Mit Hirn und Herz gegen Rassismus

Zweibrücken · Musik, Theater und Politik – bei der „Harry Belafonte Story“ gab es gestern Abend nicht nur karibische Klänge. In dem Musical wurde mit Blick auf die Biografie des Weltstars auch ein Zeichen gegen Rassenhass gesetzt.

 Ron Williams als Harry Belafonte (rechts) trifft beim Musical in der Zweibrücker Festhalle auf den Rapper Steve, gespielt von Karsten Kenzel. Foto: Jörg Jacobi

Ron Williams als Harry Belafonte (rechts) trifft beim Musical in der Zweibrücker Festhalle auf den Rapper Steve, gespielt von Karsten Kenzel. Foto: Jörg Jacobi

Foto: Jörg Jacobi

Eine Bar irgendwo in New York. Die Barfrau Angel (Maureen Wyse) poliert die Gläser und ein Rapper probt seinen Auftritt, der dem Besitzer des Lokals (Gerhard Haase-Hindenberg) alles andere als gefällt. Der Pianist (Thomas Killinger - gleichzeitig auch musikalischer Leiter) spielt auf seinem Klavier, als sich die Tür öffnet und ein elegant gekleideter Gast den Raum betritt. Eine Weile hört er dem provozierenden Rap von Steve zu und beginnt sich zu erinnern. Es ist Harry Belafonte, der vor vielen Jahren in dem Club gearbeitet hat, und nun anfängt, "Try to remember" zu singen.

In dem Musical "Die Harry Belafonte Story", geschrieben von Gerold Theobald, erzählt der Weltstar, gespielt von Ron Williams, aus seinem Leben: Belafonte war kein Mensch, der sich mit dem Erfolg auf den Showbühnen zufriedengab. Im Gegenteil: Der schwarze Jamaikaner aus einem armen Elternhaus trat für die Bürgerrechtsbewegung in den USA ein und bezog Stellung, auch wenn er Leib und Leben riskierte. Sein Rat war, dem Rassismus mit Hirn und Herz entgegen zu treten. Das habe er in seinem Leben immer wieder gemacht. Als Beispiel nennt er den Film "Island in the Sun" mit Joan Fontaine über die Liebe zwischen einer Weißen und einem Schwarzen. Damals richtete sich gegen die beiden der Hass des Ku-Klux-Klans.

Im Lauf des Abends in der Zweibrücker Festhalle wird auch über die Kommunistenhatz der McCarthy-Ära, dem Marsch auf Washington und die Helden der Bürgerrechtsbewegung wie Rosa Parks und Martin Luther King berichtet. Dazu erklingen immer wieder Belafontes Welthits, sein "Banana boat song", "Island in the sun" oder "The first time ever I saw your face". Williams überzeugt in der Paraderolle des vielseitigen Weltstars und Friedensaktivisten. Besonders stark spielt und singt an seiner Seite Daniela Kiefer als Ehefrau Julie Robinson-Belafonte. Viel Applaus erhält sie für ihr Lied "The first Time ever I Saw Your Face", als sie sich gegenseitig ihre Zuneigung gestehen. Beeindruckend auch ihre Erzählung zur Geschichte der Freiheitsstatue, bei der Maureen Kenzel gleichzeitig die heimliche US-Nationalhymne "America the beautiful" singt. So hätte die "Lady Liberty" eigentlich eine freigelassene Sklavin darstellen sollen, was aber am Veto der Südstaaten gescheitet sei.

Die Zuschauer kommen auch musikalisch auf ihre Kosten. So werden neben den Calypso-Hits ("Angelina"), Protestlieder wie "We shall overcome" der Bürgerrechtsbewegung oder das Kinderlied "There`s a Hole in the Bucket" gesungen. Das Stück reiht sich ein in die Schauspiele "I Have A Dream - die Martin Luther King Story", "Ella und Billie" und die "Nelson Mandela Story" über Befreiungsbewegungen der Schwarzen, in denen Ron Williams in den Titelrollen brillierte.

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