Ärger über Supermarktketten Pfälzer Kartoffelbauern fühlen sich um Erntelohn betrogen

Neustadt · Landwirte in Rheinland-Pfalz konnten in Früh-Erntesaison ihre Kartoffeln kaum im Handel platzieren. Viele Supermarktketten setzten auf ausländische Massenware, beklagt die Erzeugergemeinschaft „Pfälzer Grumbeere“.

 Die Erzeugergemeinschaft „Pfälzer Grumbeere“ beklagt, dass die heimischen Frühkartoffeln in dieses Jahr im Handel kaum eine Chance gehabt hätten.

Die Erzeugergemeinschaft „Pfälzer Grumbeere“ beklagt, dass die heimischen Frühkartoffeln in dieses Jahr im Handel kaum eine Chance gehabt hätten.

Foto: dpa/Uwe Anspach

Die Erzeugergemeinschaft „Pfälzer Grumbeere“ zieht am Freitag eine ernüchterte erste Erntebilanz. Anlässlich des Endes der pfälzischen Frühkartoffelkampagne sagt Hartmut Magin, Vorsitzender der Erzeugergemeinschaft: „Über die letzten Monate haben wir – genau wie unsere Kollegen in anderen Anbauregionen – mit Herzblut dafür geackert, damit wir die bundesweite Versorgung mit ackerfrischen und nah am Verbraucher erzeugten Frühkartoffeln gewährleisten können. In Erwartung fairer Preise und einer verlässlichen Ernteabnahme haben die Erzeuger von ,Pfälzer Grumbeere‘ inflationsbedingte Kostensteigerungen von rund 30 Prozent vorfinanziert.“

Die Erzeugergemeinschaft kritisiert dabei, dass einige Supermärkte nicht auf Ware aus dem Inland, sondern eher auf ausländischer Ware setzen würden. Ein großes Angebot dieser Waren habe dazu geführt, dass die Erzeugerpreise für inländische Kartoffelbauern unter Druck geraten seien. So habe der durchschnittliche Erzeugerpreis von 42 Euro für den Doppelzentner in dieser Saison 5 Euro unter dem entsprechendem Vorjahrespreis gelegen.

Die Pressemitteilung fasst das Dilemma zusammen: „Pfälzer Grumbeere in Top-Qualität bleiben teilweise erntebereit auf dem Acker zurück, weil Auslandsware in XXL-Säcken bei einigen Supermarktketten die Regalplätze belegt!“

Die Erzeugergemeinschaft mahnt nun Lösungen für die Saison 2023 an – denn Deutschland drohe beim Grundnahrungsmittel Kartoffel vom Selbstversorger in die Abhängigkeit von Anbietern aus dem Ausland zu rutschen. Viele Kartoffelerzeuger würden daher Zukunftssorgen plagen. Angesichts steigender Diesel- und Frachtraten auch weiterhin auf „scheinbar preiswerte“ Kartoffeln aus dem Ausland zu setzen, ergebe auch hinsichtlich der CO2-Bilanz wenig Sinn.

Marktbeobachtungen zufolge hätten Kunden bei einigen Handelsketten keine Wahl gehabt. Demnach seien – während die Frühkartoffelernte lief und bundesweit die Knollen erntebereit waren – ausnahmslos ausländische Kartoffeln in den Läden angeboten worden. Da im Südwesten weniger geerntet wurde, drohen jetzt durch Fressfeinde im Boden weitere Ernteverluste: Die Erntemenge zum Stichtag 10. August liegt weit unter der des Vorjahres. Die Anbaufläche in der Pfalz und Rheinhessen sei dagegen mit rund 4000 Hektar auf dem Vorjahrsniveau geblieben. Das Hauptanbaugebiet liege zwischen Speyer und Gimbsheim – nördlich von Worms.

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