Im Interview Meteorologe Michael Agne Einer, der Wind und Wetter trotzt

Lambsborn · Merkur-Wetter-Experte Michael Agne hat seinen absoluten Traumberuf gefunden

 Die Arbeit von zuhause aus, mit seiner eigenen Wetterstation, reizt Merkur-Wetterexperten Michael Agne mehr als ein Beamtenjob in Offenbach.

Die Arbeit von zuhause aus, mit seiner eigenen Wetterstation, reizt Merkur-Wetterexperten Michael Agne mehr als ein Beamtenjob in Offenbach.

Foto: Michaela Weber

„Ist der Juni mehr trocken als nass, füllt er mit gutem Wein das Fass“, besagt jedenfalls eine alte Bauernregel. Wer es vorzieht beim Wetter auf handfeste Daten zu setzen, vertraut lieber den Wettervorhersagen der Meteorologen. Schon seit vielen Jahren arbeitet der Pfälzische Merkur mit Michael Agne zusammen, der als Wetterexperte einmal wöchentlich voraussagt, was in den nächsten Tagen wettertechnisch in der Südwestpfalz zu erwarten ist.

Herr Agne, wie kamen Sie zu Ihrem Beruf als Meteorologe?

Michael Agne Schon als Kind wurde bei Spaziergängen mit meinem Urgroßvater das Interesse am Wetter geweckt. Mein Urgroßvater hat oft das Wetter beobachtet und mir erklärt, auf was man achten muss. Ich fand das wahnsinnig spannend und hatte Blut geleckt. Im Teenageralter begann ich dann mit täglichen Aufzeichnungen des Wetters, habe ein Thermometer auf eine Mauer gelegt und die Temperaturen niedergeschrieben. Später kam ein Regenmesser dazu. Außerdem habe ich täglich Bilder gemalt, wie das Wetter gerade war. Das habe ich bestimmt vier oder fünf Jahre so gemacht. Irgendwann habe ich alle Aufzeichnungen zum Deutschen Wetterdienst nach Offenbach gesendet. Die waren so begeistert davon, dass sie mir gleich eine Ausbildung angeboten haben. Eine zweijährige Ausbildung habe ich beim Deutschen Wetterdienst absolviert und war anschließend noch einige Jahre im Wetteramt im Offenbach bedienstet.

Seit dem Jahr 2000 arbeiten Sie als selbstständiger Meteorologe – wer nimmt Ihre Dienste in Anspruch und warum haben Sie sich entschieden, als Meteorologe auf eigenen Füßen zu stehen?

Agne Die Arbeit von zuhause aus mit meiner eigenen Wetterstation hat mich mehr gereizt als der Beamtenjob in Offenbach. Ich habe auch an den Flughäfen in Frankfurt und Saarbrücken gearbeitet, aber das war nicht so meins. Meteorologen können auch in Wetterstationen in den Bergen, auf der See, an Land oder wie bereits gesagt an Flughäfen eingesetzt werden, was den Beruf sehr vielseitig macht. Langweilig wird es uns Meteorologen nie! Ich werde vor allem von Zeitungen und Internet-Wetterportalen beauftragt. Auch Privatleute ziehen mich zu Rate, beispielsweise wenn sie einen Sturm- oder Hagelschaden bei ihrer Versicherung melden müssen und genaue Angaben über das Wetter am Schadenstag benötigen.

Gibt es noch andere Ausbildungswege zum Meteorologen und welche Voraussetzungen sollte man mitbringen?

Agne Es ist auch möglich, über das Hochschulstudium eine Diplomprüfung beziehungsweise den Master abzulegen, dann darf man sich Diplom-Meteorologe nennen. Jeder, der sich für das Wetter interessiert und eine Leidenschaft dafür mitbringt, kann den Berufsweg des Meteorologen einschlagen. Nicht gänzlich untalentiert sollte man in den Schulfächern Geografie, Mathematik und Physik sein, da diese Kenntnisse die Basis für unsere tägliche Arbeit bilden. Und wie das alles zusammenspielt und zu welchen Ergebnissen führt, dafür werden auch analytische Fähigkeiten benötigt. Da viele Wettersimulationen und Berechnungen über Computer laufen, ist ein gewisses Informatikverständnis auch hilfreich.

Wie genau kann man das Wetter eigentlich genau voraussagen? Sind längerfristige Prognosen überhaupt möglich?

Agne Längerfristige Wettervorhersagen kann man natürlich machen, aber die Wahrscheinlichkeit, dass man mit dieser Prognose auch richtig liegt, nimmt von Tag zu Tag weiter ab. Man kann davon ausgehen, dass man – vom aktuellen Tag ausgehend – für den Folgetag mit einer Wahrscheinlichkeit zwischen 90 und 95 Prozent ins Schwarze trifft und richtig liegt mit der Wetterprognose. Für den darauffolgenden, zweiten Tag liegen wir nur noch zwischen 80 und 90 Prozent und nach drei Tagen bis zu einer Woche noch bei 60 bis 80 Prozent. Alles was darüber hinausgeht, ist unseriös. Da kann man auch den Wetterfrosch im Glas beobachten, um mal ein typisches Klischee zu bedienen.

Dennoch gibt es auch Monatswerte – was halten Sie davon?

Agne Es ist durchaus möglich, anhand der Erfahrungswerte, die seit Jahrhunderten gesammelt werden. Der Beginn der Wetteraufzeichnungen in Deutschland geht zurück auf circa 1881, seitdem liegen genügend Stationswerte vor. Das bedeutet, dass es zum Beispiel für die Jahreszeiten typische Wetterphänomene gibt, die wir in unsere Simulationen mit einbeziehen. So können Tendenzen erarbeitet werden, aber genaue Vorhersagen über mehrere Wochen oder gar Monate hinaus sind praktisch unrealistisch.

Gehen Ihre eigenen Wetterprognosen auch mal daneben?

Agne Natürlich. Man muss immer in Betracht ziehen, dass kurzzeitige Änderungen in der Atmosphäre beispielsweise nicht mehr in eine Wetterprognose mit einfließen können, die ich einen Tag zuvor gemacht habe und die so nicht voraussehbar gewesen sind. Auch Schauer beispielsweise gehen nicht immer dort nieder, wo man sie vielleicht vermutet hätte. Eine 100prozentige Prognose wird beim Wetter vermutlich nie möglich sein, auch wenn wir mit technischen Geräten hervorragend ausgestattet sind und alle unsere Erfahrungen als Meteorologen in die Waagschale werfen.

Wie sieht Ihr Arbeitstag aus?

Agne Einen Großteil meiner Arbeitszeit verbringe ich am Computer und verarbeite die Informationen, um daraus eine Wetterprognose zu erstellen. Ebenfalls sehr wichtig für meine Arbeit sind die Beobachtungen des Himmels und das Sammeln der Daten. Dazu gehören beispielsweise Temperaturmessungen an verschiedenen Stellen, wie im Boden, direkt über dem Boden und in einer Höhe von zwei Metern über dem Boden. Auch Luftdruck und Luftfeuchtigkeit sind Bestandteil der benötigten Daten. Ebenfalls die Messung der Sonnenscheindauer sowie Niederschlag und Wind sind wertvolle Parameter. Wenn ich alle Parameter zusammengetragen und mir einen Überblick über die Großwetterlage verschafft habe, dann kann man den wahrscheinlichsten Verlauf berechnen. Aber wie gesagt, es sind Prognosen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit, die jeden Tag auf die aktuellen Begebenheiten aktualisiert werden müssen.

Über was freuen Sie sich jeden Tag am meisten?

Agne Dass ich meinen absoluten Traumberuf gefunden habe! Und wenn viele Leute meine Wetterberichte lesen und mir positive Rückmeldungen geben. Deshalb möchte ich an dieser Stelle auch einmal vielen Dank sagen und hoffe, dass sie mir weiterhin die Treue halten.

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