütige Stute Wilma am Strick führte und das jeweilige Kind auf ihrem Rücken ebenso im Blick behielt, wie die ganze sechsköpfige Schar. „Sitzt du auch gerade?“, fragte sie und Leonie nickte eifrig. Nicht jedoch, ohne sich vorher vergewissert zu haben und sich noch einmal aufzurichten.

Achtsamkeit im Umgang mit dem Lebewesen Pferd, aber auch mit sich selbst und dem eigenen Tun gehört zu Eigenschaften, die mit der Pferdegestützten Frühförderung gefördert werden. Im vergangenen Jahr verbrachte Britta Grötsch mit den Kindern ihres Pony-Clubs viel Zeit auf dem eigenen, kleinen Reitplatz am Rande von Bechhofen. Gemeinsam mit ihrer Tochter Nele (8) entwickelte sie, auf der Suche nach einer neuen Herausforderung für die eifrigen Kinder, das Pony-Waldbaden.

In Gruppen zu maximal sieben Kindern und zwei Ponys geht es gemeinsam in den Wald. Doch zuerst werden die Pferdchen ausgiebig gestriegelt und gebürstet. „Was müssen wir jetzt noch machen? Wer weiß es?“, fragt die Therapeutin. „Hufe auskratzen“, erschallt es vielstimmig. Sie hilft den Kindern dabei, indem sie nacheinander alle vier Hufe von Charly und Wilma hochhebt und die Kinder die Erde aus den Strahlfurchen und vom Hufrand der unbeschlagenen Pferde kratzen lässt. „Stell dich nicht dahinter, falls Charly doch einmal ausschlägt, sondern komm hier an die Seite“, zeigt sie den fachgerechten Umgang.

Etwas, das die Eltern sehr zu schätzen wissen: „Die Kinder werden hier von klein auf ans Pferd herangeführt und lernen, wie man richtig mit ihm umgeht“, lobt Daniela Brucker. Die 29-jährige Homburgerin ist selbst Reiterin und freut sich über die Fortschritte ihrer Tochter Leonie (5), die bereits 2021 mit dabei war. Als Brillenträgerin sei diese oft gestolpert, doch durch die spielerischen Bewegungsübungen auf dem Pferderücken hätten sich Balance und Koordination merklich verbessert.

„Heute legen wir ein Waldmandala. Dafür müssen wir unterwegs Stöckchen, schöne Blätter, tolle Steine und Zapfen sammeln“, verkündet Britta Grötsch. Schnell sind die Aufgaben wie Charly führen, Tasche tragen, Mandala-Zutaten sammeln und als Erste auf Wilma reiten verteilt. Zur Sicherheit kommt eine Tasche für die Pferdeäpfel an den Haltegurt, um die Dorfstraße gleich wieder säubern zu können. Verantwortliches Miteinander und Rücksichtnahme. Immer wieder werden unterwegs die Rollen getauscht.

Die achtjährige, erfahrene Nele assistiert, wenn Charly seinen Fresskopf durchsetzen oder sich so ganz im Schneckentempo bewegen möchte. So langsam füllt sich die Baumwolltasche mit Zweigen, Zapfen und Stöckchen. „Hier legen wir unser Mandala,“ beschließt Britta Grötsch. Sie platziert ein großes Stück Baumrinde als Mittelpunkt. Mit Feuereifer gestalten die Kinder ihr Kunstwerk. Für einen kleinen Moment sind die zuschauenden Pferde fast vergessen. Mit strahlenden Augen geht es danach wieder Richtung Heimat.

Als Dankeschön bekommen die beiden Pferde von jedem Kind noch ein Heu-Leckerli. Und was war das Schönste heute? „Dass ich reiten durfte“, strahlt Paulina und alle nicken. Zufrieden sind auch die Mütter. Lisa Omlor gefällt die „kuschelige Atmosphäre“ auf dem Ponyhof. Sie beschreibt: „Hier wird jeder da abgeholt, wo er steht.“

Britta Grötsch bestätigt die enormen Fortschritte, die die Kinder in ihrem eigenen Tempo auf allen Ebenen erreichen. So habe bereits nach nur drei Stunden die Therapeutin eines Mädchens mit Down-Syndrom die Eltern gefragt: „Was macht ihr?“ weil sich das Kind sowohl motorisch als auch kognitiv merklich weiterentwickelt habe.

Zur Zeit sind vier Pony-Club-Gruppen für Kinder im Kindergarten- und beginnenden Grundschulalter eingerichtet: Jeweils Dienstag und Donnerstag von 15 bis 16 und von 16 bis 17 Uhr. In den Osterferien wird es wieder mehrere Tagesfreizeiten geben, damit im Laufe der Ferien möglichst viele Kinder in Kleingruppen das Glück auf dem Ponyrücken genießen können.

 Gemeinsam mit Charly und Wilma geleitet Britta Grötsch die Kinder-Gruppe in den Wald rund um Bechhofen.

Gemeinsam mit Charly und Wilma geleitet Britta Grötsch die Kinder-Gruppe in den Wald rund um Bechhofen.

Foto: Cordula von Waldow

Infos und Anmeldung: Britta Grötsch, Telefon (0152) 53 78 72 21, www.tierischachtsam.de.

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