Ortskerne sollen Vorrang haben

Kaiserslautern/Zweibrücken. Innenentwicklung hat in den rheinland-pfälzischen Gemeinden und Städten Vorrang

 Die Althornbacher wollen ihren Ortskern grundlegend sanieren. Die Gemeinde erwarb deshalb den historischen Freyer'schen Hof, wo ein Dorfzentrum entstehen soll. Foto: dpa

Die Althornbacher wollen ihren Ortskern grundlegend sanieren. Die Gemeinde erwarb deshalb den historischen Freyer'schen Hof, wo ein Dorfzentrum entstehen soll. Foto: dpa

Kaiserslautern/Zweibrücken. Innenentwicklung hat in den rheinland-pfälzischen Gemeinden und Städten Vorrang. "Damit werde der Ortskern attraktiv und die Gemeinde fit für die Zukunft gemacht", stellte Hany Elgendy vom Planungsbüro "pro Raum Consult" gestern während einer Informationsveranstaltung der SGD Süd (Struktur- und Genehmigungsdirektion) im Kaiserslauterer Fraunhoferzentrum klar. Nur so könnten die Kommunen dem vorausgesagten Wegzug von Einwohnern entgegenwirken. "Abwanderung hält man nicht durch neue Baugebiete auf", pflichtete ihm Andrea Lagemann vom Mainzer Innenministerium bei.Nach Auffassung von Thelophil Weick, dem Leiter der Planungsgemeinschaft Westpfalz, ist das Problem in der Region angekommen. Aus der Westpfalz zögen jährlich 4000 Menschen weg. Die Entwicklung der Ortskerne sieht Weick als ein wichtiges Steuerungsinstrument zum Stopp dieser Entwicklung. "Die Flächenreserven in den Gemeinden müssen genutzt werden", forderte Josef Backes vom rheinland-pfälzischen Umweltministerium. Im Rahmen des Projekts "Raum+ Rheinland-Pfalz 2010" werde deshalb eine landesweite Übersicht über vorhandene Potenziale an Siedlungsflächen erstellt, um Städte und Gemeinden in ihrer Kommunalentwicklung zu unterstützen.Hintergrund ist das neue rheinland-pfälzische Landesentwicklungsprogramm (LEP IV). Dieses fordert, die Ausweisung neuer Baugrundstücke bis zum Jahr 2015 zu reduzieren. Der Innenentwicklung ist Vorrang vor der Außenentwicklung einzuräumen.Das Projekt, das von "pro Raum Consult" durchgeführt wird, dauert rund 15 Monate. Nach den vorbereitenden Arbeiten im vergangenen Herbst werden derzeit jeweils zwei Piloterhebungen in den Regionen Westpfalz und Rheinhessen-Nahe durchgeführt. Danach werden die Erhebungen im Frühjahr auf alle Gemeinden dieser zwei Regionen ausgedehnt. Im Sommer 2010 wird die Erfassung in den Regionen Mittelrhein-Westerwald und Trier fortgesetzt. Im nächsten Winter stehen dann die Auswertung und die Dokumentation des Projekts, auf das die Kommunen im Internet Zugriff haben, im Vordergrund.Ein Gespräch mit dem Ansprechpartner der Gemeinde dauert je nach der Größe der Gemeinde rund 1,5 bis drei Stunden. Bei diesem Gespräch sind auch Vertreter der oberen und unteren Landesplanungsbehörden, der Regionalplanung sowie Mitarbeitende des Planungsbüros anwesend. Erfasst werden alle Grundstücke mit mehr als 2000 Quadratmetern Fläche innerhalb des Ortes. Dabei werden die Eigentumsfrage und andere örtliche Begebenheiten geklärt. Alle drei Jahre sollen die Erhebungen aktualisiert werden. Mit den Daten kann die Kommune die Grundstücke leichter vermarkten und hat einen umfassenden Überblick über ihre Ressourcen. Kleinere Flächen werden ohne Aufarbeitung auf der Internet-Plattform veröffentlicht. Grundstücke außerhalb der Orte werden von SGD Süd erfasst."Innenentwicklung bedeutet nicht Rückschritt", betont Elgendy. Die Westpfalz habe mit der Festsetzung von Schwellenwerten zur weiteren Wohnraumplanung in dieser Entwicklung den Vorreiter gespielt. Nach Daten des Innenministeriums sei die Zunahme der Ausweisung von Siedlungs- und Verkehrsflächen, für die es immer weniger Nachfrage gebe, gestoppt worden. "Die Flächenreserven in den Gemeinden müssen genutzt werden." Josef Backes, Umweltministerium

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